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Märkte im Visier Rechte Schmiererei in Magdeburg

Unbekannte haben im Magdeburger Stadtteil Neu-Olvenstedt Märkte mit ausländerfeindlichen Parolen beschmiert.

Von Marco Papritz 29.11.2017, 00:01

Magdeburg l „Wir richten uns nicht nur an Geflüchtete – wir sind für jeden da“, sagt Taoufiq Elmourabiti von der Magdeburger BVIK gGmbH (Bilden, Vermitteln, Integrieren, Kommunale Dienstleistungen). Sie übernahm vor drei Jahren das Sozialkaufhaus in der Brunnenstieg-Passage in Neu-Olvenstedt und war nun eines jener Ziele, die von Unbekannten am Wochenende mit rechten Schmierereien versehen wurden. „Die Schriftzüge haben wir bereits teilweise entfernt – es bleibt aber ein Beigeschmack“, so der Geschäftsführer auf Nachfrage. Man habe das Gebrauchtwarenkaufhaus zu einem sozialen Treffpunkt entwickelt und ermögliche jedem „einen Einkauf in Würde, der auf Unterstützung angewiesen ist".

Seit der Übernahme der ehemaligen Awo-Einrichtung hätten sich vier offensichtlich rechtsradikale Vorfälle ereignet. Vermummte hätten zum Beispiel die nahegelegene Unterkunft aufgesucht, welche die BVIK für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge betreibt. „Danach hatten die Jugendlichen große Angst, sich im Stadtteil zu bewegen“, so Elmourabiti. Man habe einen guten Kontakt zu den für Olvenstedt zuständigen Revierbereichsbeamten. „Aber auch sie sind machtlos, wenn sich die Vorfälle in den Nachtstunden ereignen.“

Im vermeintlichen Schutz der Dunkelheit hätten die Täter sich nun an den Fassaden der Einrichtungen im Brunnenstieg zu schaffen gemacht – die Straßenbeleuchtung ist in diesem Bereich übrigens nicht eingeschaltet. Dies wird von einigen Bewohnern kritisiert. Vor allem Ältere hätten Angst, diesen einst so beliebten wie belebten Bereich zu passieren, heißt es u. a. am Lesertelefon der Volksstimme. Doch seit Jahren steht ein Großteil der Geschäftszeilen leer.

Aktuell läuft der Abriss des angrenzenden Wohnquartiers der Magdeburger Wohnungsbaugesellschaft (Wobau), das als Putzerhof bekannt ist und bis vor kurzem noch als Unterkunft für Geflüchtete genutzt wurde. Nur wenige Gewerbetreibende sind in dem Bereich des Stadtteils verblieben, in dem der Rückbau in großem Stil vorangetrieben wurde und nach wie vor noch wird. Dazu zählt die BVIK. Fast ein Jahr stand der ehemalige Prozent-Markt an der Ecke zum Bruno-Taut-Ring leer, ehe hier im Vorjahr mit der Halab Alshaba Mall ein Supermarkt mit orientalischer Ausrichtung eröffnet wurde. Dessen Fassade zieren nun rechte Parolen und Hakenkreuze.

Inhaber Rahmez Flandr ist bestürzt, möchte sich dazu aber nicht äußern. Dies tun Bewohner, die allerdings aus Angst ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchten. „Für die Betroffenen tut es uns sehr leid. Für den Stadtteil ist dies insgesamt bedauerlich, da hier viel auch auf ehrenamtlicher Basis zur Integration getan wird“, meldet sich ein Anrufer, nachdem die Schmierereien bekannt wurden. Diese sind übrigens kein Kavaliersdelikt. Sie erfüllen nicht nur den Straftatbestand der Sachbeschädigung, sondern laut Paragraf 86a des Strafgesetzbuches auch jenen der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen – eine politisch motivierte Tat.

Zu solch einem Hakenkreuz-Ärger kam es in diesem Jahr auch an der Düppler Mühle, was von dem Verein zum Erhalt der Holländermühle zur Anzeige gebracht wurde.