Jugendarbeit im Magdeburg Mit eigenen Songs gegen TikTok und Co.
Bewegungsmangel, eine kurze Aufmerksamkeitspanne und viele Stunden am Handy hängen. Drei Jugend- und Familienbetreuer aus dem Magdeburger Familien- und Jugendzentrum Olvenstedt sprechen über Handykonsum bei Kindern, wie man ihm entgegenwirkt und was sie für Familien im Stadtteil anbieten.

Magdeburg - Karaoke und eigene Songs mit Jugendlichen, Angebote für frischgebackene Eltern und Bewegung für Kinder – im Familien- und Jugendzentrum Faju findet alles unter einem Dach statt. Pädagogen erzählen, wie sie gegen Medienkonsum ankämpfen und Generationen verbinden.
„Bei uns können alle kommen. Von null bis 99 Jahren findet hier jeder ein passendes Angebot“, sagt Leiterin Mandy Nahrendorf. Seit 2016 vereinen sie Generationen unter einem Dach und sind Anlaufpunkt im Stadtteil. Besonders die Angebote für Jugendliche würden von Olvenstedtern wahrgenommen werden. Für die Baby- und Familienangebote kämen auch Besucher aus ganz Magdeburg oder dem Umland. „Etwa 70 Prozent unserer Besucher sind Stammkunden. Die restlichen 30 Prozent sind immer wieder neue Besucher oder Menschen, die ab und zu mal kommen“, erzählt Björn Wiesel-Söder. Durch seinen Bundesfreiwilligendienst kam er zu der Einrichtung.
Musik bietet Vorteile für Magdeburger Kids
Zusammen mit einem weiteren Kollegen betreut er dort Jugendliche und denkt sich neue Aktivitäten für die Kids im Stadtteil aus. „Ich schreibe Songs mit unseren Jugendlichen und mache Musik mit ihnen. Dafür habe ich mir ein mobiles Tonstudio angeschafft“, erzählt er. „Das fördert die Sprache, Rhythmusgefühl und auch das Selbstvertrauen.“ Fertige Songs werden dann auf Youtube gestellt.
Während Plattformen wie diese zu der Jugendarbeit im Stadtteil beitragen können, seien andere eher hinderlich, wie die Pädagogen feststellen würden. „Manchmal wollen die Kinder nur kommen, weil wir in der Einrichtung WLAN haben. Dann hängen sie stundenlang auf TikTok oder zocken Spiele auf dem Handy“, sagt der Jugendbetreuer des Faju. Die insgesamt vier Mitarbeiter sehen das als Problem: „Die Auffassungsgabe lässt nach. Wir stellen fest, dass viele Kinder Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung haben. Oder die analoge Uhr nicht richtig lesen können.“
Familien und Jugendliche sollen voneinander lernen
Umso wichtiger sei es, dass das Programm im Faju attraktiv genug sei, um das Handy wegzulegen. Ein Verbot gebe es jedoch nicht. Positiv könnten sie hingegen die Entwicklung beobachten, dass die Jugendlichen dort vor Ort einen guten Umgang mit Babys und Kindern lernen könnten. „Feste, Veranstaltungen oder auch Ferienfreizeiten finden oft übergreifend statt“, erklärt die Einrichtungsleiterin. Dann kämen beispielsweise die 16-Jährigen mit jungen Familien und Babys zusammen. „Das funktioniert gut, der Umgang wird vorsichtiger und die Älteren kümmern sich um die Jüngeren“, bestätigt auch Björn Wiesel-Söder.
Für den familiären Bereich sind sowohl die Leiterin selbst als auch Cindy Blumental zuständig. „Wir haben manchmal auch Großeltern und ihre Enkelkinder hier im Zentrum. Deswegen wollen wir möglichst alles für die ganze Familie machen, nicht nur Mutter und Kind“, erzählt sie. „Die Kinder sollen bei den Kursen und Bewegungsangeboten einbezogen werden.“ Zwischen 40 und 60 Besuchern kämen im Durchschnitt in das Faju am Rennebogen. Jedoch gebe es auch viele Abweichungen.