1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Debatte um Kirchenzeile in Magdeburg

Neubaupläne Debatte um Kirchenzeile in Magdeburg

Neu gestaltet werden soll ein Teil des Geländes zwischen Petri- und Wallonerkirche in Magdeburg. Die Umsetzung ist umstritten.

Von Martin Rieß 02.05.2018, 01:01

Magdeburg l Wenn es um Vorhaben geht, die das Gesicht Magdeburgs verändern, ist der Gestaltungsbeirat gefragt: Die in ihm versammelten Experten geben Hinweise zu Entwürfen. Im Bauausschuss wurden jetzt die Punkte vorgestellt, die der Beirat unter Vorsitz des Architekten Carl Schagemann zusammengetragen hat zum Plan Neubebauung gegenüber der Einfahrt zum Parkplatz Petriförder.

An dieser Stelle soll ein neues Kloster für den Prämonstratenserorden entstehen. Mit Blick auf die benachbarte katholische Sankt-Petri-Kirche und die Wallonerkirche samt Zentrum der evangelischen Altstadtgemeinde und der Evangelisch-Reformierten Gemeinde Magdeburg trägt das Vorhaben den Titel Ökumenische Höfe.

Der Gestaltungsbeirat begrüßt die Entwicklung des Geländes. „Das vorgestellte Projekt lässt eine hohe Qualität erwarten“, so Carl Schagemann während der Sitzung des Bauausschusses. Ein paar Hinweise für die weitere Entwicklung des Vorhabens hatten die Mitglieder des von der Stadt Magdeburg berufenen Gremiums dann aber doch noch.

Ein Thema ist die Fassade des Gebäudes, die oberhalb der Stadtmauer weithin sichtbar über dem Schleinufer thront. So sieht der Gestaltungsbeirat die geplante Quergliederung kritisch. Vielmehr sollte darüber nachgedacht werden, ob eine vertikale optische Unterteilung möglich sei. Damit würde das Haus Bezug nehmen auf das denkmalgeschützte Nachbargebäude aus dem Jahr 1900. Es handelt sich um das frühere Städtische Armenhaus und die Arbeitsanstalt, wo heute die Außenstelle des Fachbereichs Hygiene des Landesamts für Verbraucherschutz ihren Sitz hat.

Mit Blick auf das benachbarte Gebäude mit seinen Klinkersteinelementen sollte auch die Höhe angepasst werden. Gerade das Staffelgeschoss obenauf passe hier nicht ins Bild, so die Experten im Beirat. Carl Schagemann sagt: „Es würde sich empfehlen, die Materialität und die Details der Fassade entsprechend dem Neubau des Gemeindezentrums auszubilden.“

Sprich: Der Beirat würde begrüßen, wenn sich die Fassade ein wenig mehr am Vorbild des vor einigen Jahren errichteten Neubaus der katholischen Kirche auf der anderen Seite des Hofes orientieren würde, der bereits heute einen markanten Punkt an der Neustädter Straße zwischen Sankt-Petri-Kirche und dem Gemeindezentrum der evangelischen Altstadtgemeinde bildet.

Um die Bebauung an der Fassade zu gliedern, sei es wünschenswert, den Neubau einen halben Meter nach hinten zu versetzen.

Auch den Lutherturm, der im Entwurf auf der linken Seite zu erkennen ist, hat der Gestaltungsbeirat im Blick. Bis heute ist der Unterbau dieses historischen Gebäudes in der alten Stadtmauer gut zu erkennen. Diesem sei bei einer Neugestaltung des Geländes „mit seiner Höhenentwicklung eine angemessene Präsenz in diesem Teil der Stadtsilhouette zu geben“. Sprich: Der Turm sollte wieder als Turm erkennbar und zu einem Hingucker werden wie Kiek in de Köken und der Turm hinter der Ausfahrt der Möllenvogtei auf der Stadtmauer in Höhe des Domplatzes.

Im Blick haben die Mitglieder des Gestaltungsbeirats, in dem neben Architekten auch Landschaftsbauer und Denkmalschützer vertreten sind, auch die Freiflächen. Der Beirat fordert so, dass die Standorte für die Müllcontainer in die Häuser integriert werden. Und die Höfe und Gärten sollten von ruhendem Verkehr freigehalten werden. „Auch der Haupteingang des Gemeindezentrums sollte freigestellt werden“, so die von Carl Schagemann im Bauausschuss vorgetragene Forderung.

Übrigens: Auch das weitere Umfeld des Geländes war bereits Thema im Bauausschuss. CDU-Stadtrat Thomas Brestrich hatte per Antrag initiiert, dass für das Gelände unterhalb der Stadtmauer ein Rahmenplan zur Gestaltung entwickelt wird.

Bis auf die Möglichkeit, Autos abzustellen, verfügt das Gelände bislang kaum über Qualitäten, die der Nähe zu den historischen Stätten der Magdeburger Innenstadt gerecht werden: Abgesehen davon, dass das vielbefahrene Schleinufer eine Quelle für Lärm und Abgase ist, gibt es hier bislang keinen Anlass für Passanten, sich länger als unbedingt nötig aufzuhalten.