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Naturschutz Schwalbenfreundliche Häuser gesucht

Der Naturschutzbund zeichnet in Magdeburg schwalbenfreundliche Häuser aus. Bewerbungen sind wieder möglich.

Von Jana Heute 04.05.2018, 15:00

Magdeburg l Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, sagt eine alte Redensart. Doch etliche Rauchschwalben vollziehen schon längst ihre Kapriolen am Himmel über Magdeburg. Der Sommer ist also nicht mehr weit. Die kleineren Mehlschwalben sind 2018 zwar etwas später dran, dürften aber auch in Kürze wieder hier landen und mit der Aufzucht ihrer Vogelkinder beginnen.

Der Magdeburger Wolfgang Grönwald hat am Wochenende zudem die ersten Mauersegler entdeckt, die wieder Quartier beziehen in den Nistkästen unter seinem Dach in Brückfeld. 14 solcher Nisthilfen aus Holzbeton hat Grönwald, den viele als Revierförster im Ruhestand kennen, an seinem Haus Am Charlottentor angebracht. Zwölf davon waren im letzten Jahr besetzt.

Und auch die Schwalben sind hier mit ihren Nestern und Jungvögeln willkommen. „Ich kann es nicht verstehen, dass manche Leute solche Nester abschlagen, was ja sowieso verboten ist“, meint Wolfgang Grönwald, der sich seit vielen Jahren u. a. ehrenamtlich engagiert und zum Beispiel Störche beringt. Als Waldpädagoge bringt er zudem Kindern die Natur und ihre Bewohner näher.

Und auch zu Hause – buchstäblich unterm eigenen Dach – praktiziert der Naturfreund aktiven Vogelschutz. All die Nester unterm Dach: Machen die Tiere da keinen Ärger und verdrecken die schön gestrichene Fassade mit Kot? „Nein“, sagt Grönwald entschieden und zeigt auf die Wand unterhalb der Nester. „Das ist kein Problem. Dafür gibt es Lösungen. Kotbretter oder Auffangschalen“, so erzählt er.

Grönwald ist einer von drei Magdeburgern, die 2017 eine Auszeichnung vom Nabu Sachsen-Anhalt als „Schwalbenfreundliches Haus“ bekommen haben. Zwei weitere Familien – aus Cracau und Pechau – wurden mit der Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ und einer Urkunde geehrt. Landesweit zeichnete der Nabu Sachsen-Anhalt im Vorjahr 196 Vogelfreunde aus.

Seit Bestehen der Aktion 2012 sind es bereits 808 Schwalbenfreunde, die diese Plakette bekamen. In Magdeburg waren es in diesem Zeitraum 15 Hausbesitzer, die damit ausgezeichnet wurden. Und auch in diesem Jahr läuft die Aktion weiter. Bewerben kann man sich das ganze Jahr über, erklärt Annette Leipelt vom Nabu Sachsen-Anhalt gegenüber der Volksstimme. Die ersten Bewerbungen seien bereits eingegangen, sagte sie.

Verliehen werde erneut die wetterfeste Plakette zur Anbringung am Haus sowie eine Urkunde. Die Bewerbungsunterlagen können telefonisch oder per E-Mail beim Nabu Sachsen-Anhalt angefordert werden. Weitere Infos dazu gibt's auch hier.

Mehl- und Rauchschwalben leisten nach Leipelts Worten einen wichtigen Beitrag auch für die Lebensqualität der Menschen, denn sie ernähren sich ausschließlich von fliegenden Insekten. Die Hinterlassenschaften von Mehlschwalben auf Häuserfassaden hätten jedoch schon des Öfteren zu Diskussionen geführt. „Auch bei Haussanierungen werden leider Nester entfernt – häufig widerrechtlich“, erklärt Annette Leipelt. Die vor allem in Ställen nistenden Rauchschwalben hätten dagegen Probleme, weil moderne Stallanlagen und Schuppen entweder verschlossen seien oder nicht den Lebensraumansprüchen der Schwalben genügten.

Sie appellierte an die Besitzer, die Aufzucht der Jungvögel nicht zu stören, und warb stattdessen für die Unterstützung von Schwalbe, Mauersegler & Co. Der Nabu wolle mit der Auszeichnung von Gebäuden, in oder an denen Schwalben nisten, um Toleranz und Akzeptanz für die Vögel werben und auf schwindende Brutmöglichkeiten hinweisen.