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Hochwasserschutz Magdeburg lehnt Wohnprojekt auf Werder ab

Ein Investor will in Magdeburg auf dem Werder bauen. Doch die Stadt lehnt das Projekt ab. Grund ist der Hochwasserschutz.

Von Peter Ließmann 16.08.2018, 01:01

Magdeburg l Blick auf die Elbe, ruhige Wohnlage, Nähe zum Stadtpark, hoher Freizeitwert: Der Werder in Magdeburg zwischen Strombrücke und Stadtpark steht schon lange im Fokus von Investoren. Wobau und MWG wollten dort gemeinsam einen Komplex mit rund 280 Wohnungen bauen, die Berliner Qart AG will das Gelände an der ehemaligen Kanonenbahn zwischen Winterhafen und Sportkomplex Seilerlerweisen, auf dem ein früheres Rundfunkgebäude (auch bekannt als „Klubhaus der Eisenbahner“) steht, erschließen.

Das Berliner Unternehmen hat das rund 38.000 Quadratmeter große Geländestück bereits erworben und will dort einen Gebäudekomplex mit Seniorenheim, betreutes Wohnen und Kita bauen. Es soll ein generationsübergreifendes Pilotprojekt werden. Daraus wird aber möglicherweise nichts. Der Grund: Hochwasserschutz.

Das Baudezernat des Magdeburger Rathauses hat am 14. August 2018 eine entsprechende Beschlussvorlage für den Stadtrat auf den Weg gebracht. Der Investor hatte beantragt, ein sogenanntes „Satzungsverfahren zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan Nr. 250-6.1 /Rotehorn, südliche Kanonenbahn“ einzuleiten. Im Klartext: Die Stadt soll prüfen, ob dort der geplante Gebäudekomplex gebaut werden kann. Die Baubehörde empfiehlt dem Stadtrat, die Pläne des Investors abzulehnen.

Als Begründung wird die Hochwassergefahr auf dem Werder durch die Elbe genannt. Allerdings sei das Ganze etwas kompliziert, wie Baudezernent Dieter Scheidemann erklärt. Magdeburg soll zukünftig einem Hochwasser von 7,80 Meter standhalten. Das gilt auch für den südlichen Werder. Wo das nicht möglich ist, kann nicht neu gebaut werden.

Das Gelände, auf dem der Investor bauen möchte, halte die vorgegebene Hochwasser-Zielhöhe von 7,80 Metern möglicherweise ein, jedoch nicht die Zubringerstraßen, so Dieter Scheidemann. Speziell die Straße „Am Winterhafen“ wurde beim Hochwasser 2013 komplett überflutet. „Die Straße ist also nicht hochwassersicher. Das Problem: Bei Hochwasser müssten die geplanten Senioreneinrichtungen über diese Straße evakuiert werden. Das ist dann aber nicht möglich. Darum können wir dem Projekt aus Sicherheitsgründen nicht zustimmen“, so der Baudezernent.

Der Investor ist von dieser ablehnenden Empfehlung der Stadt für das Projekt überrascht. Wie das beauftragte Planungsbüro gegenüber der Volksstimme erklärte, hatte man nach mehreren Vorgesprächen eher mit einer Zustimmung gerechnet. Zum Thema Hochwasser wurde erklärt, dass das Gelände tatsächlich nicht über die Straße „Am Winterhafen“ erschlossen, also erreichbar werden solle, sondern über die Trasse der ehemaligen Kanonenbahn, die mit einer Straße bebaut werden solle.

Diese Trasse sei hoch genug und halte die 7,80-Meter-Hochwasservorgabe ein. Das wolle man den zuständigen Stadtratsausschüssen, in denen die Beschlussvorlage diskutiert werden soll, noch einmal deutlich machen. Am 20. September soll dann der Stadtrat über die Beschlussvorlage und die vorgeschlagene Ablehnung des Projekts diskutieren.

In diesem Zusammenhang stellt sich noch die Frage, ob auch das von Wobau und MWG geplante Bauprojekt am Kleinen Stadtmarsch „hochwassergefährdet“ ist, weil die Zubringerstraße nicht sicher vor möglichen Überschwemmungen sein könnte. „Dort haben wir eine andere Situation. Die Straße Kleiner Stadtmarsch ist in weiten Bereichen bereits hochwassersicher. Und mit dem Neubau des Strombrückenzuges wird sich die Situation dort noch weiter verbessern“, erläutert Dieter Scheidemann den Unterschied.