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Ausgebüxt Nandu stolziert durch Magdeburger Garten

Die entlaufene Nandu-Dame Püppi ist auf Entdeckungstour in einer Gartenanlage in Magdeburg gewesen - und dann wieder entwischt.

Von Christina Bendigs 17.06.2020, 01:01

Magdeburg l „Das war in meinem Rentnerleben wirklich ein Highlight“, sagt Klaus Kuhne am Dienstag mit glänzenden Augen und noch ganz aufgeregt von seiner Begegnung mit einer gefiederten Art. In der Gartenanlage im Bereich der Berliner Chaussee in Magdeburg, in der er seine Scholle hat, wartete Kuhne eigentlich auf das Pumpenauto. Auf dem Weg zum Tor der Anlage traute er jedoch seinen Augen kaum: Da kam ihm nämlich ein Nandu entgegen. „Da habe ich natürlich kehrtgemacht und erst mal mein Handy geholt, um ein Foto zu machen“, erzählt er. Erst später erfuhr er, dass es sich um den ausgebüxten Nandu eines Magdeburgers handelt, der sehnsüchtig auf die Rückkehr seines Laufvogels wartet und schon einiges unternommen hat, um ihn wieder einzufangen.
Über die Volksstimme kommt schließlich der Kontakt zum Besitzer zustande, der gern anonym bleiben möchte. Während Püppi sich in den Gärten umschaut und dort zur tierischen Attraktion wird, rafft der Eigentümer Netze zusammen und kontaktiert einen Bekannten, der ihm helfen soll, Püppi einzufangen.
Klaus Kuhne dagegen versucht mit anderen Gärtnern, den Nandu festzusetzen, wird zum Schließmeister der Torzufahrt. Wenn ein Auto kommt, öffnet er das Tor, danach schließt er es wieder, damit Püppi nicht wegkann. Gartennachbarin Andrea Anschütz bringt einige frisch gewaschene Weintrauben mit. „Er hat sich so anmutig und erhaben bewegt“, schwärmt sie vom Nandu.
Die Weintrauben gehören nach Auskunft des Besitzers zu Püppis Leibspeise, doch die lehnt ab. Bis auf wenige Meter können sich die Gärtner dem Nandu nähern. Ob Püppi geahnt hat, dass der Besitzer unterwegs ist und sie einfangen will, man weiß es nicht. Aber kurz bevor er eintrifft, entschließt sich der Nandu über einen kleinen Graben dann doch lieber weiterzuziehen und macht sich vom Gartenacker auf in ein nahegelegenes Feld.
Der Eigentümer des Vogels bedankt sich schließlich noch bei Klaus Kuhne für seine Bemühungen. „Wenn es ihr gefallen hat, dann kommt sie bestimmt noch mal wieder“, vermutet er und hinterlässt seine Telefonnummer. Für den Fall der Fälle. Klaus Kuhne würde sich über ein Wiedersehen mit dem Nandu freuen. „Püppi ist ’ne coole Socke“, schwärmt er, „ich glaube, wir sind jetzt schon beim Du.“ Er habe ihr gesagt: „Du tust mir nichts, und ich tue dir nichts.“ Denn ein wenig Respekt hatte er schon vor dem Nandu, der ihn, zur Gänze aufgerichtet, ein ganzes Stück überragt habe.
Der Besitzer will die Hoffnung nicht aufgeben, dass er Püppi vielleicht doch noch wieder einfängt. Auf freiem Feld aber ist das nahezu aussichtslos. Vor dem Haus sei die siebenjährige Nandu-Dame auch schon unterwegs gewesen, ließ sich aber selbst mit Weintrauben nicht zur Rückkehr überreden, erzählt er.
Eine Gefahr gehe von dem Tier nicht aus. „Sie ist Menschen gewöhnt“, sagt der Besitzer, „auch Trubel.“ Ordnungsamt, Veterinäramt, Förster und Kreisjägermeister seien informiert. Der Nandu ist ein Pflanzenfresser. Und wurde so auch in den vergangenen Tagen immer wieder mal in der ostelbischen Feldmark gesehen. Bilder im Internet zeugen davon, so dass Püppi sich langsam schon zu einem kleinen Star entwickelt.
Klaus Kuhne hofft, dass es ein verschobenes und kein verpasstes Happy End war: „Man sieht sich ja immer zweimal im Leben.“