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1. Mai Essen statt Arbeitskampf

Traditionell laden die Gewerkschaften am 1. Mai auf den Alten Markt in Magdeburg ein. 2016 ist der schon besetzt.

Von Katja Tessnow 21.04.2016, 01:01

Magdeburg l Traditionell richtet der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am 1. Mai eine Kundgebung auf dem Alten Markt aus. Der Mindestlohn und gleiche Arbeitseinkommen in Ost und West waren die Themen 2014/15. 2016 ist „Zeit für mehr Solidarität“ ausgerufen. Der Marktplatz steht dafür allerdings nicht zur Verfügung. Den hat sich schon zu Jahresbeginn ein Veranstalter aus Schleswig-Holstein reserviert – fürs nächste „Street Food Event“ in Magdeburg.

Aus 25 Trucks werden kulinarische Köstlichkeiten von Sushi bis Auster und sogar Grashüpfer gereicht als eine Demonstration auf den guten Fast-Food-Geschmack der „innovativen, handgemachten und nachhaltigen“ Art. Es gehe um Bio, fairen Handel, regionale Produkte und artgerechte Tierhaltung, geben sich die Veranstalter einen anspruchsvollen Anstrich.

„Ich habe nichts dagegen“, sagt der DGB-Regionalvorsitzende Siegfried Stegner, „aber uns deswegen so zu schneiden!“. Stegner hat einen Brief an den Oberbürgermeister geschrieben und noch einen an die Ratsfraktionen. Man sei „nicht einverstanden“ mit der Verdrängung der Maikundgebung vom Marktplatz, steht da vorsichtig formuliert. In Wahrheit sind die Gewerkschafter ungehalten bis wütend. „Wir haben bisher toll mit der Stadt zusammengearbeitet und waren verlässliche Partner, nicht nur am 1. Mai, sondern zum Beispiel auch bei der Meile der Demokratie“, sagt Stegner, dem das Zusammentreffen von „Pleiten, Pech und Pannen“ bei der Vorbereitung der diesjährigen Maikundgebung Rätsel aufgibt. „Eigentlich wollen wir schon jeweils im Vorjahr den Markt für das Folgejahr reservieren, aber bei der Stadt sagte man uns, das sei gar nicht nötig; Februar reicht.“ Zu Jahresbeginn 2016 kamen den Gewerkschaften aber die Food-Veranstalter zuvor mit ihrem Antrag zur Miete des Platzes und buchten ihn sogleich für zwei Tage (30. April/1. Mai). Der DGB erhielt folgerichtig eine Absage.

Stegner ist empört. Der Oberbürgermeister ist immerhin „überrascht“. „Ich habe mich gewundert, als ich hörte, dass der Markt am 1. Mai an jemand anders vermietet wurde“, sagt Lutz Trümper gestern auf Nachfrage, verweist aber zugleich auf ein Protokoll vom 29. Februar 2016. „Da gab es einen Ortstermin mit Vertretern von DGB, Feuerwehr und Ordnungsamt. Aus dem geht hervor, dass man sich einvernehmlich geeinigt habe, dass der DGB mit seiner Kundgebung an den Eingang zum Alten Markt (aus Richtung Karstadt – d. Red.) umzieht.“ Alle Seiten hätten diese Lösung sogar als dienlich empfunden, weil sich beide Veranstaltungen gegenseitig befruchten könnten.

Trümper quittiert die nachträgliche Empörung des DGB mit Unverständnis und konstatiert, dass die Entscheidung zur Vermietung ohne sein Zutun gefallen sei und „ohne jede politische Ambition“. Abgesagt hat das Stadtoberhaupt in diesem Jahr allerdings auch sein Grußwort zur Maikundgebung. „Das hat private Gründe“, so Trümper. Das Stadtoberhaupt will den SCM-Handballrecken beim Pokal-Final-Four in Hamburg persönlich zur Seite stehen.

Zuvor wird Trümper sich heute im Stadtrat nochmals mit der Maikundgebung befassen müssen. Die Linke beantragt freien Markt für den DGB am 1. Mai. Zumindest für 2016 sieht Trümper dafür keine Chance mehr. „Die Verträge sind geschlossen. Wir werden keine Vertragsstrafe riskieren.“