1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Krach um Kavalierausbau in Magdeburg

EIL

DenkmalschutzKrach um Kavalierausbau in Magdeburg

Die Sanierung des Kavaliers Scharnhorst in Magdeburg ist in vollem Gange. Doch jetzt gibt es einen Baustopp.

Von Stefan Harter 07.09.2017, 01:01

Magdeburg l „Mit Sorge beobachte und dokumentiere ich seit einem Jahr die Vorgänge am Festungswerk Kavalier I“, schreibt Volksstimme-Leser Sascha Schmiedecke. Seiner Ansicht nach werde „ein wertvolles Stück Stadtgeschichte seiner Denkmalwürde beraubt und auf Teile der Fassade reduziert“. „Es muss der Öffentlichkeit berichtet werden, dass dort gegen ihre Interessen gehandelt wird“, erklärt er und berichtet von einem Baustopp auf der Baustelle.

Auf Volksstimme-Anfrage bestätigt Rathaussprecher Michael Reif, dass bei einer Ortsbesichtigung durch Mitarbeiter der unteren Bauaufsichtsbehörde am 28. August 2017 festgestellt wurde, dass dort Baumaßnahmen ausgeführt worden sind, die nicht Bestandteil der gültigen Baugenehmigung sind. „Die Behörde wird daher Zwangsmaßnahmen prüfen“, kündigt Reif an.

Die Baugenehmigung zur Revitalisierung und Umnutzung des Kavaliers Scharnhorst wurde im Februar 2017 nur für bestimmte Teilbereiche erteilt, für andere noch nicht. Schon im Mai sei aus gleichem Grund ein Baustopp verhängt worden, berichtet Reif weiter. Auch damals seien Änderungen vorgenommen worden, die von der erteilten Baugenehmigung abwichen.

Für die Investoren steht fest, dass mit dem Baustopp „mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird“, wie es Rolf Onnen formuliert. Er ist einer derjenigen, die die Festungsanlage vor über zwei Jahren erworben haben. Mindestens zwei weitere Jahre wird ihn die Sanierung noch beschäftigen, schätzt er. Drei bis vier Millionen Euro werden dann investiert sein.

Seiner Aussage nach wurde der Baustopp nicht wegen Veränderungen an der historischen Bausubstanz verhängt. „Als ehemaliger Landesdenkmalpfleger werde ich da keine falschen Entscheidungen treffen. Es geht lediglich um neu zu errichtende Wände“, erklärt Onnen.

Weil im Gegensatz zur ursprünglichen Planung nicht mehr Büros, sondern zu einem Großteil Wohnungen in den Festungsräumen eingerichtet werden sollen, änderten sich auch die Zuschnitte der Einheiten, beschreibt er. „Es gibt jetzt Käufer und da passte die Planung einiger Mauern nicht mehr“, sagt er. Die Nutzungsänderung ist bereits beantragt, aber in der Tat noch nicht genehmigt, so Onnen.

„Das einzige, was man uns vorwerfen kann, ist, dass wir noch keinen Plan für die Außenanlagen haben“, meint er.

Einer der künftigen Bewohner ist Oliver Öhmke. Er begleitet das Baugeschehen aus erster Hand und kennt die vielen Gespräche im Bauamt Magdeburg zu dem Projekt. Er kann die Aufregung nicht verstehen. „Die Grundstruktur wird nicht verändert“, sagt er. Er ist der Überzeugung, dass die Festung in fünf Jahren zusammengefallen wäre, wenn sie nicht die Investoren nach jahrzehntelangem Verfall gekauft hätten.