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Raubüberfall Nach Überfall ist Angst ständiger Begleiter

In den vergangenen vier Wochen hat die Polizei der Volksstimme 13 Raubüberfälle in Magdeburg gemeldet. Ein Opfer schildert die Tat.

Von Franziska Ellrich 11.11.2017, 00:01

Magdeburg l „Handy her oder ich steche Dich ab.“ Diesen Satz sagen die Räuber in gebrochenem Deutsch immer wieder zu Alexander Hellige. Dabei „fuchteln sie mit Messern“ vor ihm herum. Es ist jetzt eine Woche her, dass der 39-Jährige auf seinem Weg nach Hause brutal niedergerissen und ausgeraubt wird. Rückblick: Es ist Sonnabendabend und Alexander Hellige fährt nach Dienstschluss mit dem Bus in Richtung Sudenburg. Er steigt nahe der Kroatenwuhne aus und läuft die Straße hinunter. Auf Höhe der Kindertagesstätte hört er, wie hinter ihm jemand angelaufen kommt. „Ich war mir sicher, dass sind Jogger.“

Doch plötzlich wird Alexander Hellige von hinten umgerissen und als erstes nehmen ihm die Räuber die Brille weg. Der 39-Jährige ist schockiert. Ohne Brille kann er nichts sehen. Er fordert die Täter auf: „Brille zurück.“ Die Räuber geben sie ihm tatsächlich in die Hand. Dann beginnen sie seinen Rucksack zu durchwühlen. Wo das Geld sei, wollen sie von ihrem Opfer wissen. Alexander Hellige erklärt, dass das Portemonnaie sich im Rucksack befindet. Darin entdecken die Täter einen Fünfeuroschein. Ungläubig und aggressiv sollen sie immer wieder gefragt haben: „Mehr nicht?“

Alexander Hellige wird von den Räubern „vom Boden hoch gerissen und am ganzen Körper abgetastet“. Sie nehmen ihm die Zigarettenpackung ab und finden sein Handy in seiner Innentasche. Weil es sich um ein vergleichsweise günstiges Modell handelt, reagieren die Täter wütend und aggressiv.

Sie reißen ihrem Opfer daraufhin die Uhr vom Handgelenk und bevor sie mit der gestohlenen Beute flüchten, sprühen sie Alexander Hellige Pfefferspray ins Gesicht. „Ich wollte ihnen noch hinterher, aber ich konnte einfach nichts mehr sehen“, erinnert sich der 39-Jährige.

Kurze Zeit später sind Polizei und Rettungswagen vor Ort. Alexander Hellige muss im Krankenhaus behandelt werden. Sein Gesicht ist stark gerötet, die Augen brennen. Seine Kollegen kommen sofort ins Krankenhaus und bringen ihn nach Hause. Den Hausschlüssel haben ihm die Räuber gelassen, den Dienstschlüssel für das Geschäft, in dem Alexander Hellige arbeitet, allerdings nicht. Der Sicherheitsdienst hat sofort vor Ort Stellung bezogen und die Schlösser wurden schnellstmöglich ausgetauscht.

Die Täter sollen Mitte 20 gewesen sein, beide haben Kapuzen getragen, einer hatte einen Mundschutz mit Totenkopf-Motiv übers Gesicht gezogen. Mit dem Opfer haben sie in gebrochenem Deutsch gesprochen. Wenn der 39-Jährige jetzt mit seinem Hund spazieren geht, hat er immer ein kleines Messer dabei – um sich im Notfall wehren zu können. Die Angst ist da. Alexander Hellige spricht von einem „mulmigen Gefühl“.

Ein handelsübliches Taschenmesser bei sich zu tragen, ist nicht verboten. Erst ab einer bestimmten Größe oder Bauart sei es ein verbotener Gegenstand, macht eine Nachfrage bei der Polizei deutlich. Doch grundsätzlich würde die Polizei davon abraten, ein Messer zur Abwehr dabei zu haben, sagt Polizeisprecher Marc Becher. Einerseits könne das Messer plötzlich gegen das Opfer selbst eingesetzt werden und andererseits seien die strafrechtlichen Konsequenzen nicht abzuschätzen, wenn jemand damit verletzt wird. Was der Polizeisprecher zum Schutz empfiehlt: technische Hilfsmittel bei sich zu tragen, die im Ernstfall laut Alarm schlagen und selbst ganz laut zu schreien.