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Hochwasser und Immobilien Kann hier in Magdeburg bald nicht mehr gebaut werden?

Es soll größere Überschwemmungsgebiete für die Schrote in Magdeburg geben - mit gravierenden Auswirkungen. Deshalb klagt die Stadt jetzt.

Von Sabine Lindenau 12.03.2024, 06:00
Die Schrote Magdeburg: Für den Fluss soll ein großes Überschwemmungsgebiet geben.
Die Schrote Magdeburg: Für den Fluss soll ein großes Überschwemmungsgebiet geben. Foto: Martin Rieß

Magdeburg. - Das Landesverwaltungsamt hat die Überschwemmungsgebiete der Schrote in Magdeburg neu festgelegt. Und diese sind weitaus größer als zuvor. Grund: Für das Hochwasser als Jahrhundertereignis gehen die Berechnungen von der sechsfachen Höhe des sogenannten zehnjährigen Hochwassers aus – ein Wert, der aber seit 1977 nicht mehr annähernd erreicht worden ist. Die Landeshauptstadt wird nun juristisch gegen die neue Festlegung vorgehen. Der Stadtrat hat einstimmig zugestimmt, beim Oberverwaltungsgericht ein Normenkontrollverfahren gegen die Verordnung zu beantragen. Aus mehreren Gründen.

„Dieser Verwaltungsakt legt visuell ganz Rothensee unter Wasser“, machte Falko Grube (SPD-Fraktion deutlich. „Was das für die Entwicklung der Stadt bedeutet, können wir uns vorstellen“, hält er die juristische Überprüfung für unerlässlich. Denn: Wo Überschwemmungsgebiete ausgewiesen werden, gibt es Einschränkungen für die jetzigen Bewohner. Sie müssten in ihrer Elementarversicherung draufzahlen, gab Burkhard Moll (Fraktion FDP/Tierschutzpartei) zu bedenken. Auch für Gewerbetreibende dürfte es teurer werden. Neue Wohngebiete könnten nicht entstehen. Auswirkungen, die die Stadt nicht ungeprüft hinnehmen möchte.

Zu harter Vorwurf?

Skepsis gab es nur aus Reihen der Grünen. „Ich finde, das ist einziemlich krasser Vorwurf“, kann sich Madeleine Linke nicht vorstellen, dass Fehler passiert sein könnten. Sie hätte sich gewünscht, dass vor dem Klageweg noch ein unabhängiges Gutachten angestrengt worden wäre. „Ich mache mir große Sorgen, weil es ein paar Auswirkungen haben könnte, wie in Zukunft gebaut werden kann, dass wir fahrlässig handeln.“

Doch es seien nicht eben ein paar Auswirkungen, über die man hinwegschauen könnte, betonte Jens Rösler. Die städtische Entwicklung würde ausgebremst werden. Der zuständige Beigeordnete für Stadtentwicklung, Jörg Rehbaum, hat Expertisen verschiedener Fachleute eingeholt, die Zweifel daran haben, dass sich die Schrote in bestimmten Bereichen so ausdehnen könnte wie neu berechnet. So, wie sich die neuen Überschwemmungsgebiete darstellen, wären in Magdeburg 14 rechtsverbindliche Bebauungspläne und zwei in Aufstellung befindliche in ihrer Entwicklung eingeschränkt. Gleiches gelte unter anderem für mehr als 44 Hektar gewerbliche Bauflächen. Die Verwaltung sieht große Chancen, dass der juristische Weg Erfolg hat – und die Überschwemmungsgebiete nicht so groß sein werden.