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Malerei Die Kunst, sich als Künstler zu finden

Die Magdeburger Künstlerin und Grafikdesignerin Bettina Rohrschneider über die Suche nach einem künstlerischen Standpunkt.

Von Karolin Aertel 04.02.2019, 00:01

Magdeburg l Leise, sanfte Bilder sucht man unter den Arbeiten von Bettina Rohrschneider vergebens. Vielmehr zeigen sie sich intensiv und extrovertiert – ganz dem Naturell der Künstlerin entsprechend. Sie experimentiere; schaue, wie weit sie gehen könne. Eine Gratwanderung entlang des Verständnisses. Verdichtung sei eines ihrer großen Themen.

Was den Bildern gemein ist, ist die Farbigkeit. „Für mich hat Farbe einen Helligkeitswert. Ich brauche sie, um eine Tiefe im Bild zu finden“, erklärt sie. Und es sind die grafischen Augenblicke, die alle Bilder ihrer haben. Als ausgebildete Multimediadesignerin arbeitet sie bis heute als Grafikdesignerin. Ein Kunststudium an der Akademie für Malerei in Berlin soll helfen, den Schwerpunkt allmählich zu verlagern. Weniger Grafikdesign, mehr Kunst. Weg von der Dienstleistung, hin zur künstlerischen Freiheit. Gänzlich von der Kunst leben zu können, das sei das Ziel.

Der Weg dorthin ist ein langer und führt nicht zuletzt über die Selbstfindung. „Man erarbeitet sich über die Jahre einen künstlerischen Standpunkt“, erklärt sie. Zu wissen, wer man ist und was einen ausmacht, sei das Fundament, um gute Kunst zu machen.

Was gute Kunst ist und was keine, möchte Bettina Rohrschneider nicht definieren. „Kunst ist nicht fassbar. Das ist es, was die Mystik der Kunst ausmacht.“ Für sie sei Kunst etwas Energetisches.

Künstler könne letztlich jeder sein, der sich als solchen versteht. Dennoch weiß sie, dass die professionelle Künstlerszene sehr klein ist. „Es spielt keine Rolle, welche Kunst du machst, sondern wie du vernetzt bist.“ In renommierten Galerien ausstellen zu dürfen, sei nur wenigen vorbehalten. „Der Kunstbetrieb will, dass das so klein und elitär ist.“

Der Weg in die Öffentlichkeit ist daher für alle Künstler ein großes Thema. Die Bauzaungalerie im Breiten Weg, an der aktuell ihre Bilder zu sehen sind, ist eine Möglichkeit. „Für Magdeburg ist es toll, dass Künstler sich dort sichtbar machen können – und das alles im Zuge einer Versteigerung der Werke für den guten Zweck.“

Elf Arbeiten hat Bettina Rohrschneider zur Verfügung gestellt. Das Gros ist neueren Datums. Der Unterschied zu früheren Arbeiten dürfte selbst für den Laien sichtbar sein. Früher widmete sich die 54-Jährige verstärkt der Porträt- malerei. Heute sind es vor allem Collagen – Malerei gestaltet durchs „Cuttern“, das Zerschneiden. „Ich experimentiere mit Schnitttechniken. Wenn ich etwas zerschneide, verändert es sich und es entsteht etwas Neues, was ich dann wieder verändere.“

Sich intensiver mit dem auseinanderzusetzen, was und warum sie etwas macht, ist nicht zuletzt Frucht des Studiums. Die gebürtige Dessauerin, die vor 25 Jahren nach Magdeburg kam und bis 2015 ihr Atelier in Lostau hatte, hoffte mit Umzug des Ateliers in die Klosterbergestraße, sich mit anderen Künstlern der Stadt zusammenschließen zu können und von ihnen zu lernen. Doch zu einem effektiven künstlerischen Austausch kam es nicht.

Als sie 2016 im Rahmen eines Grafikdesignauftrages nach einem Lehrgang über Illustrationen recherchierte, landete sie auf der Internetseite der Akademie für Malerei in Berlin. Das war es, wonach sie suchte. Die intensive Auseinandersetzung mit Kunst. Das Schaffen eines professionellen Fundamentes in den Grundlagen des Zeichnens und der Malerei, das Erarbeiten eines künstlerischen Standpunktes und die Verortung im aktuellen Kunstgeschehen.

Die Entscheidung für das berufsbegleitende Studium war schnell getroffen. Seit Januar 2017 ist sie eingeschrieben, beginnt im kommenden Jahr ihr zweijähriges Masterstudium und möchte anschließend Meisterschülerin von Ute Wöllmann werden, die wiederum Meisterschülerin von dem international bekannten Künstler Georg Baselitz war. Drei Jahre hat sie bis zum Studienabschluss noch vor sich. Erfolge haben sich bereits eingestellt. Nicht nur, dass sie aus 70 Bewerbern als eine von vier Stipendiaten auserkoren wurde, die im Mai in Österreich arbeiten dürfen. Auch bekommt sie langsam eine Ahnung von ihrem eigenen künstlerischen Standpunkt. Welcher das ist, das wird jedoch erst mit ihrem Studienabschluss feststehen – zumindest hofft sie, dass der Prozess bis dahin abgeschlossen ist.

Wer Bettina Rohrschneider in ihrem Atelier „MoniLisa“ besuchen möchte, findet sie in der Klosterbergestraße 26. Eine Terminabsprache ist unter Tel. 0176/23 84 73 83 oder via Mail an monilisa-design@online.de möglich. Eine gute Gelegenheit mit ihr ins Gespräch zu kommen, sind die „Kunst & Kaffee & Klatsch“-Nachmittage, die am ersten Sonnabend im Monat im Atelier stattfinden. Der nächste: am 2. März, 15 bis 19 Uhr.

Infos zur Bauzaungalerie und Auktion unter: www.bauzaungalerie.de