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Serie „Otto ist Einheit“ über 35 Jahre Wiedervereinigung Mit Video: Attraktives Wohnen ermöglichen

Für den Architekten Sebastian Schulze ist Magdeburg eine Stadt der Potenziale. Warum, das erklärt er hier.

Aktualisiert: 20.07.2025, 14:04
Sebastian Schulze, Architekt in Magdeburg.
Sebastian Schulze, Architekt in Magdeburg. Foto: Pro M Magdeburg

Magdeburg - In einer Serie erzählen Menschen aus Magdeburg mit Ost- oder West-Hintergrund ihre Geschichte über Wiedervereinigung und Deutsche Einheit seit 35 Jahren. Hier Sebastian Schulze, Architekt.

Alltagsleben im DDR-Grenzgebiet? Da hat Sebastian Schulze eigene Erinnerungen dran. Es sind die eines damals Zehnjährigen, der regelmäßig unter den gegebenen Umständen die beiden Großelternpaare im Sperrgebiet rund um Oebisfelde besucht.

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„Als die Mauer 1989 fiel, war ich gerade bei meiner Oma und wir sind ruckzuck über die Grenze“, erzählt der Architekt und gebürtige Magdeburger. „Und dann standen wir plötzlich in so einem kleinen Lotto-Laden und es war für mich die bunte Welt. Kaugummis, Lollis, Zeitschriften. Alles bunt und grell. Ich weiß es noch ganz genau.“ Auch bei Verwandten in Berlin ist er kurz danach mit seinen Eltern gewesen. „Es gibt ein Foto mit mir und einem winzigen Stück Mauer.“

Video: Serie 35 Jahre Deutsche Einheit: Architekt Sebastian Schulze

(Stadtmarketingverein Pro M Magdeburg)

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Alle wollten in die erste West-Kaufhalle

Und in „seinem Kiez“, dem Neustädter Feld, hat Sebastian Schulze heute noch die schier unendlichen Menschenschlangen vor Augen. „Alle wollten in die Kaufhalle. Ich glaube, es war die erste in der Stadt, die auf Westprodukte umgestellt wurde.“

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Der Architekt und Geschäftsführer der META Architektur GmbH in Magdeburg sagt, er sei früher „etwas irritiert“ gewesen, dass es rund um die Wiedervereinigung zwei Daten gibt. „Da gibt es den 9. November und den 3. Oktober. Das eine ist das Absolute und das andere etwas politisch Formelles.“ Die ersten Jahre im wiedervereinigten Deutschland erlebt Sebastian Schulze als Kind und Teenager.

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1998 macht er Abitur, studiert Architektur in Magdeburg, hängt seinen Master in Dessau dran und verabschiedet sich dann erst einmal aus seiner Heimatstadt – zumindest an den Werktagen unter der Woche. „Berlin, Nürnberg, München, Hamburg. Ich war mittendrin im Transaktionsbusiness und jeden Tag mit ganz vielen Excel-Tabellen beschäftigt. Dann wurde mir bewusst, dass ich nicht Architektur studiert habe, um Zahlen von rechts nach links zu schieben.“ Sebastian Schulze will gestalten. Machen. Kreativ sein. Und das im besten Fall in seiner Heimatstadt.

Erstes Projekt auf dem Schlachthofgelände

2009 gründet er mit Andreas Müller das Architekturbüro META und setzt das erste Großprojekt auf dem ehemaligen Schlachthofgelände um. Das oft zitierte Ost-West-Ding spielt im gut durchmischten META-Team keine Rolle. „Da gucken wir dann doch lieber darauf, was die Leute können“, sagt Schulze.

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Projektarbeit sei bis heute immer auch ein Stück weit Übersetzungsarbeit auf allen Ebenen. „Wenn du das Stadtbild durch dein Tun verändern willst, dann bist du zwar der kreative Gestalter, aber immer auch ein Vermittler zwischen Interessen und Zahlen. Ein sehr politisch geprägtes Feld.“

Bundesgartenschau brachte einen riesigen Schub

Magdeburg ist damals wie heute für den Gestalter urbaner Lebensräume der Lebens- und Arbeitsmittelpunkt. „Natürlich ist die Stadt heute auf keinen Fall mehr die meiner Kindheit, doch sie ist die Stadt der Potenziale. Damals nach der Wende ebenso wie heute“, bekräftigt der zweifache Familienvater, der stets mit dem „Auge eines Architekten“ durch sein Magdeburg geht.

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Magdeburg, sagt Sebastian Schulze, sei über Jahrhunderte immer ein Vorreiter im Städtebau und eine Vorzeigestadt des Sozialismus gewesen. „Die Buga brachte einen riesigen Schub. Das wird leider oft vergessen. Und das Hundertwasserhaus in der Innenstadt wurde ganz selbstverständlich als multifunktionales Gebäude mit enormen Strahlkraft etabliert.“

Ehrenamtlich im Rotary Club

Für das, war architektonisch in Magdeburg geschieht beziehungsweise bereits geschehen ist, wünscht sich der ehrenamtliche Präsident des Rotary Clubs Magdeburg mehr Offenheit und Vertrauen von den Menschen. „Nicht gemeckert ist ja hier schon fast gelobt“, sagt er mit einem Schmunzeln. Sebastian Schulze weiß: „Magdeburg ist unglaublich attraktiv. Ich kenne viele, die vor Jahren beispielsweise nach Berlin gezogen und inzwischen wieder hier sind.“

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In Zukunft könnte für heimatverliebte Rückkehrer auch das ehemalige Werksgelände des Reichsbahnausbesserungswerks, kurz RAW, interessant sein. Das META-Team rund um Sebastian Schulte steht an der Spitze dieser Quartiersentwicklung im Auftrag eines internationalen Investors. „Wir vereinen öffentliche Nutzung in den Denkmälern mit attraktivem Wohnen in den Neubauten“, verrät der Architekt. So, wie es in Magdeburg schon viele Male mit Erfolg gelungen ist.