Wohnen Magdeburg - das sind offene Fragen zum RAW-Gelände
Bagger schaffen Baufreiheit auf der RAW-Industriebrache in Magdeburg. Hier sollen Hunderte Wohnungen geschaffen werden. Doch was sagen Experten zu dieser Idee?

Magdeburg - In Magdeburg soll Platz geschaffen werden für Neues. Jahrelang lag das frühere Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) zwischen der Eisenbahnstrecke nach Halle und der Straße Alt Salbke brach. Historische Bausubstanz verfiel. Seit dieser Woche nun wird verstärkt aufgeräumt: Bagger räumen die Ruinen beiseite, um unter anderem Platz für 2.000 Wohnungen, aber auch für Kultur, Soziales, Gewerbe und Sport zu schaffen.
Mit dem Masterplan zu dem Megaprojekt hat sich auch der Gestaltungsbeirat befasst und Hinweise gegeben. Beim Gestaltungsbeirat handelt es sich ein ehrenamtliches Gremium aus Experten, das Bauherren und die Stadtpolitik zu Bauvorhaben hinsichtlich der Stadtentwicklung berät.
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Der Gestaltungsbeirat befürwortet das Vorhaben ausdrücklich. Auf ein paar Punkte machen die Experten dann aber doch noch aufmerksam, die aus ihrer Sicht in berücksichtigt werden sollten.
Umgestaltung: Historisches Erbe auf Magdeburger RAW-Gelände
Bestimmt wird das Gesicht des RAW-Geländes von der Architektursprache der Industriekultur des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Dennoch wird jetzt abgerissen. Es geht dabei im Wesentlichen um Gebäude aus späterer Zeit, die nicht unter Denkmalschutz stehen oder die nicht mehr zu retten sind. Andere sollen mit neuen Inhalten gefüllt werden. Ausstellungsräume sind laut Masterplan so im Kesselhaus mit dem markanten Schornstein denkbar. Die alte Schmiede könnte ein Kulturzentrum werden, die Wagenreparaturhalle ein Areal für den Handel.
Die Mischung aus historischer Industriearchitektur und modernen Gebäuden sei interessant und stifte Identität, so der Gestaltungsbeirat. Dies sollte unbedingt unterstützt werden.
Grün, Kita und Schule sind Thema
Neben der dichten Bebauung sollen großzügige Grün- und Freizeitflächen bereitgestellt werden. Auch ein Teich war in Richtung des Bahngeländes hin in einer Visualisierung zu erkennen. All dies, so das Expertengremium, sollte im Bebauungsplan festgelegt werden, um sicherzustellen, dass sie realisiert werden.
Die vielfältige Nutzung, die vorgesehen ist, sollte laut Beirat umgesetzt werden, um ein lebendiges neues Stadtviertel zu schaffen. So sollte der Bedarf an Schulen und Kindertagesstätten bei der Planung der Infrastruktur berücksichtigt werden, so die Einschätzung.
RAW-Gelände: Offene Frage zum Verkehr
Die Ideen für den Verkehr im Viertel seien nachhaltig. Es sollte aber auch noch erläutert werden, wie mit dem ruhenden Verkehr in den weiteren Planungsphasen umgegangen wird.
Keine Aufgabe für den Investor und damit auch nicht für den Gestaltungsbeirat, sondern für die Stadt ist dabei, wie der Südosten Magdeburgs besser erschlossen werden kann. Dies angesichts der bislang bereits vorhandenen Verkehrsprobleme, aber auch angesichts neuer Siedlungen. Neben dem Projekt „Ramsburg“ auf dem früheren RAW-Gelände geht es unter anderem auch um ein neues Viertel auf dem Gelände von Fahlberg-List und um ein neues Eigenheimgebiet in Westerhüsen.
Markantes Äußeres
Der Masterplan sieht Haupt- und Nebenachsen vor, die verschiedene Nutzungsbereiche abgrenzen. Der Gestaltungsbeirat empfiehlt aber, klarere Grenzen zwischen öffentlichen und privaten Bereichen zu schaffen. Außerdem sollten die einzelnen Bereiche unterschiedliche architektonische Stile haben und sich damit voneinander abheben.

Das Projekt „Ramsburg“
Das Gebiet des früheren Reichsbahnausbesserungswerks (RAW) im Südosten Magdeburgs mit einer Fläche von etwa 25 Hektar wird für die Entwicklung eines Quartiers für Wohnen und Arbeiten genutzt. Das Projekt unter dem Titel „Ramsburg“ hat ein geschätztes Investitionsvolumen von rund 700 Millionen Euro. Es werden rund 2.000 Wohnungen errichtet.
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Infrastruktur: Darüber hinaus sind ein internationales Krankenhaus, eine internationale Schule, ein Hotel, ein Studentenwohnheim, ein Sportzentrum und eine Schwimmhalle geplant. Es wird auch eine Vielzahl von Nahversorgern, Geschäften, Cafés und Restaurants geben. Bekannte Supermarktketten haben bereits Interesse bekundet, aber potenzielle Mieter müssen sich in die Gesamtplanung des Quartiers einfügen.
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Investor: Im August 2022 wurde das frühere RAW-Areal durch die deutsche Tochtergesellschaft der Altaş-Holding erworben. Diese hat in der Türkei und auch in Deutschland Großprojekte verwirklicht.