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LärmschutzVolle Kraft voraus für die Hafen-City

Nach dem Stillstand bei der geplanten Sanierung zweier Speicher im Wissenschaftshafen Magdeburg gibt es einen Durchbruch.

Von Stefan Harter 10.03.2017, 00:01

Magdeburg l Zu Testzwecken sind die vorgelagerten Scheiben noch aus Holz. Am vorvergangenen Wochenende wurden sie an zwei Fenstern und einem "Balkon" des westlichen Speichers angebracht. Die folgende Messung ergab sogar noch bessere Werte als es das jüngste Schallschutzgutachten prognostiziert hatte, erklärt Gerald Breschke, verantwortlicher Projektentwickler beim Investor, der "Projekt Rentenvorsorge" aus Langenhagen bei Hannover.

Sie plant seit mittlerweile gut sieben Jahren die beiden Reichseinheitsspeicher für Wohnzwecke umzunutzen. Bis zu 200 Wohnungen könnten in den beiden 1935/36 errichteten Getreidesilos entstehen. Doch bislang machte dem Investor der Schallschutz einen Strich durch die Rechnung.

Auf der anderen Seite des Hafenbeckens liegen die Magdeburger Mühlenwerke. Weil die von dort ausgehenden Geräusche die in der Verwaltungsvorschrift "TA Lärm" geforderten Richtwerte von 45 Dezibel in der Nacht am geöffneten Wohnungsfenster überschreiten würden, konnte das Projekt bislang nicht umgesetzt werden.

Diverse Ideen wurden seitdem diskutiert, der Einbau von Filtern in den Mühlenwerken war beispielsweise eine Option. Jetzt sollen aber die doppelten Fenster die Sanierung ermöglichen. Dabei wird ein zweites Glasfenster, die sogenannte Prallscheibe, in einem Abstand von circa 50 Zentimetern vor dem eigentlichen Wohnungsfenster angebracht. An ihr „prallen“ die störenden Geräusche ab und werden so weit gedämpft, dass die erforderlichen Grenzwerte nicht mehr überschritten werden.

Die Konstruktion wird nur an der den Mühlenwerken zugewandten Westseite angebracht. Die meisten der Fenster dort werden ohnehin hinter neuen Balkonanlagen liegen. Die 2 mal 3 Meter großen Anbauten werden an der langen Front dann von einer der besagten Prallscheiben abgeschlossen. An den Seiten können sie offen bleiben. Eine mögliche Gestaltungsvariante ist ein Glasband, das am Gebäude von oben nach unten verläuft.

Für Gerald Breschke ist es der langersehnte Durchbruch, weil damit die Sanierung nur noch ihren formellen Segen bekommen muss. Dies passiert im Stadtrat. Der muss noch den vor Jahren beantragten vorhabenbezogenen Bebauungsplan beschließen. Breschke hofft, dass das noch bis zum Sommer passieren wird. Anschließend könnte es direkt mit dem Umbau der beiden Speicher losgehen.

Für Magdeburgs Baubeigeordneten Dieter Scheidemann wäre die Sanierung ein wichtiger Schritt für die weitere Entwicklung des Wissenschaftshafens. Seitdem 2011 der Masterplan dafür vorgestellt wurde, war die Wohnnutzung ein wichtiger Bestandteil, konnte bislang aber noch nicht in Größenordnungen umgesetzt werden. „Für die Belebung und die soziale Kontrolle ist es aber eine wichtige Angelegenheit“, sagt er auf Volksstimme-Anfrage. Wann das Bebauungsplanverfahren abgeschlossen wird, kann er derzeit nicht sagen. Er hofft aber auch auf einen baldigen Start. „Jede Entwicklung hier ist wichtig für uns“, erklärt er.

Dass man mit den doppelten Fenstern offenbar tatsächlich richtig liegt, zeige das Beispiel Mainz. Durch einen Austausch mit seinem Amtskollegen dort wisse er, dass man dort im Hafen den gleichen Ansatz gewählt hat. „Das zeigt, dass diese Lösung der richtige Weg ist“, sagt Dieter Scheidemann.

Wie belebend Wohnungen sind, zeige das Beispiel des Düsseldorfer Medienhafens, so der Beigeordnete weiter. Als man den Masterplan für den alten Handelshafen in Magdeburg vorstellte, war auch der Kollege vom Rhein zu Gast. Von seiner damaligen Meinung, nur Unternehmen dort anzusiedeln, sei er mittlerweile abgekommen. Denn nachts war der Medienhafen tot. „Deshalb haben wir von Anfang an auf Wohnnutzung gesetzt“, so Scheidemann.