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Kunstmuseum Verlängerung für die Video-Installation

Die Videoinstallation im Kunstmuseum Magdeburg wird bis 28. März verlängert. Zu sehen sind Fluchtgeschichten.

Von Christina Bendigs 08.03.2016, 16:00

Magdeburg l Ein Gewirr von Stimmen erfüllt den Kreuzgang des Kunstmuseums im Kloster Unser Lieben Frauen. Was sie sagen und wer redet, bleibt verborgen. Diese Kakophonie ist gewollt. Sie ist ein wichtiges Element der Video-Ton-Installation „Fluchtpunkte – Perspektiven“.

Es sind Stimmen, die eine ähnliche Geschichte erzählen. Sie handelt von Flucht und Vertreibung, von Hoffnung und Heimat. Die Fluchtgeschichten spielen jedoch nicht nur in der Gegenwart. Einige derer, die über ihr Leben berichten, waren vor 70 Jahren auf der Flucht, während des 2. Weltkrieges. Andere verließen die DDR vor 1990.

Auch Shanna kommt zu Wort, die 2002 aus der Ukraine nach Deutschland kam und in Usbekistan geboren wurde. Die Mehrzahl der Interviewten gehört jedoch zu jenen Flüchtlingen, über die seit Monaten berichtet wird. Was in Medienberichten oft als anonymes, verallgemeinertes Schicksal zu sehen ist, erhält im Kreuzgang des Kunstmuseums ein Gesicht und eine konkrete Stimme. Zu den Interviewten gehörte auch die inzwischen abgeschobene Integrationspreisträgerin Djulieta Avdonovic.

Die Installation stammt von Mischtonmeister Ansgar Frerich, der sie ursprünglich für die Lange Nacht am 23. Januar im Kunstmuseum konzipiert hatte. Doch schon an diesem Abend zeigte sich, dass sie auch für einen längeren Zeitraum von Interesse sein kann. Gerade für den Unterricht sei sie hilfreich, findet Uwe Förster, der im Kunstmuseum als Mitarbeiter für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätig ist. Die Ausstellung wurde deshalb verlängert und ist noch bis 28. März im Kloster-Kreuzgang zu sehen und kann von Schulklassen besucht werden, berichtet Uwe Förster weiter.

Insgesamt gehören zwölf Videos zur Installation. Ihre Anordnung erinnert an die Stationen des Kreuzweges. Die Monitore sind in den vier Gängen gleichmäßig verteilt. Steht man vor einem der Bildschirme, tritt die Kakophonie plötzlich in den Hintergrund und man erfährt das persönliche Schicksal der Geflohenen. Einer der Ersten, dem man so begegnet, ist Willi aus Burkina Faso. Er hat sich nicht nur für das Interview zur Verfügung gestellt, sondern war darüber hinaus am Aufbau der Installation beteiligt.

Die Interviews wurden in Vorbereitung der Langen Nacht im Kunstmuseum geführt. In Grit Bümann und Peter Bräuer fand der aus Berlin kommende Ansgar Frerich in Magdeburg wichtige Partner. Es galt nicht nur, Menschen zu finden, die zu solch einem Interview bereit sind, sondern die Interviews auch zu führen und das Material, das viel länger ist als das fertig geschnittene Video, für die Präsentation zu bearbeiten – und das alles quasi zwischen Weihnachten und dem neuen Jahr.

Die Installation wurde durch die finanzielle Unterstützung des Freundeskreises des Kunstmuseums ermöglicht. Schulklassen sind herzlich eingeladen, die Arbeit in den Unterricht einzubeziehen. Der Eintritt ist für sie frei.