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MDCC-Arena Faktencheck vorm Magdeburger Hüpf-Beschluss

Der Stadtrat Magdeburg entscheidet am 8. Juni 2017 über den Ausbau der MDCC-Arena.

Von Rainer Schweingel 08.06.2017, 01:01

Magdeburg l Die Statikprobleme in der MDCC-Arena sorgen seit Monaten für Schlagzeilen. Die Volksstimme hat zusammengestellt, worum es geht und was zu erwarten ist:

1.Was ist das Problem?
Im Sommer 2016 berichtet die Volksstimme als erstes Medium über die Statikprobleme. In der Folge finden weitere Messungen von Experten unter anderem beim Spiel gegen Hansa Rostock im November 2016 statt. Ergebnis: Rhythmisches gleichmäßiges Hüpfen vor allem auf der Fantribüne des Block U sorgen für zu starke Schwingungen. In einem wahren Kraftakt einigen sich Fans, Stadt und FCM als Notlösung auf ein sogenanntes Hüpfverbot. Damit können das Spiel gegen Halle Ende November 2016 und in der Folge alle weiteren Heimspiele im letzten Moment noch gerettet werden.

2. Wer hat Schuld am Hüpfverbot?
Das ist schwer zu beantworten. Das Stadion wurde Anfang der 2000er Jahre geplant und gebaut, weitgehend als reines länderspieltaugliches Sitzplatzstadion. Entsprechend wurde auch die Statik berechnet. Da im Sitzplatzbereich gehüpft wird, entstehen die Probleme. Formal gesehen werden die Tribünen durch das Hüpfen „falsch“ genutzt - es sind ja Sitzplätze, die als Sitzplätze sicher sind. Auf der anderen Seite hat niemand - weder Stadt noch FCM - bei den Planungen für den Bau (31 Millionen Euro/Eröffnung 2006) große Stehplatz-Fantribünen mit entsprechender Statik gefordert. Abgesehen davon hätte ein solcher statisch besonders verstärkter Fan-Bereich den Bau wohl deutlich verteuert. Das Sitzplatzstadion war gewollt, weil damit auch DFB-Bedingungen für mögliche Länderspiele (Männer/Frauen/Nachwuchs) erfüllt werden konnten.

3. Wem gehört das Stadion?
Das Stadion ist Eigentum der Stadt Magdeburg. Es wird durch die kommunale Messe- und Veranstaltungs GmbH betrieben. Hauptnutzer/Mieter ist der 1. FC Magdeburg. Namensgeber ein Telekommunikationsunternehmen.

4. Welche Lösungsmöglichkeiten werden vorgeschlagen?
Ein Gutachten bestätigt alle vorherigen Aussagen und Messungen. Vorgeschlagen werden zwei Varianten:

Variante 1: Umbau der Nordtribüne (Block U) zum Stehplatzbereich sowie statische Verstärkung des Gästeblocks 15 bei Beibehaltung der Kapazität: Kosten rund vier Millionen Euro.

Variante 2: Umbau der Nordtribüne (Block U) und Erweiterung der dortigen Zuschauerkapazität um rund 5000 auf 10.000 Plätze (Stadion gesamt dann ca. 30.000 Plätze) sowie statischer Umbau Gästeblock. Kosten rund sechs Millionen Euro.

5. Was wünschen sich die Fans?
Die plädieren klar für die große Ausbauvariante. Aus dem Fanrat e. V. heißt es unter anderem, dass mit den Stehplätzen die wirtschaftliche Entwicklung des FCM gestärkt und mehr preiswertere Tickets angeboten werden können. Fanrat und auch Block U schließen eine Unterstützung des Ausbaus mit eigener Finanzaktion nicht aus.

6. Was sagt der 1. FC Magdeburg?
Der FCM unterstützt ebenfalls die größere Ausbauvariante. Aus dem Verein hieß es am Mittwoch, dass er sich ebenfalls eine Beteiligung an den Ausbaukosten vorstellen könne. Marketingchef Matthias Kahl wollte aber keine Summen nennen. „Wir können uns eine angemessene Beteiligung vorstellen, die die Leistungsfähigkeit des Vereins aber nicht gefährden darf.“

7. Wer trifft die Entscheidung?
Über den Ausbau muss der Stadtrat öffentlich entscheiden. 56 Stadträte plus die Stimme des OB sind zu verteilen. Eine einfache Mehrheit aller anwesenden Räte reicht für einen Beschluss aus. Verschiedene Fanvertreter haben Fans aufgerufen, vor der Sitzung vor dem Rathaus zu erscheinen, um noch einmal für die große Ausbauvariante zu werben.

8. Wie geht es nach dem Beschluss weiter?
Danach können die weiteren Planungen und Bauarbeiten beginnen. Dem Vernehmen nach soll ein Großteil der Arbeiten von außen unterhalb der Tribünen ausgeführt werden können. Sperrungen von Zuschauerbereichen sind nicht ausgeschlossen.