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Versteigerung Bieterwettstreit um altes Hotel

Das alte Magdeburger Hotel Neustädter Bahnhof wurde für 112.000 Euro zwangsversteigert.

Von Stefan Harter 08.04.2016, 01:01

Magdeburg l „Es ist jetzt 9.09 Uhr. Die Bietzeit hat begonnen“, erklärt Rechtspfleger Matthias Urich gestern Vormittag im Saal 24 des Amtsgerichts Magdeburg. Die Zwangsversteigerung des Eckgebäudes Gröperstraße 2 steht an, beantragt von der Hauptgläubigerin, der Stadt Magdeburg. Allein die Grundschuld des bisherigen Eigentümers beträgt 40.000 Euro, dazu lasten mehrere Sicherheitshypotheken auf dem Haus.

Der Mann aus Niedersachsen ist selbst vor Ort, mit Basecap und Sonnenbrille nimmt er in der hinteren Stuhlreihe Platz, gibt sich auf Nachfrage nicht zu erkennen. Vor einigen Wochen hatte er von sich aus die Volksstimme kontaktiert und von einem baldigen Verkauf des Gebäudes gesprochen. Von Zwangsversteigerung wollte er damals nicht reden.

Nun kam es aber doch zum Termin. Nach und nach trauen sich die anwesenden Interessenten aus der Deckung. Fünf Herren geben schließlich ein Gebot ab. Der erste muss gleich unverrichteter Dinge passen. Die von der Gläubigerin eingeforderte und vorab einzahlbare Sicherheitsleistung von 3000 Euro hat er erst am Tag zuvor überwiesen und sie ist schlicht noch nicht auf dem Gerichtskonto eingegangen. Daher kann er nicht mitbieten. Dabei hätte er nach Volksstimme-Informationen ein fertiges Konzept für das Haus.

Die anderen Interessenten liefern sich einen echten Bieterkampf. Der offizielle Verkehrswert für die sanierungsbedürftige Immobilie lag bei 30.000 Euro, ein Mindestgebot von knapp 4700 Euro hätte theoretisch schon für einen Zuschlag reichen können. Doch schnell steigen die Angebote.

Eine halbe Stunde haben die Interessenten Zeit, um mitzubieten. Kurz vor dem Ablauf sind die 100.000 Euro bereits erreicht. Zwei Herren streiten sich noch, steigern um jeden 1000er mit. Doch am Ende gibt ein Mann aus dem Raum Potsdam das finale Gebot ab. Matthias Urich erteilt den Zuschlag für 112.000 Euro. „Herzlichen Glückwunsch“, gratuliert er dem neuen Eigentümer. Auf Volksstimme-Nachfrage sagt dieser, dass er das Gebäude sanieren und Mietwohnungen einrichten will.

Freuen können sich auch die Gläubiger, der hohe Verkaufserlös wird wohl alle alten Schulden begleichen. „Das war vor zehn Jahren noch anders“, sagt Matthias Urich mit Blick auf die aktuell hohe Nachfrage, „da wurden solche Immobilien angeboten wie Sauerbier.“