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LandesverbandTageseltern kämpfen jetzt zusammen

Mehr Lohn, Bildung und Beratung - das sind die Ziele des neuen Landesverbandes für Tageseltern, der sich in Magdeburg gegründet hat.

Von Franziska Ellrich 24.06.2018, 01:01

Magdeburg l „Wir wollen uns stark machen für eine bessere Ausbildung der Tageseltern und für eine gerechtere Bezahlung“, sagt Ines Liebegott. Sie ist seit wenigen Tagen die Vorsitzende des neuen Landesverbandes für Kindertagespflege Sachsen-Anhalt. Das ganz große Ziel sei es, irgendwann ein eigenes Kindertagespflegebüro für Sachsen-Anhalt aufzubauen. Nun wurde der Landesverband gegründet und der Vorstand gewählt.

Stellvertretende Vorsitzende ist Paulina Hammer. Während Ines Liebegott zum Kindertagespflegeverein Halle gehört, machte sich Paulina Hammer bisher für die Belange der Magdeburger Tagesmütter und -väter stark. Jetzt soll zusammengearbeitet werden. „Als Landesverband werden wir anders wahrgenommen und haben viel eher die Chance, Beisitzer in politischen Gremien zu werden“, macht Tagesmutter Paulina Hammer deutlich.

Zum neuen Vorstand gehören auch Tagesmütter aus Stendal und Wittenberg, im Verband sind Tageseltern aus noch mehr Kommunen vertreten. Als Versammlungsleiter kam extra Heiko Krause, der Geschäftsführer des Bundesverbands für Kindertagespflege, aus Berlin angereist. Auch für ihn sei so eine Verbandsgründung etwas ganz Besonderes. Er erklärt: „Wir brauchen auf jeder Ebene Ansprechpartner.“ Eine flächendeckende Vertretung der Tageseltern sei das Ziel des Bundesverbandes.

Denn: Etwa 15 Prozent aller Kinder würden in Deutschland von Kindertagespflegepersonen betreut. Dementsprechend sollten die Tagesmütter und -väter auch an den finanziellen Mitteln partizipieren. Der Unterschied zur Kindertagesstätte: Pro Tagesmutter werden in der Regel nur fünf Kinder betreut – hauptsächlich im Alter von null bis drei Jahre.

Auch die Vorsitzende des Bundesverbandes Inge Losch-Engler war bei der Gründung in Magdeburg dabei. Im Osten Deutschlands müsse das Thema Tagespflege noch viel mehr in den Fokus gerückt werden, meint sie und erklärt: In Westdeutschland seien Tageseltern längst eine selbstverständliche Alternative zur Kita.

Das sieht hierzulande anders aus. Paulina Hammer verweist auf das Kinderförderungsgesetz, in dem aktuell erklärt werde: Die Tagespflege kann eine Alternative sein. „Wir wollen, dass da ganz klar steht: Die Tagespflege ist eine Alternative.“ Über ihre Forderungen haben sich die neuen Mitglieder gleich in ihrer ersten gemeinsamen Versammlung geeinigt. Ein Positionspapier wollen sie in den kommenden Wochen an Parteien und Institutionen verschicken. Der Kontakt zur Landespolitik soll aufgebaut werden.

Hintergrund: Die Tageseltern kämpfen für bessere und einheitlichere Rahmenbedingungen. Es beginnt bei der Bezahlung. Der Lohn für Tageseltern liege weit unter dem für Kita-Erzieher, macht Paulina Hammer deutlich. Zudem würden sich die Gehälter zwischen den einzelnen Kommunen stark unterscheiden.

Auch in Sachen Vertretungsregelung sieht es überall anders aus. Während in Halle die Möglichkeit besteht, dass im Urlaubs- oder Krankheitsfall der Tageseltern die Kinder in einer Kita unterkommen können, gebe es in Magdeburg keinerlei Vertretungsmodell, kritisiert Paulina Hammer.

Eine Vertretungsregelung wäre allerdings wichtig, um den Eltern Sicherheit zu geben. Dazu gehört auch der Punkt Ausbildung von Tageseltern. Beim Landesverband ist man sich einig: Die aktuell geforderten 160 Stunden Qualifizierung als Voraussetzung sind zu wenig. „Die Ausbildung zum Erzieher dauert fünf Jahre“, zieht Ines Liebegott einen Vergleich. Deswegen wolle man sich unter anderem für mehr Weiterbildungen und auch Ausbildungsstunden starkmachen.