Tourismus Raus aus dem Corona-Tief: Darum wirkt Magdeburg jetzt so anziehend
Die Tourismusbranche erholt sich. Nach harten Corona-Jahren ist das Vorkrisenniveau in Magdeburg zumindest in Sichtweite. Die Landeshauptstadt überzeugt gerade junges Publikum mit unerwarteten Erlebnissen.

Magdeburg - „Der Re-Start ist uns hervorragend gelungen.“ Hardy Puls, Geschäftsführer der Magdeburg Marketing Kongress und Tourismus GmbH (MMKT), wird beim Blick auf die gerade veröffentlichten Zahlen des Landesamtes für Statistik beinahe überschwänglich. Im Vergleich zu 2021 habe es im Jahr 2022 ein Übernachtungsplus von knapp 50 Prozent gegeben. Ein klarer Aufwärtstrend. Wobei der Vergleich etwas hinkt. Gab es 2021 doch noch Corona-Einschränkungen. Und Zurückhaltung beim Reisen. An die Vor-Pandemie-Zeiten reichen die Zahlen von 2022 nicht heran. Dennoch sticht Magdeburg im Landes- und Bundesschnitt hervor. Mit einer unerwarteten Anziehungskraft. Was spricht für die Landeshauptstadt? Und wo hakt es noch?
Touristen sind inzwischen spontaner
„Es gibt den Aufwärtstrend, sicher“, sagt Tobias Bartholomäus. Der Geschäftsführer des Art Hotels im Magdeburger Hundertwasserhaus muss seit einiger Zeit aber umplanen. Die Zeiten, als Gäste ihre Zimmer in dem reinen Touristenhotel schon drei bis vier Monate im Voraus gebucht haben, gehören der Vergangenheit an. Touristen würden spontaner entscheiden. Und mal zwei, mal nur eine Woche im Voraus ihr Zimmer reservieren. Obendrein würden die hohen Energiepreise einen richtigen Boom bremsen. „Das merken wir schon“, so Bartholomäus.
An einem wolkenverhangenen Montag wie gestern sind eher weniger Touristen an den Hotspots der Landeshauptstadt unterwegs. Rund um das Hundertwasserhaus zückt der eine oder andere dann aber doch das Smartphone, um das Objekt und damit Erinnerungen an den Besuch festzuhalten. Auch Marianne Klabunde und Gabriele Walther aus dem sächsischen Lichtenwalde gehören dazu. Magdeburg sei nur ein Zwischenstopp auf ihrer Fahrt ins Blaue, erzählen die Touristinnen. Beide lieben Städtereisen und erkunden immer wieder neue Orte im Land. „Es ist echt schön“, sagt Gabriele Walther mit Blick auf die Grüne Zitadelle. „Wenn wir es schaffen, schauen wir uns auch noch den Dom an“, fügt Marianne Klabunde hinzu. Beide sind froh, ihre Reiselust wieder ausleben zu können. Magdeburg, so ihr Fazit nach kurzem Aufenthalt, sei eine Reise wert.
Gäste bleiben im Schnitt 1,8 Tage
Eine Meinung, mit der sie nicht allein sind, wie ein Blick in die Zahlen der MMKT zeigt. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 686 298 Übernachtungen in den Hotels und Herbergen der Landeshauptstadt gezählt. Rund zehn Prozent der Übernachtungsgäste seien aus dem Ausland gekommen. Im Schnitt sei jeder Besucher 1,8 Tage in der Stadt geblieben. Eine Zahl, die auch Tobias Bartholomäus bestätigen kann. „Wir haben zumeist Wochenendtouristen im Art Hotel.“ Anders als etwa im Hotel Stadtfeld. Dort würden neben Touristen auch viele Geschäftsreisende übernachten. Sie blieben auch ein bis zwei Wochen. Dabei spiele der Preis dann auch nicht so die Rolle, so Bartholomäus, der auch im Hotel Stadtfeld Geschäftsführer ist. Denn die Kosten würden ja von den Firmen übernommen. Touristen schauen im Vorfeld schon genau, ob sie sich den Wochenendtrip leisten wollen oder können. Wenn sie dann aber hier seien, sitze das Geld auch lockerer, hat er festgestellt.
Deutlich besser als der Bundesschnitt
Im Landesvergleich habe Magdeburg mit einem Minus von sechs Prozent gegenüber dem Vorkrisenjahr besser abgeschnitten als der Landesdurchschnitt, der laut MMKT bei minus 8,5 Prozent liege. Bundesweit liege das Minus gar bei 11,2 Prozent. Doch nicht nur deshalb zieht Hardy Puls zufrieden Bilanz: „Vor allem die Zahlen ab April 2022 waren bereits wieder auf dem Level des Rekordjahres 2019, zeitweise sogar darüber.“ Seinerzeit erreichte Magdeburg die Bestmarke von mehr als 730 000 Übernachtungen.
Junges Publikum genießt Shopping und Kulinarik
Einen Grund für die gute Statistik sieht Puls auch im Neun-Euro-Ticket. Parallel habe Magdeburg-Marketing Fördermittel des Landes aus dem Corona-Sondervermögen zielgerichtet in eine aufmerksamkeitsstarke Marketingkampagne in Berlin, Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen investiert. „Der Fokus lag auf Digitalwerbung an Bahnhöfen, in Großstädten und im Internet. Das werden wir auch 2023 fortführen“, kündigt Puls an und blickt optimistisch auf das Jahr: „Das Interesse an Städtereisen bleibt in Deutschland anhaltend hoch. Und mit seinen attraktiven Sehenswürdigkeiten, einem vielfältigen Kulturangebot und dem Flair einer modernen und lebendigen Großstadt kann Magdeburg hier punkten. Aus Besucherbefragungen wissen wir, dass vor allem jüngeres Publikum Magdeburg mehr und mehr auch für Shopping und kulinarische Entdeckungen zu schätzen weiß.“ In der kalten Jahreszeit punkte die Stadt mit ihrer Lichterwelt und den Weihnachtsmärkten, was sich auch spürbar auf die Übernachtungszahlen ausgewirkt habe. Puls spricht von „echten Trümpfen“.
Großes Potenzial bei Tagungsgästen
Der Tourismuschef blickt noch auf einen anderen Aspekt, der Potenzial habe: das ansteigende Tagungs- und Kongressgeschäft. „In den kommenden Jahren wird sich Magdeburg auf dieser Schiene stark positionieren. Wir sehen einen positiven Trend bei den Geschäftsreisenden und im Tagungsbereich“, freut er sich. Und: „Mit der bevorstehenden Eröffnung der Hyparschale als hochmodernes Tagungs- und Kongresszentrum im Herzen Deutschlands können wir überregional punkten.“