Serie „Otto ist Einheit“ über 35 Jahre Wiedervereinigung Mit Video: „Ich war der erste Weststudent in Magdeburg“
Peter Lackner ist heute Chef der Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg. Er und seine städtische Gesellschaft wirkten intensiv am Stadtumbau in Magdeburg mit.

Magdeburg - In einer Serie erzählen Menschen aus Magdeburg mit Ost- oder West-Hintergrund ihre Geschichte über Wiedervereinigung und Deutsche Einheit seit 35 Jahren. Hier Peter Lackner, Chef der Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg Wobau.
Die letzten Tage vor dem Mauerfall erlebt Peter Lackner als Zeitsoldat in einer Bundeswehr-Kaserne. Noch heute ist er „aus tiefstem Herzen“ dankbar, dass die Revolution friedlich verlief. „Wir hatten damals Angst. Niemand wusste, was passieren wird“, erinnert sich der heutige Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg mbH (Wobau).
Peter Lackner, Chef der Magdeburger Wohnungsbaugesellschaft
(Stadtmarketingverein Pro M Magdeburg) Hinweis: Sollte das Video nicht angezeigt werden, laden Sie bitte Ihren Browser neu.Seit 35 Jahren lebt Peter Lackner in Magdeburg – länger als irgendwo sonst. Hier ist er verwurzelt. Die Wende lenkt sein Leben in Richtung Elbestadt.
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Geboren in Niedersachsen, wächst er in einem 1.500-Seelen-Ort nahe Celle auf. Die innerdeutsche Grenze liegt nicht weit entfernt. Die Verwandten in der DDR sind dagegen fast unerreichbar. Peter Lackner hat Kindheitserinnerungen an schmerzvolle Familien-Erfahrungen. Die Obrigkeit verweigert willkürlich Besuche auf die andere Seite, selbst bei Beerdigungen.
Bauleiter bei einer Ingenieursgesellschaft
Als die Grenzen offen und die Chancen greifbar sind, wählt Peter Lackner Magdeburg als Studienort, kommt ohne Vorbehalte, dafür mit viel Neugier in die für ihn fremde Stadt. Kurz nach der Wiedervereinigung ist er der erste „Weststudent“, der in Magdeburg Bauingenieurwesen studiert. „Hier war vieles ganz anders“, sagt er. Doch der Niedersachse integriert sich schnell: Er spielt im regionalen Fußballverein, richtet mit seiner Freundin eine Wohnung in der Curiesiedlung her. Nach dem Studium bleibt er, steigt als Bauleiter bei einer Ingenieurgesellschaft ein. Es ist eine bewegte Zeit.
Sanierung der Russenkasernen
Der frischgebackene Ingenieur leitet sofort große Projekte, saniert die Kasernen, aus denen die russischen Soldaten abziehen – nicht nur in Magdeburg. Er ist viel unterwegs, kehrt schließlich aus Berlin nach Magdeburg zurück, um als Projektentwickler bei der Wobau zu arbeiten.
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„Es gab unheimlich viel zu tun“, erinnert sich Lackner. Parallel dazu absolviert er ein zweites Studium an der Hochschule Magdeburg-Stendal, wird Wirtschaftsingenieur. In seinen Arbeiten denkt er Magdeburgs Stadtumbau voraus. Seine Diplomarbeit behandelt die Aufwertung des Stadtteils Neustädter Feld.
Rückkehr zur Wobau
Als Deutschland ab 2001 in eine Phase wirtschaftlicher Stagnation rutscht, entscheidet sich Lackner für einen neuen Weg: Er wird Vorstand einer Wohnungsgenossenschaft in Minden, reiht sich von 2004 bis 2011 auf der Autobahn in den Pendlerstrom ein. Dann kehrt der Vater einer Tochter und eines Sohnes – beide in Magdeburg geboren – als Prokurist und Abteilungsleiter Technik zur Wobau zurück, genau in der Zeit, als der Katharinenturm entsteht. „Eine Riesenherausforderung“, wie er sagt.
Bezahlbarer Wohnraum im Mittelpunkt
Heute sieht der Wobau-Geschäftsführer viele herausragende Gebäude, Quartiere und Straßenzüge, die er und sein Team geprägt haben: „Ich bin sehr stolz darauf, was wir hier seit der Wende geleistet haben.“ Die Magdeburger Welle, das neue Domviertel, die Wobau-Zentrale in der ehemaligen Staatsbank oder die sanierte Beimssiedlung – sie alle tragen die Handschrift der Wobau – und sind nur ein paar Beispiele.
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Dazu kommt, dass die Wobau einen riesigen Bestand pflegt, sich auch in der Verantwortung sieht, guten, bezahlbaren Wohnraum bereitzustellen.
Reihenhäuser als Meisterwerk
Die Wobau hat sich zudem als Treiber von Innovationen etabliert. Ein zukunftsweisendes Beispiel sind die energieautarken Reihenhäuser – für Peter Lackner sind sie ein „ökologisches Meisterwerk“, ein Modellvorhaben für das Wohnen und die Energiegewinnung von morgen. „Wir tun das vor allem, um neue Erkenntnisse zu erlangen“, sagt er. „Unsere Lösungen müssen Antworten auf die Fragen der Zeit finden.“
Für den FCM im Aufsichtsrat
Auch persönlich übernimmt Lackner Verantwortung: etwa im Aufsichtsrat des 1. FC Magdeburg. Ein neues Projekt verbindet Wobau und Verein: Im Stadtzentrum entsteht eine Ausstellung mit Archiv zur blau-weißen Vereinsgeschichte. „So zeigen wir die Vereinskultur und Strahlkraft des FCM“, so Lackner. Diese Strahlkraft sieht er auch in der Stadt selbst.
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„An Magdeburg kommt man nicht vorbei“, sagt der Wobau-Chef. „Es liegt nun an uns allen, weiter zu zeigen, wie wir aufgestellt sind. Magdeburg wird sich weiter sehr gut entwickeln. Davon bin ich fest überzeugt.“