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Getränkehandel Coca Cola aus Magdeburg

Bis Anfang der 1970er Jahre wurden in Magdeburg unter dem Namen Coca Cola Getränke abgefüllt. Die Volksstimme sucht Zeitzeugen.

Von Stefan Harter 02.01.2019, 00:01

Magdeburg l Coca Cola in der Neustadt? Im Magdeburger Stadtteil selbst war das seit Jahren bei den Anwohnern bekannt: Die gut 10.000 Quadratmeter große Brachfläche zwischen Ritterstraße und Moritzstraße gehört dem weltweit bekannten Unternehmen aus den USA. Doch wie kam es dort hin und wurde dort auch das beliebte, koffeinhaltige Getränk abgefüllt?

Eine Spurensuche im Stadtarchiv führt zur Bauakte für das Grundstück Ritterstraße 12-15 aus den 1930er Jahren. Darin enthalten sind alle Anträge für bauliche Veränderungen an den Gebäuden, die zur Hauswaldtschen Schokoladenfabrik gehört hatten. Diese war 1929 bankrottgegangen, in die Ritterstraße zogen verschiedene Unternehmen.

So auch die Coca Cola GmbH. Am 27. Juli 1938 wurde ein Antrag zur „Veränderten Benutzungsart vorhandener gewerblicher Räume als Füllbetrieb alkoholfreier Getränke“ gestellt. Oben auf dem Briefkopf prangt der markante, geschwungene Schriftzug. Zuvor war das Unternehmen offenbar bereits in der Hundisburger Straße angesiedelt, die Räume dort wurden aber zu klein. Im Februar 1939 wurde dann um die Abnahme des Umbaus gebeten.

Zunächst nur als Mieter einer Grundstücksverwaltungsgesellschaft eingezogen, wurde ab dem Jahr 1941 die Coca Cola GmbH als Eigentümerin des gesamten Grundstücks aufgeführt. Außerdem waren dort damals u. a. Hersteller für Speisewürze und für Konditoreibedarf sowie eine Hutfabrik zu finden.

In den folgenden Jahren kann man der Bauakte gut entnehmen, welche Auswirkungen der fortschreitende Zweite Weltkrieg auf die Betriebe hatte. So stellte Coca Cola immer wieder Anträge, um neue Garagen für seine Lieferfahrzeuge bauen zu dürfen. Diese wurden aber stets abgelehnt mit Verweis auf den Mangel an Arbeitsmaterialien und später auch Arbeitskräften. Dafür wurden in den Fabrikräumen der Ritterstraße „Italiener- und Ostarbeiterinnenlager“ eingerichtet.

Am 25. September 1945 wurde der Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Anlagen beantragt. Dafür notwendige Unterlagen seien bei der Grundstücksverwaltung in Essen und deshalb nicht zugänglich, heißt es darin. Dort befand sich die Deutschland-Zentrale von Coca Cola.

Seit 1950 wird die Magdeburger Niederlassung schließlich als „Coca-Cola GmbH in Verwaltung“ geführt. Weitere Abfüllbetriebe gibt es im damaligen Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) und Leipzig. Noch im April 1969 wird der Ausbau des Leergutlagers beantragt.

Adressbucheinträge führen das Unternehmen mindestens bis 1971 an dem Standort. Ob es „Opfer“ der Enteignungswelle der DDR-Regierung im Jahr darauf wurde, bleibt Spekulation. Damals wurden über 8000 Unternehmen um ihre zuvor schon eingeschränkte Selbstständigkeit gebracht.

Erst 1993 sei man darüber informiert worden, dass das Grundstück in der Ritterstraße dem Unternehmen gehört, wie Coca-Cola-Sprecherin Marlen Knapp auf Volksstimme-Anfrage mitteilt. „Das Grundstück wurde in den 1930er Jahren erworben und bis zum Zweiten Weltkrieg wurden hier in einem Abfüllbetrieb Getränke hergestellt“, erklärt sie. Demnach hatte das Unternehmen bereits nach Kriegsende keinen Einfluss mehr auf die Betriebsabläufe vor Ort.

2008 wurden die letzten Gebäude aus Sicherheitsgründen abgerissen. Seitdem liegt die Fläche brach, Entwicklungsabsichten gebe es derzeit nicht, erklärt sie.

Zuvor waren aber Getränke mit Namen wie Sport Cola, Fanta, Zitro und Zitrus in Magdeburg unter dem Namen Coca Cola abgefüllt worden, wie alte Etiketten beweisen. Doch wie funktionierte die „Coca-Cola GmbH in Verwaltung“ in der DDR? Basierten die in der Ritterstraße abgefüllten Getränke auf den Originalrezepten aus den USA oder trugen sie nur ihren Namen wie im Fall von Fanta?

Fakt ist: Mit Vita Cola (ab 1958) und Club Cola (1967) gab es DDR-eigene Cola-Getränke. Ab 1974 durfte sogar Pepsi ganz offiziell in Rostock seine braune Brause abfüllen.

Falls Sie damals dort gearbeitet haben oder andere Infos haben, melden Sie sich per E-Mail an stefan.harter@volksstimme.de oder schreiben Sie an Lokalredaktion, Bahnhofstraße 17, 39104 Magdeburg.