Serie „Otto ist Einheit“ über 35 Jahre Wiedervereinigung Botschafter für Magdeburg an der Orgel
Matthias Mück ist leidenschaftlicher Kirchenmusiker und zugleich ein Botschafter für Magdeburg. Er organisiert Treffen in der Elbestadt, ist aber auch europaweit auch selbst unterwegs.

Magdeburg - In einer Serie erzählen Menschen aus Magdeburg mit Ost- oder West-Hintergrund ihre Geschichte über Wiedervereinigung und Deutsche Einheit seit 35 Jahren. Hier Matthias Mück, Kirchenmusiker.
An die Wendezeit kann sich der in Mainz geborene Kirchenmusiker noch gut erinnern: „Ich war als Fernmeldetechniker nach meinem Grundwehrehrdienst noch weiter im zivilen Beruf bei der Bundeswehr tätig. Bei der Maueröffnung waren wir alle bewegt und glücklich. Vor dem Fernseher staunten wir über die nach Westen strömenden DDR-Autos.
Die Vereinigung im Oktober 90 wurde kurz vor meinem Studienbeginn als Kirchenmusiker vollzogen. Da gab es bei uns Festgottesdienste. Mein Großvater hat Verwandte in Brandenburg. Wir konnten die dort verbliebenen Verwandten nie besuchen. Ich leitete nebenberuflich einen Kirchenchor in Mainz. Zu dessen Partnerchor in Halle hatten wir Beziehungen und besuchten uns gleich im Jahr 1991. Auch in Berlin war ich vor dem Mauerfall schon gelegentlich und hatte so Kontakt mit der DDR.“
Groß geworden ist Mück in der katholischen Kirche. Geprägt durch seinen Großvater mütterlicherseits, der Pianist war, durchlief er schon ab 1983 eine berufsbegleitende Ausbildung zum C-Kirchenmusiker. In Mainz studierte er dann Kirchenmusik und anschließend für das Konzertfach Examen. Daneben leitete er schon Chöre um Frankfurt.
Orgelpunkt im Dom und in der Sebastianskirche
1999 bewarb er sich auf die Magdeburger Stelle, gewann, zog hierher und integrierte sich. „Ich hatte gleich gute ökumenische Beziehung mit dem Domorganisten Barry Jordan, sang im Kantatenchor mit und lernte so die hiesige Kirchenmusikszene kennen. Mit dem Orgelpunkt im Sommer im Dom und nun im Herbst in Sankt Sebastian haben wir nun ein attraktives Angebot, das gut wahrgenommen wird.“
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Den Gegensatz von rheinischen Frohnaturen und zurückhaltenden Ostdeutschen will Mück so nicht gelten lassen: „Die Menschen hier sind sehr gesellig. Hier gibt es auch Karneval. Ich möchte nachdrücklich bestätigen, dass die Ostdeutschen feiern können.“, sagt er lachend. Nach 25 Jahren fühlt sich der Kirchenmusiker, der viele Konzerte, auch im Ausland spielt und so als Botschafter Magdeburgs wirkt, hier zuhause: „Meine beiden jüngeren Kinder sind hier geboren. Es ist meine Neue Heimat, hier lebe und arbeite ich.“
Sportstadt mit 1. FCM und SCM, aber auch Kulturstadt
Magdeburg gefällt ihm: „Die Stadt hat unheimlich gewonnen, an kulturellen Angeboten, an Gebäuden. Schade, dass es mit der Kulturhauptstadt 2025 nicht geklappt hat. Doch das Leben geht weiter, die Stadt kommt voran. Und als Musiker nehme ich daran teil. Magdeburg ist vielleicht noch mehr Sportstadt als Kulturstadt mit dem 1. FCM und dem SCM. Ich gucke auch gerne Fußball!“
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Auf die Frage, wie die Entwicklung gelaufen wäre, ohne die Wende 1989, sinniert Mück: „Dann wären viele Gebäude hier wohl weiter verfallen. Ich würde wohl in Westdeutschland arbeiten, Stellen gab es auch dort. Doch es war gut, dass die Vereinigung kam, ein großes Geschenk für uns alle. Auch als Westdeutscher litt man an der Teilung, konnte viele Städte nicht besuchen.
Harz, Altmark und Mecklenburg
Es gibt im Harz, der Altmark, Mecklenburg so schöne Gegenden und Städte. Nach der Wende wurde da viel erneuert. Meine Kirche beauftragte eine neue, große Orgel 1999. An ihrer klanglichen und technischen Ausgestaltung konnte ich noch mitwirken.“ Deutschland hält er heute für ein vereintes Land: „Viele Wunden sind verheilt, Vorbehalte überwunden. Für meine Kinder spielt Ost-West kaum mehr eine Rolle.“
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Aus der eher unbekannten Sankt Sebastians Kathedrale gelang es Mück, einen kulturell attraktiven Ort zu machen. In der ersten Augustwoche bringt die Orgeltagung 150 Orgelfreunde nach Magdeburg, begeistert sich der Musiker: „Es wird eine Reihe Konzerte geben und wir machen Exkursionen zu umliegenden Orgel Attraktionen, etwa in Halberstadt.“
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Mück spielt das Eröffnungskonzert zur Orgeltagung unter dem Motto ‚Tatort Kathedrale‘. Er freut sich, dass Magdeburg nun eine echte Orgelstadt ist mit mehreren großen Orgeln. „Der Orgelpunkt am Sonntagnachmittag zieht viele Begeisterte an. Das Modell, 50 Minuten Konzerte ohne Eintritt, hat sich bewährt. Zudem die jährlichen Telemann Tage, gutes Theater, Konzerte und Opern. Ich mag die Stadt und wohne gerne hier, mitten in der Stadt.“