Kunst Galerie Fabra Ars: Ausstellung von Frank Schult in Magdeburg zeigt philosophische Fragen in Öl
In der Galerie Fabra Ars stellt im Mai der Künstler Frank Schult aus. Er war Meisterschüler bei Willi Sitte und wartet mit spannungsgeladenen Bildern auf.

Magdeburg - In einen Wettbewerb möchte Frank Schult nicht treten, wenn es um die Kunst geht. Dennoch hat er sich vor seiner Ausstellung in der Galerie Fabra Ars gefragt, ob er überhaupt noch so etwas machen könne. „Ich war mehrfach hier und habe gesehen, dass die jungen Leute nicht schlafen und tolle Werke präsentieren“, sagt Schult, der 1948 in Ilmenau in Thüringen geboren wurde. Dennoch ist er zufrieden, als er an diesem Nachmittag die fertig platzierten Bilder in der Galerie Fabra Ars betrachtet und freut sich, eben hier noch mal eine Einzelausstellung präsentieren zu können.
Schon einmal hat er am selben Ort ausgestellt, in den 1970er Jahren, damals, vor seiner Ausreise in die BRD, als er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Malerei bei Bernhard Heisig studierte und später Meisterschüler von Willi Sitte wurde, dessen Werk erst kürzlich in einer Retrospektive im Kunstmuseum Moritzburg in Halle präsentiert wurde. Ehrfurchtsvoll sei er damals seinen Professoren gegenüber gewesen. Und ein bisschen enttäuscht: „Ich hätte erwartet, dass sie zumindest akzeptieren, dass jeder seine Meinung hat.“ Doch all das liegt 30 Jahre zurück. Politisch sei er noch immer, sagt Frank Schult, aber er möchte sich nicht in eine Ecke drängen lassen, betrachtet Politik eher allgemeingültig, etwa wenn er auf den Ukraine-Krieg schaut und sich fragt, warum heute noch Krieg um ein Stück Land geführt werde.
Fragen, die sich jeder genauso stellen könne, vielleicht als Philosoph in der Kneipe, treiben den Künstler um. Es geht um Liebe, Tod und Teufel, und alles, was Schult in und zwischen diesen Sphären erlebt. Entsprechend vielschichtig sind seine Bilder. Dass sich mehrere Ebenen überlagern, ist keine Seltenheit. Sie öffnen Räume, die Frank Schult auch bei seiner Arbeit als Bühnenausstatter gestaltete. So wirken seine Werke teils abstrakt und modern, verlieren aber nicht das Figürliche, das gewissermaßen zu Frank Schults Handschrift gehört, mit der er seine Geschichten erzählt. „Würde ich zu sehr versuchen, in diese Modernismen zu gelangen, wäre das nicht mehr ich“, sagt er, und er scheint dabei außer Acht zu lassen, dass er selbst ein Künstler ist, zu dem andere aufblicken und hinterfragt sich immer wieder aufs Neue auch selbst. Ein Bild gewissermaßen zu erbauen oder zu basteln, sei mit Zweifel verbunden. Zwar hatte der junge Schult zwischenzeitlich den Ansatz verfolgt, ein Bild komplett vor Augen zu haben und es „von oben nach unten herunterzumalen“, empfand das aber schnell als langweilig. Seither lässt er fließen, was in ihm passiert, übermalt auch mal das ganze Bild, wenn ihm ein Detail nicht gefällt, nur um sich drei Tage später die ursprüngliche Komposition wieder zurückzuwünschen. „Aber das ist vielleicht auch gut so, sonst wäre man mit sich wohl zu 100 Prozent im Reinen“, sagt er.
Befreiungsschlag mit einem großen Atelier
Eine Art Befreiungsschlag erlebte Schult während seiner Hamburger Zeit: In einem Atelier von 200 Quadratmetern konnte er gleich mehrere großflächige Bilder gleichzeitig anfangen. „Was ich da gepinselt habe“, schwelgt er in Erinnerungen, „da bin ich nicht mehr um die Häuser gezogen.“ Erste Erfolge stellten sich ein und förderten Schults schöpferische Energie, die bis heute nicht nachgelassen zu haben scheint. „Ich möchte ja noch ein paar Bilder malen“, sagt er und hat wenig Zeit mehr für Bühnenausstattung. Doch er erschafft Räume auf der Leinwand und bietet den Menschen die Möglichkeit, darin einzutauchen.
Raum in Form von Traumhäusern zu besitzen, sei allerdings nie sein Ziel gewesen: „Ich brauche sie nur zum Arbeiten und würde mich freuen, wenn abends jemand auf ein Glas Wein vorbeikommt.“ Nicht selten war Schult selbst jemand, der vorbeikam. Denn die Welt entdeckte er nicht als klassischer Tourist auf einem Fünf-Sterne-Dampfer, sondern nutzte stets Kontakte zu Freunden und Bekannten: „Dadurch habe ich viel kennengelernt.“ Und wenn er die Wahl gehabt hat, nach China zu fliegen oder Weihnachten mit seiner Familie zu verbringen, entschied er sich für Letzteres. Er bedauert nicht, worauf er verzichtet hat, sondern freut sich über Gewonnenes. Und so schließt sich der Kreis zum Titel der Ausstellung: „Wie viel Erde braucht der Mensch“.
Die Galerie Fabra Ars zeigt auch Zeichnungen von Schult. Von der nämlich kommt der Künstler und bedauert manchmal, dass heute eher „nach einem schönen Ölbild gefragt wird“. Vielleicht werde sich zur Vernissage am Sonnabend von 11 bis 18 Uhr ja auch jemand einfinden, der die Zeichnung zu schätzen weiß. Wenn nicht, ist das aber auch nicht schlimm. Denn Frank Schult weiß: „Alles hat seine Zeit, und man kann trotzdem noch etwas daraus machen.“