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Bildung Das Hegelgymnasium und seine Ziele

Das Hegelgymnasium in Magdeburg ist eine renommiertete Schule. So denkt die Schulleitung über Friday for Future, Elterntaxis und Migration.

Von Rainer Schweingel 10.02.2020, 00:01

Magdeburg l Das Hegelgymnasium in städtischer Trägerschaft ist eine der beliebtesten Schulen in Magdeburg. Im Frühjahr 2019 hatte Daniela Möcker die Nachfolge von Konrad Woitag angetreten, der in den Ruhestand gegangen war. Rainer Schweingel sprach mit der neuen Schulleiterin.

Volksstimme: Sie sind jetzt rund ein halbes Jahr im Amt. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?
Daniela Möcker: Sehr positiv. Ich bin wirklich glücklich, hier arbeiten zu dürfen. Die Schule ist baulich weitgehend in Schuss und bietet viele Möglichkeiten. Das Schulprofil mit sprachlich-musischen Schwerpunkten liegt mir sehr.  Schüler und Kollegen erlebe ich als besonders aufgeschlossen.

Sie waren zuvor als stellvertretende Schulleiterin am Gymnasium in Genthin tätig. Was sind die gravierendsten Unterschiede zwischen Ihrer alten und Ihrer neuen Schule?
Das Hegelgymnasium ist eine Stadtschule. Der Migrationsanteil ist hier höher, aber kein Problem. Der Ruf der Schule ist exzellent. Und der Chor ist ein Markenzeichen, der zu diesem Ruf beiträgt. Über den Chor haben Eltern und Kinder die Chance, einen sicheren Platz hier bei uns zu bekommen. Das kann auch weiterhin genutzt werden, denn die Nachfrage, an unsere Schule zu kommen, ist nach wie vor groß.

Angenommen, Sie haben einen Wunsch fürs Hegelgymnasium frei. Welcher wäre das?
Eine bessere technische Ausstattung bei den Fachkabinetten. Damit hätten wir dann noch mehr Wahlmöglichkeiten für die Schüler. Außerdem wünsche ich mir eine moderne Medienausstattung in allen Räumen.

Andere Schulen wünschen sich mehr Lehrer. Sie nicht?
Doch, schon. Wir sind relativ gut aufgestellt, aber zufrieden sind wir deswegen noch nicht. Deshalb mussten auch wir schon zu Sonderlösungen greifen, um den Unterricht abzusichern.
So haben wir beispielsweise in diesem Schuljahr in den sechsten Klassen den Jahresunterricht in Bio auf das erste Halbjahr verschoben. Somit konnte der gesamte Stoff vermittelt werden, auch wenn Bio dann ein halbes Jahr nicht erteilt wird.

Migration spielt in Schulen eine große Rolle. Mit welchen Problemen kämpfen Sie?
Bei uns läuft die Integration überwiegend gut. Natürlich gibt es auch Probleme und Aufgaben. Aber es sind Einzelfälle, und es sind nicht mehr als bei deutschen Schülern.

Wie reagieren Sie?
Wir versuchen, jeden Fall aufzuarbeiten. Dabei wollen wir auch die Eltern mit einbeziehen. Sie müssen wir aber erst dafür gewinnen und Vertrauen aufbauen. Wir haben da auch schon reagiert. Schulfahrten fanden bei uns bisher immer zu Beginn des fünften Schuljahres statt, damit sich die neuen Schüler kennenlernen.  Das haben wir geändert, weil viele Eltern und Kinder mit Migrationshintergrund zu diesem Zeitpunkt noch nicht so weit sind für eine Klassenfahrt. Stattdessen starten wir jetzt in der fünften Klasse mit einer Kennenlern-Woche. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht. Die Schulfahrt findet jetzt in der sechsten Klasse statt. Und die meisten Kinder mit Migrationshintergrund sind dann auch dabei. 

Die Bewegung Fridays for Future führt zu vielen Diskussionen. Eine davon: Wie gehen Lehrer mit Schülern um, die freitags fehlen. Wie läuft das bei Ihnen?
Wir haben keine Probleme damit. Ich kenne nur ganz wenige Meldungen von Lehrern, dass Schüler gefehlt haben. In letzter Zeit gab es das gar nicht mehr. Grundsätzlich gilt: Entweder ist ein Schüler ordentlich entschuldigt – oder eben nicht. Und das wird dann auch so bewertet. Wir haben es außerdem den Sozialkundelehrern freigestellt, sich mit dem Thema zu beschäftigen.

Wie stehen Sie selbst zu den Protesten?
Ich finde es grundsätzlich gut, wenn sich junge Leute politisch engagieren – in ihrer Freizeit. Meine eigenen Kinder, übrigens an einer anderen Schule, haben von mir keine Genehmigung zur Teilnahme während der Schulzeit erhalten.

Worauf legen Sie Wert im Hegelgymnasium?
Ganz wichtig ist mir ein gutes Miteinander von Eltern, Schülern und Lehrern. Gegenseitiges Vertrauen spielt da eine große Rolle.  Dazu gehört auch transparenter Unterricht mit der Antwort auf die Frage: Wofür und warum bekomme ich welche Noten?

Die Diskussion um Elterntaxis hält seit Jahren an. Wie sehen Sie die Debatte?
Am Hegelgymnasium sehe ich da keine nennenswerten Probleme, auch wenn es morgens hier und da vor der Schule mal kurz eng wird. Es ist natürlich gut, wenn Kinder auch bei der Frage des Schulweges zu Selbstständigkeit erzogen werden. Grundsätzlich kann und will ich mir nicht anmaßen zu bewerten, wie Eltern ihre Kinder zur Schule bringen. Ich kann deren persönliche Situation schließlich nicht einschätzen.