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Weltreise Heimkehr nach zweieinhalb Jahren

Europa, Asien, Australien und ein bisschen Afrika - Gergana Godulla (32) und Michael Heine (37) haben die Welt mit dem Fahrrad bereist.

09.10.2015, 23:01

Magdeburg l Wenn es nicht so absurd wäre, würden Gergana Godulla und Michael Heine im Garten des Elternhauses ihr Zelt aufschlagen. Die vergangenen zweieinhalb Jahre hat das Paar viel Zeit in der Natur verbracht. Sie radelten durch Europa, Asien, Australien und durch den Süden Afrikas. Oft schliefen sie im Zelt, manchmal fanden sie ein paar freundliche Gastgeber, selten wohnten sie im Hotel.

Seit knapp vier Wochen sind sie nun wieder in Magdeburg. Das „Draußensein“ und die Natur – obgleich ihnen mehr denn je bewusst wurde, wie grün ihre Heimat doch ist – vermissen sie sehr. Und in manchen Momenten fehle auch die Ruhe der Abgeschiedenheit.

Geplant war ihre Heimkehr eigentlich noch nicht. Gern wären sie noch ein paar Monate durch Afrika gefahren. Doch familiäre Gründe bewogen sie zum raschen Rückflug. Luanda im westafrikanischen Angola war ihre letzte Station, bevor sie von Johannesburg/Südafrika nach München flogen.

Und so waren sie Anfang September zumindest physisch wieder in Deutschland. Während Gergana von dort aus schnell zu ihrer Familie reiste, entschied sich Michael, mit dem Rad nach Magdeburg zu fahren. „Irgendwie brauchte ich das als Abschluss“, erklärt er. Damit er gewissermaßen auch psychisch ankommen könne. Denn so einfach, wie es klingt, ist zurückkommen nicht.

Einen konkreten Plan, wie es weitergeht, haben die zwei noch nicht. Derzeit wohnen sie bei Gerganas Mama und loten ihre Möglichkeiten aus. Denn bevor sie am 22. März 2013 das erste Mal in die Pedale traten, lösten sie ihre Wohnung auf und kündigten die Jobs – Gergana arbeitete damals als Gesangslehrerin, Michael war im Bereich Qualitätsmanagement und Marketing im Gesundheitswesen tätig. Ob sie in ihre Berufe zurückkehren oder gänzlich andere Richtungen einschlagen, wissen sie noch nicht. Und auch, ob sie in Magdeburg bleiben, hänge ganz von den beruflichen Perspektiven ab. Was für beide jedoch feststeht: Sie müssen den Bewegungsdrang, den sie nach zweieinhalb Jahren auf dem Fahrrad haben, mit Sport abbauen. So hat sich Gergana in der Ballettschule Semenchukov angemeldet und Michael will Handball beim MSV 90 spielen. Viel Rad fahren werden sie natürlich weiterhin. Auf dem Plan stehe auch, die Schulbank zu drücken. Gergana möchte Persisch und Türkisch lernen. „Türkisch, weil es sehr schön klingt, und Persisch, weil ich gemerkt habe, dass man damit sehr weit kommt“, erklärt sie.

Momentan seien sie noch damit beschäftigt, Familie und Freunde zu besuchen. Unzählige Reiseberichte mussten sie schon geben. Doch wo fängt man nach so langer Zeit und so vielen Erlebnissen in so verschiedenen Ländern an? „Mit dem Ort, der am schönsten war“, erklärt Gergana. Nach diesem werden sie eh am häufigsten gefragt. Und auch, wenn es unglaublich schwerfalle, diesen zu benennen – „denn jedes Land hat etwas Schönes“ –, haben sie eine Antwort parat: Australien!

„Dort wollen wir auf jeden Fall noch einmal hin. Es ist unvorstellbar vielfältig. Die Landschaft verändert sich mit jedem Kilometer. Wir haben Australier getroffen, die meinten: ‚Es reicht kein ganzes Leben, um alles zu sehen‘“, erklärt Michael.

Pläne, sich bald wieder auf den Weg zu machen, haben die zwei aber noch nicht. Im Moment freuen sie sich einfach, wieder bei ihrer Familie und ihren Freunden zu sein. Michael habe sich beispielsweise eine Woche lang täglich mit seinen Freunden getroffen.

Und was war das Erste, was ihnen in ihrer Heimatstadt aufgefallen ist? „Die Schilder“, sagt Gergana. „Es ist Wahnsinn, wie viele Straßenschilder hier stehen.“ Außerdem sei alles so geordnet, geregelt und sauber. Ein Unterschied zu Angola, ihrer letzten Station im Südwesten Afrikas, wie er größer nicht sein könnte.

Ob sie von diesem „krassen Unterschied“ oder den unzähligen Erlebnissen und Eindrücken jemals in einem Buch berichten wollen, wissen sie noch nicht. Auch eine Vortragsreihe, wie es viele Weltenbummler machen, stehe nicht auf dem Plan. „Wir werden sehen und lassen alles auf uns zukommen“, sagt Gergana. So, wie sie es in den vergangenen zweieinhalb Jahren gemacht haben. Denn wenn die Weltreise sie verändert hat, dann wohl in ihrer Einstellung zum Leben. „Ich denke, wir haben gelernt, Dinge gelassener zu nehmen“, sagt Michael. „Das, was wir haben, schätzen wir.“

Weitere Bilder von der Tour gibt's unter www.velo7.net.