Leben auf dem Prämonstratenserberg Neues Wohngebiet in Magdeburg: Historische Fassaden in Gefahr?
Auf dem Prämonstratenserberg in Magdeburg, der vor dem Zweiten Weltkrieg dicht bebaut war, soll die alte Altstadt in Teilen wieder aufgebaut werden. Doch im Bebauungsplan werden wichtige Punkte dafür nicht festgeschrieben.

Magdeburg. - Die Pläne sind nicht unumstritten. Die Grünfläche unterhalb der Wobau-Welle und des Allee-Centers, der Prämonstratenserberg, soll bebaut werden. In etwa so, wie es dort vor dem Zweiten Weltkrieg ausgesehen hat. Im Bebauungsplan „Zentraler Platz - Elbufer“ finden sich allerdings keine Festlegungen zu den geplanten historischen Elementen, die auch der Grund waren, warum es eine Mehrheit für das Bauvorhaben gegeben hat.
Im Stadtrat führte dies zu Bedenken. Auch, weil es ein paar Tage zuvor im Bauausschuss schon irritierende Aussagen gegeben hatte. Steht das ganze Projekt nun auf der Kippe?
Was ist mit der Stadtmauer?
„Der wesentliche Punkt, dass wir gesagt haben, dass dort gebaut werden soll, dass es der Versuch sein soll, das zerstörte Magdeburg in Teilen wieder aufzubauen“, meinte Christian Mertens (AfD-Fraktion). Er sei im Bauausschuss schockiert gewesen, von der Verwaltung zu hören, dass die historischen Fassaden weder im B-Plan noch in einem städtebaulichen Vertrag festgehalten werden können. Er sieht die Gefahr, dass das Quartier dann wie jedes andere moderne auch aussehe. Und der ursprünglich Gedanke, das alte Magdeburg an dieser Stelle wieder zu zeigen, wäre verflogen.
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Das könnte nicht gewollt sein, pflichtete Burkhard Moll (Tierschutzpartei) bei. Er wunderte sich noch über einen anderen historischen Punkt, der nun nicht mehr in den Plänen vorhanden sei: die alte Stadtmauer. Und Marcel Guderjahn (Gartenpartei) erinnerte noch einmal daran, dass es einst Alt-OB Willi Polte war, der das alte Magdeburg wieder aufbauen wollte. „Wir wollen die alten Fassaden, wir wollen den Tourismus, wir wollen den alten Stadtkern“, sprach auch er sich dafür aus, diese Punkte festzuschreiben.
Doch das ginge eben nicht im B-Plan oder in einem städtebaulichen Vertrag, erklärte der zuständige Baubeigeordnete Jörg Rehbaum. Doch es gebe andere Möglichkeiten, diese Punkte zu manifestieren. „Sie können sehr wohl einen Wettbewerb ausloben als Stadtrat“, regte er an. Oder bei der Vergabe des Bauauftrages könne auch festgelegt werden, dass die Fassaden zu einem bestimmten Prozentsatz historisch gestaltet werden sollen. Was die Stadtmauer betrifft, gebe es in den Kartengrundlagen unterschiedliche Angaben, wo sie sich befindet. „Wir müssen gucken, wo wir sie finden.“ Wo sie entdeckt werde, werde sie mit eingebaut, so Rehbaum.
Am Ende entschied sich der Stadtrat mit breiter Mehrheit dafür, dem Antrag der AfD, die historischen Fassaden festzuschreiben, nicht zuzustimmen. Stattdessen wurde der Beschlussvorlage der Verwaltung zugestimmt, die nächste Phase im Beteiligungsverfahren zu starten. Der B-Plan-Entwurf wird demnächst für vier Wochen ausgelegt. Bis dann die endgültige Satzung beschlossen und damit der Startschuss für das neue historische Quartier fallen kann, wird noch einige Zeit ins Land gehen.
Zwei Fraktionen zweifeln
Zweifel am gesamten Vorhaben gab es vonseiten der Fraktion Grüne/Future!. Madeleine Linke begrüßte es zwar, dass der Demenzgarten und somit auch mehr Grün erhalten bleibe als anfangs geplant. Aber Grünflächen zu versiegeln sieht sie extrem kritisch.
Noah Biswanger (Die Linke) warf der Stadtverwaltung vor, im Abwägungsprozess nur den Ideen zugestimmt zu haben, die ihr gefallen haben. Dem widersprach der Baubeigeordnete vehement. Es gehe bei der Abwägung darum, dass die Vorschläge mit den Planungszielen übereinstimmen.