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Natur Baumbilanz in Magdeburg bleibt mangelhaft

Das Stadtgrün in Magdeburg hat in den vergangenen Jahren an Substanz verloren. Es gibt Bemühungen, wieder mehr Bäume zu pflanzen. Doch trotz Spendenaktion und Baumoffensive bleibt noch viel Luft nach oben.

Von Konstantin Kraft 24.07.2023, 03:30
Ein Stumpf an der Sohlener Straße. Aus Gründen der Verkehrssicherheit musste dieser   Baum gefällt werden.
Ein Stumpf an der Sohlener Straße. Aus Gründen der Verkehrssicherheit musste dieser Baum gefällt werden. Archivfoto: K. Kraft

Magdeburg - Magdeburg war einst die zweitgrünste Stadt in Deutschland. Das hat eine Auswertung der Grünanteile Anfang der 2000er Jahre ergeben. Seither hat das Stadtgrün indes an Substanz verloren.

Eine Studie von Luftbildern legt nahe, dass von 2011 bis 2019 gut 70.000 Bäume im Stadtgebiet verloren gegangen sind. Extremwetter, Krankheit, Schädlingsbefall und Bauprojekte sind maßgebliche Gründe.

Verwaltung erstattet halbjährlich Bericht

Es gibt Bemühungen, wieder für mehr Grün in der Stadt zu sorgen. Doch gelingt dies auch? Auf Beschluss des Stadtrates soll die Verwaltung halbjährlich über die Fällungen beziehungsweise Ausgleichs- und Ersatzpflanzungen städtischer Bäume berichten.

In einer jüngsten Informationsvorlage wurde dies für 2022 getan. Eine Entspannung für das Baumdefizit bahnt sich demnach eher nicht an.

So wurden im vergangenen Jahr insgesamt 801 Stadtbäume gefällt. Der Großteil davon fiel im Zuge der akuten Gefahrenabwehr. Im ersten Halbjahr seien aus diesem Grund relativ viele Bäume an Gräben und Wasserläufen gefällt worden.

„Dies erklärt sich damit, dass für diese städtischen Flurstücke erstmals der komplette Baumbestand begutachtet und ein Baumkataster erstellt worden ist. Es bestand hier also dringender Handlungsbedarf in puncto Herstellung der Verkehrssicherheit“, heißt es aus dem Rathaus.

Keine Ersatzpflanzung bei Gefahrenabwehr

Auch im Nachgang von Unwetterereignissen, Windbruchschäden und Baumkrankheiten mussten Gehölze mangels Standsicherheit weichen. Wenn Bäume aus Gründen der Gefahrenabwehr weichen, werden in der Regel keine Ersatzpflanzungen auferlegt. Das hat zur Folge, dass für 2022 lediglich 48 Ersatzpflanzungen beauflagt wurden.

Dies stellt jedoch nicht die Gesamtzahl der Neupflanzungen dar. So seien im Rahmen der Spendenaktion „Mein Baum für Magdeburg“ 465 Neupflanzungen realisiert worden.

Hinzu kommen weitere 90 Baumpflanzungen als Teil des Wiederbepflanzungskonzeptes „Otto Bäumt sich auf“. Ziel ist es, innerhalb von 12 Jahren ein Defizit von 6000 Bäumen auf städtischen Flächen auszugleichen.

Defizit von 198 Bäumen

Gleichwohl bleibt unterm Strich für 2022 zunächst ein Defizit von 198 Bäumen. So stehen 801 Fällungen 603 Neupflanzungen entgegen.

Die Stadtverwaltung verweist darauf, dass, wenn man die bereits im Jahr 2022 beauftragten, jedoch aus organisatorischen Gründen erst im Winter 2023 ausgeführten Pflanzungen hinzurechnen würde, die Zahl der Neupflanzungen auf 1235 anwachsen würde.

Im Naturschutzgebiet Kreuzhorst wurde im Frühjahr eine große Menge Holz entfernt.
Im Naturschutzgebiet Kreuzhorst wurde im Frühjahr eine große Menge Holz entfernt.
Foto: Konstantin Kraft

Außen vor bleiben in dieser Rechnung die Fällungen, die in diesem Frühjahr realisiert wurden. Außen vor bleiben auch Großfällungen, wie sie zuletzt in der Kreuzhorst als Landesforst umgesetzt wurden.

Es bleibt also noch einiges zu tun, dass die rote Baumbilanz in Magdeburg tatsächlich wieder schwarze Zahlen schreibt und ultimativ für mehr Stadtgrün sorgt.

Zu diesem Schluss kommt auch das Rathaus. So müssten „weitere Anstrengungen zur Tilgung des Defizits, das sich im Laufe der vergangenen Jahre aufgebaut hatte, unternommen werden“.