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Otto digital Ingenieure bringen in Magdeburg Patienten unter die Haube

In der Serie „Otto ist digital“ geht es heute um neue Medizintechnologie aus Magdeburg. Sie soll bei Hirnpatienten ein schonenderes Messverfahren ermöglichen.

13.08.2022, 04:00
Die Entwickler Bernd Krell (l.) und  Mohammad Moradi aus Magdeburg.
Die Entwickler Bernd Krell (l.) und Mohammad Moradi aus Magdeburg. Foto: Pro M

Magdeburg - vs

Eine Entwicklung aus Magdeburg will die Früherkennung neurologischer Erkrankungen revolutionieren: Eine spezielle Haube ermöglicht ein mobiles EEG. Ist die medizinische Überwachung von Patienten in den eigenen vier Wänden nur Zukunftsmusik?

Für die TeleMedi GmbH nicht. Denn das Forscher- und Entwicklerteam des jungen Magdeburger Unternehmens hat ein neues Verfahren zur Messung der Hirnaktivität entwickelt: „F1“ haben sie die Elektrodenhaube genannt, die über Funk auf WLAN-Basis arbeitet.

Aktivitäten können zu Hause gemessen werden

Das heißt, die einzelnen Elektroden, die dort verbaut sind, brauchen keine Gel-Flüssigkeit, wie es beim bisherigen Elektroenzephalogramm (EEG) erforderlich ist. Trockene Elektroden und die drahtlose Signalübertragung mit der F1 ermöglichen die Erfassung der Gehirnaktivitäten in gewohnter Umgebung des Patienten, also zum Beispiel bei ihm zu Hause.

Das herkömmliche Verfahren des EEG zur Messung der Gehirnströme kann ausschließlich durch Fachpersonal in Kliniken und Arztpraxen erfolgen. Es dient dazu, Funktionsstörungen, beispielsweise infolge von Epilepsie, Entzündungen oder Tumoren zu diagnostizieren. Eine solche Messung wird dank EEG-Haube nun mobil durchführbar sein, und das Headset ist einfach zu bedienen. Doch wie funktioniert die Anwendung im Alltag?

Ergebnisse werden direkt in die Praxis übermittelt

Die EEG-Haube zur Messung der Hirnströme können sich die Patienten nach vorheriger Einführung durch einen Medizindienstleister zu Hause selbst auf den Kopf setzen.

In der Kappe sind Federn installiert, die den Kontakt erzeugen. Sie ist absolut beweglich – es gibt keine Kabel, keine Anschlüsse, keine Stecker. In 20 Minuten können bereits Messungen erfolgen. Die Messdaten werden direkt in die Arztpraxen oder Krankenhäuser übertragen und dort von Spezialisten ausgewertet. Wenn der Patient dann zum vereinbarten Termin in der Praxis erscheint, hat der Arzt die Daten parat.

Das junge Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gestellt, innovative Medizintechnologien zu entwickeln, um die medizinische Überwachung und Versorgung von Patienten zu verbessern und damit Praxis- und Krankenhausaufenthalte möglichst zu vermeiden. Darüber hinaus will die TeleMedi GmbH mit ihrem neuen, innovativen Produkt einen Mehrwert für die Ärzte und Krankenhäuser schaffen.

Für ihre Entwicklung arbeitet die TeleMedi GmbH mit vielen Unterstützern, Partnern und in enger Kooperation mit der Universitätsklinik Magdeburg zusammen. „Die Software muss programmiert werden. Wir brauchen ein gutes Design. Die Haube muss angenehm zu tragen sein.“ Darum kümmert sich der Produktdesigner Mohammad Moradi. „Wir wollen unsere Elektrodenhaube für den 5G-Bereich weiterentwickeln“, sagt Moradi.

Aktuell laufen bereits Tests

Dabei seien die Themen der Zertifizierung für den Markteintritt und die Datensicherung ebenso wichtig wie die derzeit laufenden Tests der F1-Haube in Zusammenarbeit mit Neurologen und Patienten, unterstreicht Bernd Krell. „Wir wollen Ärzte, Patienten und die Kassenärztliche Vereinigung von unserem Produkt überzeugen und zeigen, dass mit Hilfe der F1-Haube die Früherkennung neurologischer Erkrankungen im häuslichen Umfeld möglich ist.“

Was die Macher von TeleMedi motiviert und beweist, auf dem richtigen Weg zu sein, sind Anfragen aus dem Ausland aus dem Bereich der Hirnchirurgie. „Die Begeisterung für unsere F1-Haube ist da.“ Dass diese in der Zukunft noch weiter wächst, bezweifelt er nicht. „In zehn Jahren wollen wir das Ding zum Fliegen bringen. Wenn wir solide unterwegs sind, werden wir dann mit unserer F1-Haube – mit unserem Produkt made in Magdeburg – auf dem Markt sein.“