Natur und Elbe Salbker See in Magdeburg: Altlasten lagern rund um das Gewässer
Die Wasserqualität im Salbker See I in Magdeburg ist miserabel. Alljährlich kippt das Gewässer um. Vor diesem Hintergrund lassen die vielen Altlastflächen im Umfeld des Sees aufhorchen.

Magdeburg - Unter den Seen in Magdeburg sind die Salbker wohl die größten Sorgenkinder. Vor allem der Salbker See I, der einst durch Kiesabbau entstanden ist, ist in einem desolaten Zustand. In den vergangenen Jahren ist das Gewässer in den Sommermonaten beständig umgekippt.
Die verheerende Kettenreaktion: Ein hoher Phosphatgehalt im Wasser stimuliert die Algenblüte. Gleichzeitig gehen die Sauerstoffwerte gegen null. Es werden Giftstoffe wie Schwefelwasserstoff freigesetzt, was wiederum zu einem massiven Fischsterben führt.
Verdachtsflächen und Altablagerungen
Wo genau dieses ökologische Drama seinen Ursprung hat, ist abschließend noch nicht geklärt. Ein Blick ins unmittelbare Umfeld des Gewässers könnte neue Ansatzpunkte liefern.
So finden sich in Nachbarschaft der Salbker Seen zahlreiche Altablagerungen und Verdachtsflächen aus der industriellen Vergangenheit (siehe Grafik). Dies geht aus einer aktuellen Stellungnahme der Stadtverwaltung auf Anfrage von Grünen-Stadträtin Kathrin Natho hervor.

Eine Fläche rückt dabei besonders in den Fokus. Es handelt sich um eine ehemalige Kiesgrube direkt südlich des heutigen Salbker See I. Es war die erste Kiesgrube in dem Bereich. In den 1960er und 1970er Jahren sei diese als Deponie genutzt und durch das SKL und das RAW verfüllt worden, heißt es aus dem Rathaus.
1978 sei sie dann geschlossen und mit einer Mutterbodenschicht abgedeckt worden. Seit 1983 befindet sich auf der abgedeckten Kiesgrube eine Kleingartenanlage.
Belastung mit Arsen, Zink und mehr erfasst
Auf dem ehemaligen Deponiefläche seien vor allem Formsande der Metallgusserzeugung aber auch andere Abfälle wie Bauschutt, Schlacke, Schrott oder Kunststoff durch das SKL abgeladen worden. Produktionsrückstände und sonstige Abfälle seien nachweislich in Größenordnungen in Füllkörpern eingelagert worden.
1993/94 sowie 1997 wurde der Deponiekörper untersucht. Dabei seien erhebliche Kontaminationen mit Schwermetallen und Hexachlorcyclohexan (HCH) festgestellt worden, die bis in die grundwasserführenden Schichten reichten. Eine Entnahme von Grundwasser für die Gärten wurde untersagt.

2007 gab es eine dritte Untersuchung. Dabei sei ein deutlicher Rückgang der Belastungssituation in Boden und Grundwasser festgestellt worden. „Schadstoffe aus dem Deponiekörper verließen zu diesem Zeitpunkt in geringfügigen Konzentrationen den Standortbereich über das Grundwasser“, heißt es weiter aus dem Rathaus. Die Schadstoffkonzentration habe indes unter den damaligen Schwellenwerten gelegen.
Die Fläche werde nunmehr im dreijährigen Turnus an sieben Grundwassermessstellen kontrolliert. Zuletzt geschah dies 2021. Dabei sei an allen Messstellen eine Überschreitung des Geringfügigkeitsschwellenwertes der Bund/Länderarbeitsgemeinschaft Wasser für Arsen nachgewiesen worden.
Maximal 35 Mikrogramm pro Liter wurden erfasst, der Schwellenwert liegt bei 3,2 Mikrogramm. Für Arsen ergebe sich dadurch insgesamt eine mittlere Schadstoffmenge und eine mittlere Schadstofffracht am Standort.

Auch bei Zink gab es an einer Messstelle eine Auffälligkeit. Weiterhin seien vereinzelt Überschreitungen von organischen Verbindungen wie Benzen und Vinylchlorid aufgetreten. Nach Ansicht des Gutachters bestünde jedoch keine Notwendigkeit für Sanierungsmaßnahmen.
Dies aufgrund einer geringen Gefahrensituation für Schutzgüter. So würden sich die Schadstoffe im Sediment anreichern oder beim Übergang in das Grundwasser respektive dem Oberflächenwasser der Elbe eine hohe Verdünnung erfahren.