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Kündigung Magdeburger stehen Ende 2017 ohne Job da

Rund 140 Mitarbeiter eines Magdeburger Unternehmens werden zum Jahresende ihren Job verlieren.

Von Martin Rieß 23.12.2017, 00:01

Magdeburg l Nicht sonderlich froh dürfte bei den Mitarbeitern der Rotorblattfertigung Magdeburg (Roma), einem Zulieferer von entsprechenden Bauteilen im Enercon-Universum, ausfallen. Zum Jahresende 2017 stellt die Roma ihren Betrieb ein. 140 Mitarbeiter haben ihren Job kurz vor dem 20-jährigen Betriebsjubiläum verloren.

Ein Mitglied des Betriebsrats sagte der Volksstimme jetzt: „Selbst wenn wir für die Mitarbeiter finanziell recht viel herausbekommen haben, bleibt in mehrfacher Hinsicht ein bitterer Beigeschmack.“ Beispielsweise was die Weiterbeschäftigung von Mitarbeitern in anderen Betrieben von Enercon angeht. „Dort sind Stellen ausgeschrieben, es gibt Mitarbeiter aus Zeitarbeitsfirmen und es werden sogar mit Fördermitteln Kollegen eingearbeitet, obwohl die Menschen aus unserem Unternehmen jetzt auf der Straße stehen.“

Und auch am Stammsitz in Aurich in Niedersachsen werde die Produktion kräftig ausgebaut. „Ganz offensichtlich wird der Osten des Landes hier einmal mehr für den Wohlstand im Westen geopfert“, sagt er.

Ein anderer Mitarbeiter aus der Produktion bestätigt das. Er möchte, um seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt nicht zu gefährden, seinen Namen ebenfalls nicht öffentlich nennen. Er sagte: „Wir fühlen uns in mehrfacher Hinsicht im Stich gelassen.“ Von der Unternehmensführung ohnehin, die sich eben außer in Form von Abfindungen nicht um ihre Mitarbeiter gekümmert habe.

„Aber auch von der Politik: Da wird immer wieder erzählt, dass wir regenerative Energien benötigen, dass wir für die Zukunft des Landes stehen. Und dann werden wir hier so im Regen stehengelassen.“ Dass es Zeiten gab, in denen die Kinder der Mitarbeiter stolz von der Firma ihrer Mütter und Väter berichtet haben, mag er sich heute kaum noch vorstellen.

Ärgerlich macht den Mitarbeiter, dass beim Kampf um die Arbeitsplätze bei anderen Unternehmen der öffentlichkeitswirksame Aufschrei aus Politik und Gesellschaft viel lauter zu vernehmen war. Als Beispiel nennt er die Schließungen des Siemenskonzerns.

Das Weihnachtsfest möchten er sich wie der Mann aus dem Betriebsrat zwar nicht vermiesen lassen. „Dennoch wird das Thema natürlich in den Familien immer wieder hochkochen“, ist er sich sicher.

Und auch bei ihm ist die Zukunft alles andere als sicher. Auf bislang 15 Bewerbungen hat er vier Absagen erhalten und hofft auf Gespräche mit den anderen potenziellen Arbeitgebern. Zwar sei in der Region immer wieder die Rede vom Mangel an Fachkräften. Doch viele Arbeitgeber seien bis heute nicht bereit, auskömmliche Löhne zu zahlen. „Auch hier sind wir in Magdeburg gegenüber den Betrieben in anderen Regionen deutlich im Nachteil“, resümiert der Mann aus dem Betriebsrat die Aussichten für seine ehemaligen Kollegen.