Bergung Magdeburger Elbe: Warum ein versenkter Fiat sechs Jahre lang unentdeckt blieb
Nach dem zufälligen Fund eines vor sechs Jahren gestohlenen Autos in der Elbe nahe der Magdeburger Sternbrücke laufen die Ermittlungen. Aber warum lag der Fiat so lange unentdeckt im Wasser?

Magdeburg - Vor sechs Jahren wurde ein Pkw Fiat gestohlen - und wurde nun durch Zufall in der Elbe von einem Angler aufgespürt. Wie der Stand der Ermittlungen dazu ist und warum das Wrack über Jahre nicht entdeckt wurde.
Der Ende August 2022 aus der Magdeburger Elbe geborgene Pkw Fiat Fiorino wurde von der Polizei auf Spuren untersucht. Dazu wurde das Auto komplett von Schlamm und Sedimenten befreit und durchsucht.
„Wegen der langen Liegezeit konnten allerdings keine verwertbaren Spuren mehr gesichert werden“, sagte Sprecher Jürgen Trommer auf Nachfrage. Im Inneren des Fahrzeugs wurde ebenso nichts Verwertbares entdeckt. Außer: Im Inneren fanden sich vier lebende Aale. Die seien wieder in die Elbe zurückgesetzt worden, so der Sprecher der Wasserschutzpolizei.
Den Halter des Fahrzeugs hatte die Polizei ermitteln können. Der hatte sein Auto im Jahr 2016 in Magdeburg als gestohlen gemeldet. Der Halter wurde über den Fund informiert, er beziehungsweise seine Versicherung sei für die Verschrottung des Autos zuständig, so die Polizei. Die Kosten für die Bergung würden ihm allerdings nicht in Rechnung gestellt, hieß es.
Auto muss nicht am Fundort versenkt worden sein
Neben den Ermittlungen wegen des Autodiebstahls wurde nun noch eine Anzeige wegen Gewässerverunreinigung gegen Unbekannt gefertigt. Zwar seien bei der Bergung des Wracks durch ein Arbeitsschiff mit Bagger keinerlei Betriebsstoffe wie Öl oder Benzin ausgelaufen. Es sei aber davon auszugehen, dass in dem Fahrzeug zum Zeitpunkt, als es in der Elbe versenkt wurde, noch Betriebsstoffe waren.
Ob der Wagen seinerzeit an der Fundstelle nahe der Sternbrücke versenkt worden war, ist unklar. Das Fahrzeug habe sich durchaus mit der Zeit durch die Strömung noch etwas bewegen können, so der Sprecher auf Nachfrage.
Doch wie kann es sein, dass ein Auto nach sechs Jahren in der Elbe erst durch einen Angler durch Zufall mit seinem Echolot entdeckt wurde? „Das Fahrzeug befand sich außerhalb der Fahrrinne. Dieser Bereich wird gewöhnlich durch Peilungen oder Echolot nicht abgedeckt“, so der Polizeisprecher. Zwar habe auch die Wasserschutzpolizei auf ihren Booten Echolot und Sonar. Doch auch deren Boote fahren nur außerhalb der Fahrrinne, wenn es einsatztechnisch vonnöten sei. Ähnlich sei es mit dem Peilschiff des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes, so der Sprecher der Wasserschutzpolizei. „Wenn wir bei Fahrten mit Echolot oder Sonar Auffälligkeiten feststellen, melden wir das entsprechend dann auch weiter“, so der Polizeisprecher.
Regulierung frühestens nach vier Wochen
Und wie ist das versicherungstechnisch, wenn das Auto erst gestohlen wird und dann Jahre später wieder „auftaucht“? Dazu Hans-Jörg Kurth, Abteilungsdirektor für den Bereich Kraftfahrtversicherung, Haftpflicht-/Kraftfahrt-Schaden bei den Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt (ÖSA): „Um bei einem Diebstahl eine Entschädigung von der Versicherung zu bekommen, braucht man mindestens eine Teilkasko. Wenn ein Auto gestohlen wurde und der Besitzer dafür eine Teilkasko oder Vollkasko abgeschlossen hat, bekam er vor sechs Jahren von seiner Versicherung den Wiederbeschaffungswert ersetzt und hat sich sicher inzwischen ein neues Auto gekauft. Daher interessiert ihn sein damaliges Auto in der Regel nicht mehr - zumindest wirtschaftlich nicht.“
In der Regel werden Autodiebstähle von der Versicherung nach frühestens vier Wochen reguliert. Diese Frist werde eingeräumt, damit die Polizei für ihre Ermittlungen noch einen gewissen Zeitraum habe. Mit der Regulierung geht das Fahrzeug in den meisten Fällen dann in das Eigentum der Versicherung über. Sollte es wiedergefunden werden und noch einen gewissen Restwert besitzen, kann die Versicherung damit ihre Kosten ein Stück weit wieder decken.
Nach sechs Jahren im Fluss allerdings hat der jetzt geborgene Pkw keinerlei Wert mehr. „Daher hat auch die Versicherung in der Regel kein Interesse daran, das wiedergefundene Auto noch zu verwerten“, so der Versicherungsexperte auf Nachfrage.