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Laudatio Klaus Vogler ist der Retter im Aktskandal

Die Magdeburger wählten den Galeristen Klaus Vogler zum dritten Sieger beim "Magdeburger des Jahres 2017". Die Laudatio:

Von Christina Bendigs 10.01.2018, 18:09

Magdeburg l Michelangelo Buonarroti, Gustav Klimt, Pablo Picasso, Pierre August Renoir, Peter Paul Rubens – seit vielen Jahrhunderten gehört der Akt zur Kunst – und birgt durchaus Brisanz.

Liebe Gäste, vor gut einem Jahr wurde auch in Magdeburg der Akt zu einem Akt. Wer hätte das gedacht, in einer aufgeklärten Zeit wie unserer? Die Ausstellung überzeichneter Aktfotografien der Künstler Paul Ghandi und Martin Müller wurde von der Galerie Eisenbart in den Räumen der Kassenärztlichen Vereinigung kurz vor der Eröffnung abgesagt. Ethische, religiöse, moralische und andere Aspekte waren die Begründung.

Als der Artikel darüber in der Volksstimme erschienen war, rief mich ein aufgeregter Klaus Vogler an: „Das reeecht mich richtig uff“, sagte er zu mir. Statt es bei dem Anruf zu belassen, ließ er Taten folgen. „Noch nie habe ich mich so gefreut, eine eigene Galerie zu haben“, sagte er damals. Den lange gehegten Traum  davon hatte er sich zu seinem 60. Geburtstag erfüllt. Die Galerie befindet sich seit Jahren in seinem Wohnhaus, der Lippertschen Villa.

Im Magdeburger Aktskandal ließ er die damalige Ausstellung kurzerhand pausieren und gewährte in seiner Galerie, der Stadtfelder Schlossküche, den verschmähten Bildern ein Exil. Mit großer Besucherresonanz wurde die Ausstellung eröffnet - und Klaus Vogler zum Retter im Magdeburger Aktskandal. Die beiden Künstler Paul Ghandi und Martin Müller würdigen Klaus Voglers Engagement so:

Hilfsbereitschaft: Die hat Klaus Vogler mit dem Magdeburger Aktskandal nicht zum ersten Mal bewiesen. Vor knapp zehn Jahren stellte er den Hof seines Hauses für ein Sommertheater zur Verfügung, das ebenfalls vor dem Aus stand. In dem Haus an der Steinigstraße lebt Klaus Vogler übrigens schon fast sein ganzes Leben lang. Als er vier Jahre alt war, zog seine Familie von Burg nach Magdeburg und in die Lippertsche Villa. Der ursprüngliche Bau stammt aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts und beherbergte schon damals eine Gemäldegalerie. Schön, dass die Kunst dort auch heute wieder ein Zuhause hat.

Im Kellergeschoss befindet sich die Galerie. Aber auch in vielen anderen Räumen schmücken Keramiken, Bilder und andere kuriose Kunstgegenstände Wände und Regale. Und sie sind so vielfältig wie Klaus Voglers Leben selbst. Manchmal bin ich verwundert über die Mischung, die sich in ihm vereint: gelernter Gärtner, studierter Biologe mit dem Spezialgebiet Zytologie, aber eben auch ein Mensch, der für Kunst und Kultur lebt. 

Klaus Vogler spielt seit seiner Kindheit auch Geige, heute im Sinfonieorchester Magdeburger Musikfreunde, er hat Gastauftritte im Kabarett „Hengstmanns“ und kein Problem damit, sich auf der Bühne auch einmal zum Clown zu machen. Im Telemann-Jahr schlüpfte er in die Rolle des Magdeburger Barock-Komponisten. Dessen humorvolle Liedersammlung scheint wie für Klaus Vogler gemacht. Schließlich versteht auch er es, das Leben mit Humor zu sehen.

Heute ist er 66 - und wie sang schon Udo Jürgens? Da fängt das Leben an. Kein Wunder also, dass sich Klaus Vogler eher im Unruhestand befindet. Manchmal würde er sich wünschen, dass auch mal etwas Ruhe in sein Leben einkehren würde.

Ich persönlich fände das schade. Denn mit seinem Rückzug aus der Magdeburger Kulturlandschaft würde der Stadt ein Mensch verlorengehen, der den Mut hat aufzustehen und zu helfen, wenn er ein Unrecht sieht.

Auch die Magdeburger wissen sein Engagement zu schätzen. Sie wählten ihn zum dritten Sieger beim "Magdeburger des Jahres 2017". Herzlichen Glückwunsch!

Alle Infos zur Leserwahl finden Sie in unserem Dossier "Magdeburger des Jahres".