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Rettungsaktion Magdeburger Fische ziehen in die Ehle um

Rettungsaktion an der Schrote in Magdeburg: Angler fischten Weißflossen-Gründlinge ab und setzen sie in der Ehle wieder aus.

Von Christina Bendigs 21.08.2018, 18:31

Magdeburg l Fortsetzung im Magdeburger Fischdrama: Mitglieder des Magdeburger Anglervereins haben am 21. August 2018 etwa 800 bis 1000  Fische aus der Schrote in Stadtfeld-Ost geholt und sie in die Ehle umgesetzt. Hintergrund ist das Niedrigwasser in der Schrote.

Am Sonntagabend waren Anwohnern Hunderte Fische aufgefallen, die sich in einem noch nicht trockenliegenden Bereich der Schrote auf Höhe der Schillerstraße gesammelt hatten. Die Magdeburger kippten Wasser nach, außerdem kam die Feuerwehr, die Wasser in den Bachlauf pumpte, um den Fischen zu helfen. Einige Anwohner fischten Tiere sogar ab und setzten sie in der Ehle wieder aus.

Wie Matthias Kabel als stellvertretender Vorsitzender des Magdeburger Anglervereines informierte, handelte es sich bei den Fischen um zahlreiche Weißflossen-Gründlinge und damit um eine geschützte Art. „Wir waren erstaunt, dass diese Art in einer so großen Population in der Schrote zu finden ist“, erzählte er. Aber auch Schleie, Karauschen, Stichlinge und einige Goldfische wurden so gerettet.

Die Fische einfach aus der Schrote zu holen und in ein anderes Gewässer zu setzen, sei aber strafbar. Denn die Fische gehören zum einen dem Eigentümer des Gewässers. Zum anderen könnten sie Krankheiten haben, die sie beim Umsetzen an Tiere im anderen Gewässer übertragen könnten, erklärte Matthias Kabel weiter. Deshalb müssten die Fische vorher untersucht werden.

Der Weißflossen-Gründling sei ein genügsamer Fisch, „der sich selbst in kleinsten Rinnsalen ansiedeln kann“. Nichtsdestotrotz sei er geschützt – und das nicht ohne Grund. Gern hätten die Angler schon eher reagiert. Allerdings hätte ein Eingreifen ohne behördliche Zustimmung auch für sie strafrechtliche Konsequenzen haben können.

Nachdem klar war, dass es sich um eine geschützte Art handelt, sei der Verein jedoch mit Nachdruck auf die zuständigen Ämter zugegangen. Dienstagmittag stand dann fest: Die Fische werden herausgeholt und umgesetzt.

Am Nachmittag rückten dann die Angler an – mit Keschern wurden die Fische abgesammelt und in einen großen mit Wasser gefüllten Kanister gesetzt. Im Bereich der Ehle an der Schweinebrücke bei Biederitz wurden sie nach und nach ebenfalls mit Keschern wieder ausgesetzt.

Dass die Schrote nicht an einen Anglerverein verpachtet ist, hängt damit zusammen, dass das Gewässer zu klein ist und einfach kein Angelgewässer darstellt, erklärte Roland Ambroch vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz vor Ort. „Wir haben uns den Bereich am Vormittag noch einmal angesehen und daraufhin festgelegt, dass dort gehandelt werden muss."

Der Landesbetrieb betreut die Schrote in Magdeburg. In vielen Bereichen ist die Schrote nicht breiter als einen Meter, außerdem fließt sie auch unterirdisch durch die Stadt. Im Moment kann von Fließen allerdings keine Rede sein. Denn abgesehen von dem kleinen Bereich unter der Brücke nahe der Schillerstraße liegt das Flussbett trocken und ist nicht viel mehr als eine Schlammlandschaft. Voraussetzung für die Aktion war aber, dass es sich bei dem Weißflossen-Gründling um einen geschützten Fisch handelt. Eine ähnliche Rettungsaktion habe Roland Ambroch noch nicht erlebt, „und ich arbeite hier seit 1977“, erzählt er.

Für die Angler hingegen sind solche Aktionen derzeit öfter notwendig. Erst kürzlich setzten sie Fische vom Salbker See um.

Grundsätzlich sei der Weißflossen-Gründling ein ortsgebundener Fisch. In fließenden Gewässern könne allerdings davon ausgegangen werden, dass der Fisch auch wandert, zumal wenn der Wasserstand rapide fällt. „Die Fische ziehen sich dann in Bereiche zurück, in denen noch Wasser vorhanden ist“, erklärt Matthias Kabel. Weitere größere Vorkommen von Weißflossen-Gründlingen in Magdeburg gebe es noch in der Klinke hinter dem Amo-Kulturhaus.