Online-Plattform zeigt freie Betten Lehre aus Amokfahrt: Magdeburger Kliniken arbeiten enger zusammen
Das Klinikum Magdeburg, die Uniklinik und die Stadt wollen als Lehre aus dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt noch enger kooperieren. Dabei helfen sollen ein Onlinemodul sowie künftige Videokonferenzen.

Magdeburg. - Der Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt mit sechs Toten und Hunderten Verletzten wirkt noch Monate später nach. Als Lehre aus der Amokfahrt und in Vorbereitung auf etwaige Ereignisse mit vielen Verletzten haben die beiden großen Kliniken Magdeburgs und die Stadtverwaltung eine weitergehende Kooperation vereinbart.
Magdeburger Kliniken und Stadt arbeiten enger zusammen
Das städtische Klinikum und die Uniklinik Magdeburg sowie das Amt für Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz der Landeshauptstadt haben sich Gedanken gemacht, was bei künftigen Ereignissen dieser Art im Rettungsablauf noch optimiert werden kann.
„Wir wollen zum Beispiel in Magdeburg ein Modul aktivieren, das online sekündlich aktualisiert die noch freien Betten-Kapazitäten anzeigt und auch kenntlich macht, wie viele Verletzte noch auf dem Weg in eine Klinik sind“, erklärt Prof. Dr. Martin Sauer, Chefarzt der Klinik für Intensiv- und Rettungsmedizin des Klinikums Magdeburg, in einer Pressemitteilung.

Weiterhin ist die Einrichtung einer Dauervideokonferenz zwischen der Leitstelle Magdeburg und den Kliniken der Stadt bei einem Großschadensereignis verabredet worden.
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Eigentlich gibt es für die Steuerung der Verteilung von Patienten eine Leitstelle. Die könne aber schnell bei so einem Großereignis an ihre Belastungsgrenzen kommen, heißt es. Deshalb sei es notwendig, sowohl die Krankenhäuser in Magdeburg als auch den Rettungsdienst an ein digitales System anzubinden, das unabhängig von der Belastung in einer Leitstelle verlässlich Daten liefert.
Möglich macht dies ein Modul, das extra für „Massenanfälle von Verletzten“ (MANV) entwickelt wurde und mit dem zusätzlich per App Verletzte bereits am Tatort erfasst werden können. Zunächst soll das Modul eingesetzt werden, perspektivisch könnte die App dazu kommen.
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„Mit so einem System haben wir dann die Möglichkeit, noch mehr Patienten noch schneller zu versorgen. Das kann je nach MANV lebensentscheidend sein“, erklärt Prof. Sauer. „Stellen Sie sich vor, die marode Brücke am Damaschkeplatz wäre im Berufsverkehr eingestürzt und Autos sowie Fußgänger wären betroffen gewesen. Was ich damit sagen will: Es muss nicht immer ein Attentat oder Ähnliches sein, was unser Rettungssystem in Magdeburg plötzlich vor eine große Bewährungsprobe stellt.“
Taleb A. war am 20. Dezember 2024 mit einem Auto auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt gefahren. Ihm wird sechsfacher Mord und mehr als 300-facher Mordversuch in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vorgeworfen. Er sitzt aktuell in Berlin in Untersuchungshaft.