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Kunstfestival in der alten JVA Künstler erobern den Magdeburger Knast

Vor-Ort-Termin im ehemaligen Magdeburger Gefängnis: Künstler aus der
Region Magdeburg und aus der Ferne möchten ab Ende Mai dem alten Komplex
neben dem Magdeburger Ring neues Leben einhauchen. Und Sinnlichkeit.

Von Martin Rieß 29.12.2014, 02:07

Magdeburg l "Die Abgabe der Wäschenetze erfolgt jeden Dienstag zwischen 10.00 und 11.00 Uhr." Oder: "Hygieneartikel werden nur einmalig bei Zugang ausgegeben! Danach sind sie grundsätzlich beim Einkauf zu erwerben." Im Sanitärbereich einer Zelle befindet sich noch eine Rolle frischen Toilettenpapiers, in der Küche verkündet ein Plakat von der Ernährungspyramide Grundsätze eines gesunden Essens, und im Theaterraum im Obergeschoss könnte sofort eine Vorstellung beginnen.

Zwar wurde die alte Justizvollzugsanstalt Magdeburg im vergangenen Jahr geräumt und nahezu alle Einrichtungsgegenstände sind aus den Räumen verschwunden - doch an vielen Stellen befinden sich immer noch Hinweise, die an einen genau geplanten Alltag erinnern. Hier also soll ab Ende Mai das Kunstfestival "Die neue Sinnlichkeit in der zeitgenössischen Kunst" über die Bühne gehen. Ein Widerspruch? Eine Reihe der Künstler, die zusammen mit dem veranstaltenden Verein Kulturanker dieser Tage einen Rundgang durch den Gebäudekomplex in der Halberstädter Straße 8 unternommen haben, empfindet dies durchaus so. Aber sie sehen vor allem die Herausforderung, diese Räume nicht allein mit Bezugnahmen auf die Vergangenheit, sondern auch mit neuartigen Gedanken und Ideen zum Thema zu füllen.

Neben den Zellentrakten haben es den Besuchern auch die Innenhöfe angetan. Einmal abgesehen davon, dass nach einem Jahr der Nichtnutzung die Wildkräuter zwischen einigen Fugen im Pflaster sprießen, wirken diese so, als könnte jeden Moment eine Gruppe von Häftlingen durch die Tür kommen, um ihre Freizeit unter freiem Himmel zu verbringen - auf den Bänken beispielsweise oder auf dem Volleyballplatz, auf dem nur das Netz fehlt, um eine Partie zu spielen.

Neben den Künstlern sind für das Gelingen des Kunstfestivals weitere freiwillige Helfer notwendig. Diese können sich per E-Mail an Helfer.kulturanker@gmail.com wenden. Die Helfer haben u. a. freien Eintritt für ihren Einsatztag und freie Verpflegung. Ab zehn Stunden Einsatz gibt es den Eintritt für zwei weitere Personen, ab 20 Stunden ein Bändchen für den Eintritt während der kompletten Festivalzeit. Zudem sind für die Helfer Veranstaltungen wie ein Volleyballturnier und eine Übernachtung im Gefängnis in Planung.(ri)

Mehr zum Festival auch unter www.kulturanker.de.