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Madeburger Uni Die Rückkehr der Lehrer

In Magdeburg werden wieder mehr Lehrer ausgebildet. Vor Jahren war das nach der Verlagerung des Lehrerstudiums nach Halle noch undenkbar.

Von Martin Rieß 21.04.2019, 07:00

Magdeburg l Die Ausbildung von Lehrern ist keine Aufgabe der Stadt – und doch war der Bildungsausschuss des Magdeburger Stadtrats genau aus diesem Grund jetzt zu Gast in der Otto-von-Guericke-Universität. Grund: In Sachsen-Anhalt werden die Lehrer knapp. Und in Magdeburg sehen die Kommunalpolitiker Potenzial. Vor mehr als zehn Jahren war hier zwar auf Geheiß des Landes das Lehramtsstudium bis auf die Ausbildung von Berufsschullehrern zugunsten der Martin-Luther-Universität in Halle eingestampft worden. Doch für einige Fächer werden an der Otto-von-Guericke-Universität inzwischen auch wieder Lehrer für allgemeinbildende Schulen ausgebildet. Ziel dieses Angebots ist es, ausreichend Nachwuchs für die in den Schulen unbesetzten Stellen auszubilden.

Uni-Rektor Jens Strackeljan erläuterte jetzt während einer eingens im Senatssaal der Uni einberufenen Sitzung des Ausschusses für Bildung, Schule und Sport des Magdeburger Stadtrats: „Anders als in Halle ist das Studium bei uns aber in einen Bachelor- und einen Masterstudiengang unterteilt.“ Die Folge: Ein Teil der Studienanfänger wird einen anderen Abschluss machen, als jetzt zu vermuten ist. Daher sei jetzt schwierig zu prognostizieren, wie viele Lehrer in ein paar Jahren in Magdeburg ins Berufsleben verabschiedet werden.

Auf der anderen Seite nennt der Unirektor Vorteile, die eine solche Aufteilung des Studiums bietet. So sind Kooperationen mit anderen Bildungseinrichtungen möglich. Gezielt wird so bereits mit der Hochschule Merseburg zusammengearbeitet, die mit ihrer technischen Ausrichtung im Bachelor-Studiengang Kurse anbietet, die einen Einstieg ins Masterstudium für angehende Lehrer in Magdeburg ermöglichen.

Der Unirektor wies derweil auch auf ein Problem hin, mit dem viele Universitäten zu kämpfen haben: Seit einigen Jahren wird verstärkt auf Einwerbung von Drittmitteln durch die Unis und den Vergleich der Einrichtungen in nationalen und internationalen Ranglisten geachtet.

„In beiden Punkten ist die Lehrerausbildung für Unis nicht sonderlich attraktiv: Weder stehen aus der Wirtschaft nennenswerte Gelder für diesen Bereich zur Verfügung, noch spielt das Fachgebiet in den Ranglisten eine Rolle“, erläutert der Rektor der Magdeburger Otto-von-Guericke Universität die Situation.

Bei umfangreichen Investitionen seien viele Einrichtungen daher zurückhaltend. In Magdeburg allerdings sei hier durchaus Raum.

An den technischen und naturwissenschaftlichen Fakultäten sei noch Platz, so dass ohne großen Aufwand weitere Studenten aufgenommen werden könnten – und zwar nicht allein für die genannten Fachrichtungen, sondern auch für die entsprechenden Lehramtsstudiengänge.

Deutlich wird in diesem Zusammenhang indes Ursula Föllner. Sie ist in der Hochschulgruppe der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften aktiv und sagt: „Angesichts der Entwicklung in unserem Land ist es dringend erforderlich, dass die Otto-von-Guericke-Universität offensiv für ihre Angebote wirbt. Die Universität muss zudem ihre Möglichkeiten nutzen, die entsprechenden Angebote auszubauen.“ Im Blick hat Ursula Föllner, die hauptberuflich als Wissenschaftlerin an der Universität tätig ist, auch die Erweiterung der Studiengänge für künftige Lehrer um weitere Fächer.

Der Unirektor hält sich zwar mit Forderungen zurück – immerhin ist die Uni an den Hochschulstrukturplan gebunden, nach dem vor Jahren u. a. die Lehrerausbildung in Halle konzentriert wurde, im Gegenzug die Ausbildung von Ingenieuren nach Magdeburg kam. Aus zwei Gründen wirbt er dennoch für eine Etablierung des Angebots zur Lehrerausbildung in Magdeburg.

Zum einen geht es um die Wirkung in der Fläche. So könne die Otto-von-Guericke-Universität mit Schulen in den Landkreisen um Magdeburg und in der Altmark kooperieren, was aufgrund der großen Entfernung nach Halle von dort aus nicht so einfach sein dürfte.

Der Magdeburger Uni-Rektor Jens Strackeljan sagt: „Damit die künftigen Absolventen in der Region gehalten werden, ist es wichtig, dass sie zum Beispiel im Rahmen von Praktika bereits Kontakte knüpfen können. Wenn gerade die Studierenden von auswärts nicht vor Ort die Erfahrung sammeln können, wie schön es ist, an einer Schule in Magdeburg oder in der Altmark zu arbeiten, dann werden sie sich wahrscheinlich in andere Bundesländer orientieren.“ Die Nähe zwischen der Schule und dem Studienort könne hier sehr hilfreich sein.

Zum anderen geht es auch um den eigenen Nachwuchs. Denn auch die Uni möchte Studierende in ihren klassischen Ingenieurstudiengängen aus der Region gewinnen. Und damit sich diese finden, bedarf es an den Schulen guter Lehrer auch für Technik und Wirtschaft.

Was die Magdeburger Stadträte im Ausschuss für Bildung, Schule und Sport angeht – sie stehen offenbar hinter dem Wunsch, das Studium für künftige Lehrer in der Landeshauptstadt wieder zu etablieren.

Ob die in den Reihen der Magdeburger Stadtpolitik verwurzelten Landespolitiker allerdings tatsächlich die Kraft haben, sich trotz des Mangels an jungen Lehrern bestehende Vorbehalte in anderen Teilen Sachsen-Anhalts durchzusetzen, ist vollkommen offen.