Festungsanlage Sammeln und Sanieren

Die Ravelin-Retter in Magdeburg setzen bei der weiteren Sanierung des Festungsbauwerkes auf Crowdfunding.

Von Rainer Schweingel 22.11.2016, 00:01

Magdeburg l Vereinschef Rüdiger Stefanek breitet die Arme einladend vor dem Eingang des Ravelins an der Maybachstraße aus, als wolle er sagen: Kommt alle her, helft uns und schaut euch die Anlage doch einfach mal selber an! Die Symbolik ist durchaus ernst gemeint. Hier, an dem Durchgang von der Maybachstraße zum einstigen Festungsbauwerk, wird mit Herzblut gearbeitet. Hier werkelt Vereinsmitglied Holger Schöndube mit Zement und Maurerkelle und bessert Tor- und Fensterbögen aus.

Weiter drin knattert der Presslufthammer. Auch hier wird gebaut. „Das werden unsere neuen Sanitäranlagen oder besser gesagt: Sie sollen es werden“, sagt Rüdiger Stefanek zu den vorbereitenden Arbeiten. Denn: Noch ist die Finanzierung der beiden Toilettenräume in den ehemaligen Latrinen nicht gesichert. Rund 70.000 Euro werden dafür veranschlagt. Etwa 15.000 davon sollen mit Hilfe der Spendenaktion aufgebracht werden.

Der Sanierungsverein bedient sich dabei einer für ihn neuen Methode: des Crowdfundings. Dabei können Unterstützer mit Beiträgen ab 5 Euro das Projekt finanziell fördern und erhalten je nach Höhe der Summe im Gegenzug als Dankeschön kleine Aufmerksamkeiten bis hin zu privaten Führungen auf dem Gelände.

Allerdings bleibt fürs Geldsammeln übers Internet nicht unendlich viel Zeit. Wesentlicher Bestandteil des Crowdfundings ist eine Frist, in der die angestrebte Summe aufgebracht werden muss. Schafft das der Initiator der Sammelaktion nicht innerhalb von 90 Tagen, muss das eingezahlte Geld an die Spender zurückgegeben werden. Der Sanierungsverein allerdings ist optimistisch. Ziel ist 15.000 Euro bis zum 3. Dezember zu schaffen. Gut 12.000 Euro sind schon eingegangen, so Rüdiger Stefanek.

Amtshilfe für den 50 Personen starken Verein leistet die Volksbank. Sie übernimmt Organisation und Verwaltung der Aktion.

Für den Verein wird damit Neuland betreten in der Geschichte der Ravelin-Retter. Nachdem sie das Gelände vor knapp zwei Jahren von der Stadt übernahmen, haben sie die Festungsanlage beräumt, für Besucher nutzbar gemacht und die Geschichte aufgearbeitet. Führungen finden hier statt. Zweimal kamen Hunderte Besucher schon zum Ravelin im Advent - und genau bei solchen Veranstaltungen stößt der Verein an Grenzen. Denn zu einem ungezwungenen Aufenthalt in der Festungsanlage gehören auch vernünftige Sanitäranlagen statt Mobiltoiletten, so Stefanek.

So kam man auf die Idee, einen Teil der Kosten über die Schwarmfinanzierung einzuwerben. Bisher läuft die Aktion sehr gut, freut sich Stefanek. Es gibt Großspenden, aber die meisten der eingezahlten Beträge liegen zwischen 10 und 100 Euro.

Und so hofft der Verein die Finanzierungslücke schließen zu können. Rund 70.000 Euro kostet die gesamte Sanitäranlage. 30.000 Euro davon hat Lotto in Aussicht gestellt. Weitere 5000 kommen von der Stiftung Kloster Unser Lieben Frauen. 15.000 Euro sollen über die Sammelaktion kommen. Der Rest wird in Eigenleistung und ein paar Eigenmitteln zur Verfügung gestellt.

Am 3. Dezember ist dann Zahltag. Dann entscheidet sich, ob die Mindestsumme von 15.000 Euro erreicht wurde. Ist das geschafft, könnte Rüdiger Stefanek wieder die Arme ausbreiten und die Magdeburger symbolisch einladen. Denn am 17. und 18. Dezember organisieren die Festungsretter zum dritten Mal den „Ravelin im Advent“. Läuft alles glatt, ist dann sogar schon ein Teil der neuen Sanitäranlage nutzbar, für die derzeit noch gesammelt wird.