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Kritik vom TÜV Brandgefährliches Magdeburger Museum

Mehr als 1,3 Millionen Euro müssen in die Sicherheit von zwei Magdeburger Museen investiert werden. Es gibt Mängel beim Brandschutz.

Von Martin Rieß 11.09.2019, 01:01

Magdeburg l Der Magdeburger Stadtrat soll über 1,317 Millionen Euro entscheiden, die in den Brandschutz des Kulturhistorischen Museums und des Naturkundemuseums mit Sitz in der Otto-von-Guericke-Straße 68 bis 73 investiert werden sollen. Der Tüv hatte insbesondere bemängelt, dass der Rauchabzug nicht ausreicht. Die ersten 200 000 Euro sollen noch dieses Jahr fließen, 617 000 Euro im kommenden und der Rest im Jahr 2021. In der Beschlussvorlage für den Stadtrat heißt es: „Ein Aufschub der finanziellen Mittel könnte den Weiterbetrieb des Kulturhistorischen Museums gefährden.“

Es geht insbesondere um die Entrauchung von Räumen. Da Lebensgefahr bei Bränden in vielen Fällen eher durch die hochgiftigen Rauchgase und weniger durch das eigentliche Feuer besteht, leuchtet ein: Hier geht es um Menschenleben. Bei Brandkatastrophen wurde am Ende immer wieder davon berichtet, dass die Todesopfer erstickt und nicht verbrannt sind. Eine mangelnde Entrauchung war beispielsweise ein Grund dafür, dass auf dem Flughafen Düsseldorf 1996 17 Menschen bei einem Brand starben und 88 verletzt wurden. Wie ernst das Thema heute genommen wird, zeigt auch der Berliner Flughafen BER: Ein Grund für die Verzögerungen beim Bau und die Kostenexplosion sind dem Bereich des Brandschutzes zuzuschreiben.

Die jetzt notwendige Investition ist allerdings eine Ausgabe mit Ansage. Denn es geht nicht darum, dass eine Entrauchung von Räumen defekt oder mangelhaft ausgeführt ist. Sie fehlt schlicht und ergreifend. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass das Museum zwar in den Jahren 2004 und 2005 für die 2006 ausgerichtete große Sonderausstellung „Heiliges Römisches Reich deutscher Nation“ modernisiert wurde.

Allerdings wurden die im Gutachten festgelegten Rauchschutzanlagen nicht überall installiert. Der einfache Grund dafür: Für die große Sonderausstellung wurden nicht alle Räume benötigt. Die hohen Kosten für den kompletten Ausbau der Brandschutzanlagen konnten seinerzeit nicht finanziert werden.

Da das Museum aber immer mehr an Aufmerksamkeit gewonnen hat und nach und nach weitere Magazine und Kabinette für den Publikumsverkehr nutzbar gemacht wurden, kamen immer mehr Gebäudeteile hinzu, die nicht entsprechend der Baugenehmigung ausgestattet waren.

Dies war durchaus bekannt. Denn es lag eine Sondergenehmigung zur weiteren Nutzung vor. Insbesondere der neue Anbau an das Museum entlang der Anhaltstraße hatte hier zu einem Zugewinn an Sicherheit geführt. Dennoch ist die Sondergenehmigung inzwischen abgelaufen, und jetzt müssen die Investitionen nachgeholt werden, die schon vor der Modernisierung im Jahr 2004 für die endgültige Ausstattung des Museums vorgesehen waren. Dabei wird es aber eine Anpassung geben: Ein Material, das in den Jahren 2004 und 2005 in den Brandschutzanlagen verbaut wurde, darf inzwischen nicht mehr neu verbaut werden. Für die Ergänzungen an dem System muss also ein Ersatzmaterial genutzt werden.

Heinrich Natho ist Sprecher des Museums und sagte trotz der seitens der Bauverwaltung formulierten Dringlichkeit auf Nachfrage der Volksstimme: „Für den Museumsbetrieb rechnen wir derzeit mit keinen Einschränkungen.“

Bevor der Stadtrat am 17. Oktober über die Investition entscheiden soll, ist zunächst der Betriebsausschuss des Eigebetriebs Kommunales Gebäudemanagement am 17. September an der Reihe. In der Verantwortung des Eigenbetriebs liegen Bau und Instandhaltung an kommunalen Gebäuden wie Schulen und Hallen – aber eben auch am Kulturhistorischen Museum. Über das Thema beraten werden auch der Kulturausschuss am 25. September und der Finanzausschuss am 9. Oktober.