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Digitalisierung 43 Tablets für 21.000 Schüler

Das digitale Klassenzimmer ist für die rund 21.000 Schüler an den 63 kommunalen Schulen in Magdeburg noch die Ausnahme.

Von Katja Tessnow 29.09.2017, 01:01

Magdeburg l Grundschullehrerin Carola Schumann ist überzeugt: „Neben Lesen, Schreiben und Rechnen ist die digitale Alphabetisierung eine weitere Kulturtechnik und für viele in Zukunft eine Schlüsselkompetenz für die Bildungsbiografie und den beruflichen Werdegang.“ Im Ehrenamt sitzt Schumann für die FDP im Stadtrat und hat offenbar Sorge, dass die kommunalen Schulen nicht Schritt halten mit der Digitalisierung der Arbeitswelt und Schüler nicht hinreichend darauf vorbereiten.

Der Kommune als Schulträger, so Schumann, komme in Sachen Ausstattung mit Technik eine entscheidende Rolle zu. In einer Anfrage an die Stadtverwaltung wollte Schumann zu Monatsbeginn wissen, wie weit die IT-Ausstattung von Magdeburger Schulen gediehen ist bzw. welche weiteren Schritte geplant sind. Die Antwort liegt seit dieser Woche vor und offenbart: Das digitale Klassenzimmer steckt an kommunalen Schulen in Magdeburg noch in den Kinderschuhen.

Für die Nutzung im Unterricht verfügen laut Verwaltung die 63 Magdeburger Schulen mit insgesamt rund 21.000 Schülern über ganze 490 Laptops und 43 Tablets. Ganze Klassensätze an Laptops können bislang nur vier von 31 Grundschulen, immerhin sechs von zehn Gemeinschaftsschulen, die beiden Gesamtschulen, drei von sieben Gymnasien, eine von neun Förderschulen und zwei von vier Berufsschulen aufweisen. Über Tablet-Klassensätze verfügen gar nur zwei Einrichtungen – eine Grund- und eine Gemeinschaftsschule.

Dabei soll es nicht bleiben, das erkennt im Zeitalter der Digitalisierung auch die Stadtverwaltung an und will sich zügig rüsten für die sinnvolle Nutzung von Förderprogrammen (aktuell des Landesprogramms „Stark III IKT“) zur digitalen Ausrüstung von Schulen. „Unverzüglich“ mit Herausgabe der Förderrichtlinien habe die Verwaltung begonnen, ein Schulträgerkonzept zu erarbeiten.

Gemeinsam mit dem kommunalen Kommunikationsdienstleister KID sei dafür mit der in Berlin ansässigen neolearn GmbH ein verlässlicher Partner der Schulen gefunden worden.

Konkret sollen zunächst vier Referenzschulen das digitale Lernen testen und – basierend auf ihren Erfahrungen – einen Handlungsleitfaden für die Einführung an anderen Schulen erarbeiten. Die Modellschulen sind bereits ausgewählt; das sind die Grundschule Nordwest, die Gemeinschaftsschule Wilhelm Weitling, das Hegelgymnasium und die Berufsbildenden Schulen Otto von Guericke.

Auftaktgespräche mit den Schulleitungen haben Anfang September stattgefunden. Aktuell würden alle Lehrer der beteiligten Schulen – standesgemäß per Online-Fragebogen – angehört. Sie sollen Auskunft geben über den aktuellen Stand der Mediennutzung in ihren Klassen und ihre Zufriedenheit mit der vorhandenen Technik. Mitte November sollen die Entwicklungskonzepte komplett sein und in der Folge dem Stadtrat zum Beschluss vorgelegt werden.

Für das aktuelle Förderprogramm des Landes haben nach Angaben der Verwaltung zwar „alle Schulformen in Gesprächen und Telefonaten Interesse bekundet“, schriftliche Anträge und Interessenbekundungen lägen aber bislang nur aus der Grundschule Westerhüsen, der Gemeinschaftsschule August Wilhelm Francke und den Berufsbildenden Schulen Otto von Guericke vor.

Als eine „grundlegende Problematik“ im Zusammenhang mit der Ausstattung von Schulen für das digitale Lernzeitalter beschreibt die Stadtverwaltung die „teils mangelnde bzw. zu geringe Breitbandversorgung“ der Schulen. Das Wirtschaftsdezernat wolle zur Erschließung der Schulen mit leistungsfähigen Glasfaseranschlüssen „in Kürze“ eine Marktkonsultation durchführen.

Auch hierfür macht sich die Stadt Hoffnung auf Fördermittel. Eine flächendeckende Versorgung mit kabellosen Netzwerken (WLAN) könne aktuell an noch keiner kommunalen Schule angeboten werden; schwerpunktmäßig – in Verwaltungsbereichen und einzelnen Unterrichtsräumen – sei aber ein kabelloses Netz an allen Schulen verfügbar.

Immerhin – das kann die Verwaltung anhand der Haushaltspläne 2013 bis 2017 nachweisen – investiert die Stadt aktuell deutlich mehr Geld in die Ausstattung von Schulen mit IT-Technik als noch vor einigen Jahren. Lag der Haushaltsansatz für den Zweck im Jahr 2013 bei nur 88.100 Euro, so ist er bis 2016 auf 261.300 Euro angestiegen; 2017 sind knapp 200.000 Euro vorgesehen.