Sammeln Ein Magdeburger mit einer Sammel- Leidenschaft für Buckauer Porzellan
In Magdeburg-Buckau gab es einst eine Porzellan-Manufaktur. Marcel Guderjahn sammelt Fundstücke. Seine neueste Erkenntnis betrifft ein Produkt, von dem er nicht gedacht hätte, dass es dort produziert worden ist.

Magdeburg - Wenn bei Guderjahns aufgetafelt wird, dann greifen sie hin und wieder auf ein ganz besonderes Geschirr zurück. Bei ihnen kommt Porzellan auf den Tisch. Und das kommt nicht etwa aus Meißen oder Berlin oder aus Selb, wo das bekannte Rosenthal Porzellan herstammt, sondern aus der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt – genau genommen aus Magdeburg-Buckau.
Alles fing an mit einer Firma für Antiquitäten und Haushaltsauflösungen. „Wir haben alles gesammelt, was mit Buckau zu tun hat“, berichtet Marcel Guderjahn. Und über den Kontakt zum Magdeburger Porzellan-Kenner Detlef Dauer und ein Jugendstil-Kaffeeservice wurde auch die Leidenschaft fürs Buckauer Porzellan entfacht.
Heute weiß Marcel Guderjahn, dass die Buckauer Porzellan-Manufaktur sowohl Gebrauchsgeschirr als auch Zierporzellan hergestellt hat, und er hat selbst einiges davon in seinem Wohnzimmer stehen. Ob Obstschalen oder ein zum Blumentopf umfunktionierter Nachttopf, Übertöpfe, Apotheker-Gefäße oder ein Schreib-Set für Tinte und Löschsand, es gibt kaum etwas aus der Buckauer Porzellan-Manufaktur, wovon Marcel Guderjahn nicht ein Exemplar besitzt.

Ein Streit über das Markensymbol
Und dabei gerät er regelrecht ins Schwärmen – über die Markenstempel, die über die Jahre und Jahrzehnte variierten und so auch heute noch Rückschlüsse auf die Zeit zulassen, in der das jeweilige Porzellan hergestellt wurde. Und sie waren durchaus auch Ursprung für Streit. Zum Beispiel habe es einen Markenstreit zwischen der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin und der Buckauer Porzellan-Manufaktur um die Adler-Marke gegeben. Die Buckauer Manufaktur nämlich nutzte zeitweise das gleiche Tier. „Später waren die Buckauer bockig und haben einen Adler mit gesenkten Flügeln als Markenzeichen verwendet“, erzählt er schmunzelnd und erinnert auch an die Brückenmarke oder die Buchstaben BPM mit einem Punkt oder Strich darüber.

Manches Porzellan hat keinen Stempel, kann aber trotzdem eindeutig der Buckauer Manufaktur zugeordnet werden, wenn es ein Nachweis-Stück gibt. So ist es beispielsweise mit zwei Obstschalen, die Guderjahn in seiner Sammlung hat. Beide sind unterschiedlich bemalt – die eine hat einen Stempel, die andere nicht, aber sie haben die gleiche Form.

Die neueste Erkenntnis von Marcel Guderjahn in Sachen Porzellan hat sich aus einer Werbebroschüre ergeben, die er entdeckt hat. Darauf abgebildet sind auch Schamottesteine in unterschiedlichen Formen. Einfache viereckige Schamottesteine mit dem Siegel der Buckauer Porzellan-Manufaktur hat er auch schon gefunden. Sowohl auf dem Gelände des neuen Rewe-Marktes in Buckau als auch im Bereich der Buckauer Sporthalle, sind solche Steine aufgetaucht. Und sie dokumentieren gewissermaßen auch die wirtschaftlichen Beziehungen der Buckauer Unternehmer. Nachweise dafür gibt es in der Werbebroschüre, in der Geschäftspartner der Buckauer Porzellan-Manufaktur aufgeführt sind. Nun ist Marcel Guderjahn auf der Suche nach Steinen in der Form derer, die auf der Werbebroschüre abgebildet sind.
Auf der Suche nach Sanitärgegenständen
Was ihm ebenfalls noch fehlt in seiner Sammlung, ist ein Toilettenbecken. „Wir sind überzeugt, dass die Porzellan-Manufaktur Buckau auch solche Gebrauchsgegenstände hergestellt hat“, sagt Guderjahn. Entdeckt allerdings hat er bislang noch keines.

Und welche Bedeutung hatte nun die Buckauer Porzellan-Manufaktur? Detlef Dauer habe herausgefunden, dass Buckauer Porzellan in Form von großen Bodenvasen sogar am englischen Königshof zu finden ist.
Dass Marcel Guderjahn sich auf das Buckauer Porzellan spezialisiert hat, hat wohl auch mit seiner Leidenschaft für den Stadtteil zu tun. „Meißner Porzellan wird überschätzt“, sagt er lokalpatriotisch. Im Literaturhaus in Magdeburg sei Porzellan aus Buckau zu sehen. Guderjahn würde sich freuen, wenn es noch mehr Ausstellungen geben würde.
Das Kulturhistorische Museum hat bereits Gegenstände aus der Sammlung von Detlef Dauer übernommen und 2017 eine große Ausstellung präsentiert. Wer interessante Gegenstände aus der Buckauer Manufaktur abzugeben hat, kann sich bei Marcel Guderjahn melden (M-Guderjahn@gmx.de).