Umweltschutz Pflanzen und Tiere: Noch mehr invasive Arten in Magdeburg
Auch in Magdeburg werden exotische Pflanzen und Tiere zu einem Problem. Und zwar in einem höhren Maße, als die offizielle Liste der Stadt vermuten lässt.

Magdeburg - Die Magdeburger Stadtverwaltung hat vor wenigen Wochen eine Aufstellung mit Pflanzen und Tieren vorgelegt, die als Gefahr für die heimische Natur betrachtet werden. Grundlage ist die von der EU veröffentliche „Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung“ - hier der Link zu Informationen beim Bundesamt für Naturschutz. Gemeint sind mit invasiven Arten jene Lebewesen aus der Ferne, die sich hierzulande nicht einfach eine Nische suchen, sondern die einheimische Arten massiv verdrängen. Nur: Vollständig ist Magdeburger Liste wohl nicht.
Ein aggressiver Vogel aus Afrika in Magdeburg
Die Nilgans stammt aus Afrika, gilt dort als häufigster Wasservogel. Als Ziervogel war sie unter anderem in Großbritannien und den Niederlanden gehalten worden. Es sind wohl Tiere aus diesen Zuchten, die heute den sich rasch vermehrenden Bestand bilden. In Magdeburg brüten die Tiere im Rotehornpark und grasen auch im Wiesenpark und im Elbauenpark.

Die Nilgans mit ihrem charakteristischen Augenfleck wurde von der Europäischen Union auf ihre Liste der invasiven Arten aufgenommen, da sie gerade in der Nähe ihrer Nester als sehr aggressiv gilt. Wenn dem so ist, dann bekommen das auch andere Vögel zu spüren – unter anderem auch seltene und streng geschützte Vögel wie der Weißstorch und der Rotmilan.
Doch einig ist sich die Fachwelt über die Gefahren, die von der Nilgans ausgehen, nicht. In seinen Publikationen verweist beispielsweise der Naturschutzbund (Nabu) darauf, dass es für das der Nilgans zugeschriebene aggressive Verhalten keine Studien gibt, die eine Gefahr für andere Tierarten belegen.
Andere Kommunen indes wollen den wissenschaftlichen Disput nicht abwarten. In Düsseldorf – wo es nicht wie in Magdeburg um einzelne Sichtungen sondern um Hunderte Tiere geht – wurde ein Nilgansmanagement etabliert: Aus den Nestern werden Eier abgesammelt, damit sich die Tiere nicht mehr in dem bisherigen Maß vermehren.
Indische Schönheit mit starkem Wachstum
Mit seinen purpurfarbenen Blüten schön anzuschauen und doch eine Gefahr für die heimische Natur ist das Drüsige Springkraut. Besonders in Wäldern und an Wasserläufen breitet es sich rasant aus. In Magdeburg wird von Beständen im Rotehornpark berichtet.
Zwar handelt es sich nur um ein einjähriges Kraut – mit dichten Beständen und einer Wuchshöhe von bis zu zwei Metern haben aber anderen Pflanzen kaum eine Chance. Diese Verdrängung wird kaum dadurch wieder aufgehoben, dass die Pflanzen bis in den Herbst hinein mit ihren Blüten eine Futterquelle für Bienen sind.

Die Springkrautsamen können über Jahre im Boden ausdauern. Auch kleine abgerissene Teile können schnell wieder austreiben und neue Bestände bilden. Bei einer Bekämpfung wird aber auch darüber diskutiert, ob gerade im Bereich von Ufern die damit verbundenen Arbeiten mehr Schaden anrichten, als dass sie der einheimischen Flora nutzen.
Das Drüsige Springkraut stammt ursprünglich aus Indien. In Mitteleuropa als einheimisch gilt allein das Große Springkraut mit seinen gelben Blüten. Ebenfalls im Stadtpark vertreten ist das Kleine Springkraut, das lange vor dem Drüsigen Springkraut in die Region gelangte und heute kaum noch als Bedrohung angesehen wird.
Der Baum, der wie kein anderer wächst
Vor Jahren wurde der Götterbaum gern in Parks und zur Renaturierung von Flächen gepflanzt: Er ist anspruchslos und wächst schnell. So schnell, dass er andere Pflanzen verdrängt. Und da er aus alten Wurzeln wieder austreibt, ist er, so er sich einmal etabliert hat, nur schwer wieder von einem Standort wegzubekommen.
In Magdeburg gibt es mehrere Hundert Götterbäume im innerstädtischen Bereich, aber auch entlang dem Magdeburger Ring, im Herrenkrug- und im Stadtpark. Die ursprünglich aus Fernost stammenden Bäume erreichen zum Teil auch in Magdeburg Wuchshöhen von mehr als 25 Metern.
In jungen Jahren legen die Götterbäume um ein bis zwei Meter im Jahr zu. Das schafft sonst kein Baum in der gemäßigten Klimazone.
Bereits im Jahr 2019 berichtete die Volksstimme davon, dass in Magdeburg unter anderem der Stadtgartenbetrieb nach und nach versucht, die Bäume durch andere Gehölze zu ersetzen und dass schon längst keine Götterbäume mehr gepflanzt werden.

In der Magdeburger Betrachtung der als gefährlich eingestuften Arten waren bislang fünf Tierarten genannt worden: Der Waschbär, der Marderhund, der Mink, der Nutria und der Asiatische Laubholzbockkäfer. Bei den Pflanzen findet nur der Riesenbärenklau Eingang. Zu ihm hatte es in den vergangenen Jahren immer wieder Einsätze der Behörden gegeben.
Auf das Fehlen invasiver Arten in der Magdeburger Liste hatten Hartmut Beyer und Jennifer Lemke als sachkundige Einwohner im Ausschuss für Umwelt und Energie aufmerksam gemacht.
Dabei gibt es weitere Pflanzen, die nicht auf der Liste stehen und Sorgen bereiten. Im Rahmen des Projekts „Envisage“ hatte das Julius Kühn-Institut bereits 2019 in Kooperation mit dem Landschaftspflegeverband „Grüne Umwelt“ in Schwaneberg in der Gemeinde Sülzetal südlich von Magdeburg invasive Pflanzen untersucht, die für die Landwirtschaft eine Gefahr darstellen: Neben dem Riesenbärenklau ging es um den Staudenknöterich, das Orientalische Zackenschötchen, die Schmalblättrige Ölweide, den Eschen-Ahorn, die Drüsenblättrige Kugeldistel, den Weißen Stechapfel, die Samtpappel und die Erdmandel.