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Behörden verlangen plötzlich neue Konzepte Angst vorm Aus von kleinen Weihnachtsmärkten in Magdeburg

Die Stadtverwaltung Magdeburg verlangt plötzlich von Veranstaltern ehrenamtlicher Weihnachtsmärkte Sicherheitskonzepte. Das sind die Folgen.

Von Rainer Schweingel 21.10.2024, 06:45
Blick auf den Stadtfelder Weihnachtsmarkt in Magdeburg.
Blick auf den Stadtfelder Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Stefan Harter

Magdeburg - Veranstalter von Stadtteilweihnachtsmärkten in Magdeburg müssen in diesen Tagen überraschende Post vom Amt beantworten. Erstmals erhielten sie aus dem Dezernat für Ordnung und Sicherheit die Aufforderung, für ihren ehrenamtlich organisierten Budenzauber ein Sicherheitskonzept vorzulegen. Was die Folgen sind.

Beigeordneter Ronni Krug ist Absender der Schreiben und bestätigt die Post an die Weihnachtsmarktmacher: „Ja, wir haben solche Schreiben verschickt und das aus unserer Sicht auch rechtzeitig getan, damit die Organisatoren nicht aus allen Wolken fallen und noch reagieren können.“

Nur die Vorlage sei neu

Krug begründet sein Vorgehen mit Vorfällen wie dem Messerangriff in Solingen. Deshalb müsse nun auf Festen mehr auf Sicherheit geachtet werden. Zudem gehe man davon aus, dass sich ehrenamtliche Veranstalter schon immer mit der Sicherheit auf ihren Veranstaltungen auseinandergesetzt hätten, so Krug. Neu sei lediglich, dass man sich diese Konzepte nun zur Prüfung vorlegen lassen.

Man wolle mit dieser neuen Anforderung die ehrenamtliche Arbeit aber weder behindern und schon gar nicht ersticken. „Uns ist klar, dass die Organisation von Weihnachtsmärkten für Ehrenamtliche enorm aufwendig ist. Gleichzeitig darf aber der Sicherheitsgedanke nicht vergessen werden“, wirbt Krug um Verständnis. Hundertprozentige Sicherheit gäbe es nicht so Krug. Aber wenn etwas passiert, wolle man zumindest darauf verweisen können, so viel wie möglich zur Verhinderung getan zu haben.

Nach Solingen und Mannheim: Terrorschutz ist Polizeisache

Beim Sicherheitskonzept gehe es unter anderem um den Nachweis, wie viele Ordner gestellt werden, wie Fluchtwege organisiert seien und wie eine Erstversorgung gewährleistet werde. Dabei betrachte man jeden Veranstalter einzeln auf seine speziellen Bedingungen hin und wolle auch beratend zur Seite stehen. Dennoch: Sicherheitskonzepte sollen nun Bestandteil des Genehmigungsverfahrens werden. Da es sich um eine Premiere handele, wolle man noch nicht so scharfe Maßstäbe anlegen. Zudem, so Krug, sei auch dem Amt klar: Der Schutz vor Terror sei nicht Aufgabe der Ehrenamtlichen, sondern weiterhin der Polizei.

Auflagen dürfen nicht noch mehr werden

Aus den Reihen der ehrenamtlichen Weihnachtsmarkt-Organisatoren kommt dennoch Kritik. Nicht alle von der Volksstimme Befragten wollten sich öffentlich äußern. Einhelliger Tenor aber war: Die Organisation von solchen Märkten dürfe nicht mit noch mehr Auflagen erschwert werden. Das sieht auch Wolfgang Ortlepp von der Interessengemeinschaft Rothenseer Bürger so. „Die Auflagen nehmen mittlerweile so schon ein Ausmaß an, das kaum noch zu bewältigen ist. Alles, was noch obendrauf kommt, macht es nur noch schwieriger.“

Ordner, Erste Hilfe und noch mehr

Schon jetzt halten die Rothenseer für ihren einen Abend lang geöffneten Budenzauber ständig ein Rettungsfahrzeug vor, stülpen Mitstreitern Ordner-Westen über, weisen Fluchtwege aus und vieles mehr. Noch mehr Sicherheit würde aber auch noch mehr Kosten produzieren. Allein die Bereitschaft eines Wachdienstes, der nicht mal vor Ort wäre, koste für die sechs Veranstaltungsstunden rund 400 Euro. Geld, das die Rothenseer Weihnachtsmacher kaum aufbringen können.

Ausgang bisher offen

Zur Ehrenrettung: Sorgen wie diese kennt auch Dezernent Ronni Krug und sichert zu, nach machbaren Lösungen zu suchen. Aber sie müssen eben gefunden werden – im Interessenausgleich zwischen den Forderungen der Stadt und den Kapazitäten der Veranstalter. Der Ausgang ist bisher offen. Sudenburg hat seinen Markt für dieses Jahr schon abgesagt.

Ein Grund waren die vielen Auflagen der Behörden.