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Magdeburger des Jahres 2024 Magdeburgerin sammelt Spenden für Frauen in Not

Zum 33. Mal wählten die Volksstimme und ihre Leser die Magdeburger des Jahres. Zu den Siegern gehört auch Sally Bo Hattar. Sie sammelt Spenden und ermöglicht die Zuflucht im Frauenschutzhaus ohne finanziellen Eigenanteil.

Von Romy Bergmann 24.03.2025, 06:10
Volksstimme-Reporterin Romy Bergmann (links) übergibt nach der Laudatio den Preis an Sally Bo Hattar.
Volksstimme-Reporterin Romy Bergmann (links) übergibt nach der Laudatio den Preis an Sally Bo Hattar. Foto: Viktoria Kühne

Magdeburg - Seit mehr als drei Jahrzehnten wählen die Leser der Volksstimme die Magdeburger des Jahres. Nachfolgend die Laudatio auf Sally Bo Hattar, gehalten auf der Gala für die Kandidaten im Alten Theater am Jerichower Platz. Zur Magdeburgerin des Jahres wurde auch Sally Bo Hattar gewählt. Sie hat eine Online-Plattform geschaffen, mit der sie Spenden für das Magdeburger Frauenschutzhaus sammelt. Herzlichen Glückwunsch.

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Es ist mitten in der Nacht. Eine Frau packt hastig ein paar Sachen, schnappt sich ihre Kinder und verlässt ihr Zuhause – nicht aus freiem Willen, sondern aus purer Angst.

Ihr Herz schlägt schneller, während sie sich von einem Ort entfernt, der eigentlich einst für Sicherheit stand, nun aber zu einem Ort der Furcht geworden ist. Sie flieht vor einem Partner, dessen Gewalt sie verletzt hat – sie flieht vor den Schlägen, die ihren Körper entstellen, und den Worten, die ihre Seele zerreißen.

Wunsch nach Veränderung für Frauen

Solche Geschichten sind keine Seltenheit. Tausende Frauen in Sachsen-Anhalt werden jedes Jahr Opfer von häuslicher Gewalt. Viele suchen Zuflucht im Frauenschutzhaus, doch auch dort bleibt die Last groß. Denn auch dort müssen sie zahlen – rund 16 Euro pro Tag für sich und 11 Euro für jedes Kind, wenn sie nicht im Sozialhilfesystem sind.

Als Sally Bo Hattar von dieser Ungerechtigkeit erfuhr, war sie nicht nur erschüttert, sie war wütend. Wütend darüber, dass Frauen, die ohnehin schon alles verloren haben, auch noch für ihren Schutz zahlen müssen, während der Täter oft ungestraft in der gemeinsamen Wohnung bleiben darf. Doch aus dieser Wut entstand etwas Kraftvolles: der Wunsch, etwas zu verändern.

Drei Plätze im Frauenhaus finanziert

Vor zwei Jahren gründete sie deshalb die Spendenplattform „a safe place“ und hat seitdem über 30.000 Euro für das Frauenschutzhaus gesammelt – genug, um monatlich umgerechnet drei Plätze zu finanzieren.

Sie gibt den Frauen damit ein Stück Sicherheit zurück. Die Sicherheit, dass sie sich nach all dem Leid nicht auch noch um Geld sorgen müssen. Doch sie weiß auch: Spenden sammeln in kein Selbstläufer. Deshalb kämpft sie unermüdlich – auf Veranstaltungen, in Gesprächen und mit Unternehmen. Sie bringt das Thema immer wieder in die Öffentlichkeit, damit die betroffenen Frauen nicht vergessen werden.

Trotzdem sieht sie sich nicht als Heldin. Im Gespräch sagt sie immer wieder: „Ich bin doch nicht allein.“ Für sie sind die wahren Heldinnen die Mitarbeiterinnen im Frauenhaus – diejenigen, die Tag für Tag an der Seite der Frauen stehen, ihre Geschichten hören und alles tun, um ihnen zu helfen. Auf das Thema stieß sie durch einen Artikel vom Magdeburger Präsent-Magazin. Dieser ließ sie nicht mehr los und bewegte sie zum Handeln.

Unermüdliche Kraft für Frauenschutz

Sally Bo Hattar zeigt uns, dass Mitgefühl nicht bei Betroffenheit endet, sondern in Taten mündet. Sie schenkt Frauen, die alles verloren haben, ein Stück Sicherheit und die Gewissheit, nicht allein zu sein. Ihr Engagement ist ein Beispiel dafür, wie eine einzelne Stimme Veränderungen bewirken kann – und wie aus Wut über Ungerechtigkeit Hoffnung wird.

Danke, Sally, für Ihren Mut, Ihr großes Herz und Ihre unermüdliche Kraft. Sie machen die Welt – und Magdeburg – zu einem besseren Ort.