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Handel Knatsch um Sonntagsöffnung in Magdeburg

Während in der City das Eisfest samt Sonntagsöffnung gefeiert wird, darf in anderen Stadtteilen von Magdeburg nicht eingekauft werden.

Von Martin Rieß 05.01.2018, 00:01

Magdeburg l Sonderöffnungen allein sind kein Allheilmittel, um Leben in die Stadt und in die Geschäfte zu bringen. Davon ist Arno Frommhagen, Sprecher der IG Innenstadt, überzeugt. „Dazu gehören immer auch attraktive Veranstaltungs- und Kulturangebote. Wir hoffen, dass ,Magdeburg on Ice‘ an diesem Wochenende unsere Erwartungen dahingehend schon erfüllt“, so Frommhagen. Neben dem Programm zwischen Hauptbahnhof und Altem Markt am Sonnabend und Sonntag öffnen Geschäfte und Einkaufszentren in der City am Sonntag, 7. Januar 2018, von 13 bis 18 Uhr.

Zur selben Zeit wollten drei große Händler im Süden der Stadt ebenfalls ihre Türen für die Besucher und Einkäufer öffnen. Doch dem hat auf Betreiben der für den Bereich Handel zuständigen Gewerkschaft Verdi das Verwaltungsgericht Magdeburg mit seiner Entscheidung einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Bei Mediamarkt im Bördepark und bei Porta an der Salbker Chaussee sollte am Sonntag mit dem „Winter- und Neujahrsfest“ geöffnet werden. Am Sonntag bleiben die Türen nach dem Gerichtsurteil hier geschlossen. Porta-Geschäftsleiter Sebastian Lüders sagt: „Soweit es möglich ist, haben wir unser Programm nun aber auf Freitag vorgezogen.“ Das bedeutet, dass bis 22 Uhr geöffnet ist und dass sich u. a. ab 17 Uhr die Besucher beim Almhutwerfen und beim Eisstockschießen amüsieren können. Zudem präsentiert sich ein Autohaus. Sebastian Lüders sagt: „Trotzdem bleibt der verkaufsoffene Sonntag für uns ein Thema.“

Im engen Gespräch ist Porta in diesem Zusammenhang mit dem Bördepark, wo dieses Wochenende allein der Mediamarkt geöffnet hätte. Centerleiterin Sylvana Weigelt sagt: „Wir werden uns auch darauf konzentrieren, dass das Programm künftig so qualifiziert wird, dass eine ausreichende Zahl an Besuchern vor allem deshalb an einem Sonntag zu uns kommt und wir so eine Genehmigung erhalten.“ Maco-Hausleiter Matthias Utermark wollte den verkaufsoffenen Sonntag mit einem Gesundheitstag verbinden. „Der Gesundheitstag mit Aktionen und Vertretern zum Beispiel von Vereinen findet bei uns am Sonntag trotzdem statt“, sagt er. Aufgrund des Gerichtsbeschlusses wird es an diesem Tag aber keine Beratung und keinen Verkauf geben.

Für das Vorgehen von Verdi hat Matthias Utermark kein Verständnis: „Es geht gerade einmal um vier Sonntage im Jahr, die sich für unsere Mitarbeiter sowohl finanziell als auch in Form des Freizeitausgleichs lohnen.“ Ähnliches berichtet Sylvana Weigelt aus dem Bördepark und sagt: „Probleme, Mitarbeiter zu finden, sind mir aus den Shops in unserem Haus nicht bekannt.“

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sieht das anders. Torsten Furgol ist in Sachsen-Anhalt für den Bereich Handel zuständig. Er sagt: „In den vergangenen Jahren sind die Arbeitszeiten immer weiter aufgeweicht worden.“ Vor Jahren sei den Mitarbeitern noch klar gewesen, dass sie werktags zum Abendessen und sonnabends zum Mittag zu Hause sind. Der Sonntag stand fest als freier Tag für Familie, Freunde, Kirche und Freunde. „Diese Planungssicherheit wurde den Menschen genommen“, sagt Torsten Furgol. Vielmehr verweist der Gewerkschafter darauf, dass der Schutz des Sonntags im Grundgesetz festgeschrieben ist. „Es ist erstaunlich, dass wir uns um dessen Einhaltung kümmern müssen, wo dies doch eindeutig die Aufgabe der Genehmigungsbehörden in den Städten wäre.“

Matthias Utermark bedauert derweil, dass mit einem Wegfall verkaufsoffener Sonntage im Umfeld eines Feiertags wie dem 6. Januar auch Kaufkraft nach Niedersachsen abfließt. Er sagt: „Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich Verdi mit diesem Vorgehen nur selbst schadet.“

Der Gewerkschafter Torsten Furgol gibt sich diesbezüglich entspannt: „Wir werden überall genau beobachten, mit welchen Argumenten in Magdeburg weitere verkaufsoffene Sonntage genehmigt werden. Gegebenenfalls werden wir dann gegen die Genehmigungen ebenfalls vorgehen.“ Angesichts einer Vielzahl von Erfolgen vor Verwaltungsgerichten in ganz Deutschland sieht der Gewerkschafter für entsprechende Vorstöße gute Chancen.

Nicht gelten lassen möchte er in der Diskussion übrigens das Argument, dass die Mitarbeiter gern am Sonntag arbeiten: „Dann müsste der Handel eher Bedingungen schaffen, dass die Mitarbeiter auskömmlich bezahlt werden zu den geregelten Arbeitszeiten.“

Magdeburgs Wirtschaftsbeigeordneter Rainer Nitsche sagte der Volksstimme, dass sich die Magdeburger Regelung über Jahre bewährt habe. Wenn jetzt andere Maßstäbe angesetzt würden, müsse man nach Lösungen suchen.