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Förderverein Besuch aus Australien im Magdeburger Dom

Marianne Gifford ist in Mageburg aufgewachsen. Jetzt lebt sie in Melbourne. Und sie ist Mitglied im Förderverein fürs Dommuseum.

Von Martin Rieß 07.02.2018, 15:00

Magdeburg l Magdeburg bekommt ein Dommuseum? „Da musste ich einfach dabei sein!“, sagt Marianne Gifford. Aufgewachsen in Buckau hatte sie die Stadt zwar 1954 schon verlassen, um 1977 gar nach Australien auszuwandern. Doch die Frau, die heute in der Millionenmetropole Melbourne lebt, hat den Kontakt in die alte Heimat nie abgebrochen.

Da es mit den regelmäßigen Besuchen in dem Museum, das Anfang November in der früheren Staatsbank am Breiten Weg eröffnet wird, angesichts der weiten Entfernung schwierig werden dürfte, hat sie einen anderen Weg gefunden, der neuen Einrichtung näherzukommen: Sie ist in den Förderverein fürs Dommuseum eingetreten. Als sie vor drei Jahren in ihrer Heimatstadt war, hat sie kurzerhand einen Aufnahmeantrag ausgefüllt und an die Schatzmeisterin des Vereins gesendet.

Gabriele Eckert ist ebenjene Schatzmeisterin, die eines Tages das Formular von Marianne Gifford in den Händen hielt. Sie erinnert sich: „Ich mochte es kaum glauben, dass wir ein Neumitglied in Australien gewonnen haben sollten.“ Ein paar E-Mails brachten aber Klarheit: Dieses Formular ist ernst gemeint. Eine Art Brieffreundschaft via Internet entstand zwischen den beiden, und jetzt ist Marianne Gifford mit ihrem Mann Keith in Magdeburg.

Sie berichtet: „Eine Reise von Australien nach Deutschland unternimmt man ja nicht alle Tage. Da wir aber ohnehin uns Nordlichter in Skandinavien anschauen möchten, lag meine Heimatstadt ja fast auf dem Weg.“ Das Nordlicht habe sie vor Jahren schon einmal in Alaska gesehen und wolle es jetzt noch einmal ihrem Mann zeigen.

Ehrensache für den Förderverein des Magdeburger Dommuseums, das Vereinsmitglied mit dem weitesten Weg nach Magdeburg zu empfangen. Noch gibt es zwar im Dommuseum nichts als eine Baustelle zu sehen. Doch im Dom selbst lässt sich gut erläutern, worum es im Museum gehen wird.

Und wer könnte dies besser als Rainer Kuhn und Claudia Hartung – er Archäologe und Leiter der Grabung im Dom von bis 2010, sie damals als Archäologin und Kuhns Stellvertreterin an dem Projekt beteiligt und Autorin für zahlreiche Fotos, die der Förderverein fürs Dommuseum in seinen Jahreskalendern veröffentlicht hat. Mit von der Partie ist an diesem Tag auch Thomas Nawrath, der dem Verein vorsteht.

Mit Tafeln und einem Schlüssel ausgestattet führen die Magdeburger ihre Gäste aus der Ferne durch das Haus. Am Taufbecken bleibt Rainer Kuhn stehen und sagt: „Das ist roter Porphyr aus Ägypten.“ Diesen Stein soll Kaiser Otto aus Italien mitgebracht haben, wo er als Springbrunnen gedient hat. „Hier im Dom hatte der Taufstein immer einmal einen anderen Standort. Die jetzige Stelle gefällt mir gut“, meint Rainer Kuhn.

Claudia Hartung zeigt derweil eine ausgebesserte Stelle am Fuß des Beckens: „Dort ist ein Stück herausgebrochen. Keiner weiß, wo das fehlende Teil verschwunden ist.“ Auf jeden Fall habe es schon Nachforschungen nach dem Originalsteinbruch gegeben, und der habe tatsächlich identifiziert werden können. „Allerdings ist es recht aufwendig und entsprechend teuer, ein Stück aus Ägypten zu holen und in das Taufbecken einzupacken“, berichtet Claudia Hartung.

Überhaupt gibt es im Dom zu Magdeburg noch eine gante Reihe weiterer Stellen, an denen das Recycling antiker Materialien zu erkennen ist: Platten an einer Grabstelle zeigen noch die Markierungen für Handwerker, die sie als Wandverkleidung ursprünglich bearbeitet hatten. Und Säulen in verschiedenen Farben des hohen Chors haben ebenso wie das Taufbecken aus Porphyr eine weite Reise hinter sich.

Ganz klar: Beim Rundgang durch den Dom gehört der Krimi rund um den Sarg von Königin Editha mit zum Programm. Und auch im Dommuseum wird natürlich Thema sein, an welchen Hinweisen unter anderem die letzten Stunden der ersten Frau Ottos des Großen rekonstruiert werden können.

Und auch die Figur des heiligen Mauritius im Hohen Chor ist etwas Besonderes, auf das Rainer Kuhn und Claudia Hartung die Besucher aus der Ferne gern hinweisen: Eine solch gute Darstellung eines Schwarzafrikaners habe es in Europa im 13. Jahrhundert ansonsten nicht gegeben.

Marianne Gifford jedenfalls ist überwältigt von der Informationsflut. Als Geschenk möchte der Vereinsvorstand ihr noch ein Buch von Regine Sondermann zur Straße der Romanik besorgen. Nicht nur, dass es in diesem auch um den Magdeburger Dom geht, in dem sich trotz seiner der Epoche der Gotik zuzuordnenden Gesamterscheinung romanische Elemente finden. Zudem gibt es das Buch auch in englischer Sprache – und damit kann Marianne Gifford es in ihrer australischen Wahlheimat bei allen herumzeigen, ohne als Übersetzerin aktiv werden zu müssen.