Wasserqualität von Elbe und Co. Analyse: So steht es um Magdeburgs Gewässer
Der Magdeburger Anglerverein und Umweltexperten haben 30 Gewässer nahe der Elbe in der Landeshauptstadt und im Umland analysiert. So steht es um die Wasserqualität.

Magdeburg - Wie steht es um die Wasserqualität der Gewässer in und um Magdeburg? Dazu hat der Magdeburger Anglerverein gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung eine Analyse erstellen lassen. Die Ergebnisse fallen sehr unterschiedlich aus.
Wasserknappheit bedroht Gewässer in Sachsen-Anhalt
Das Thema Wasserknappheit infolge des Klimawandels ist in Mitteldeutschland, einer der trockensten Regionen unseres Landes, besonders aktuell. Das beschäftigt auch die Mitglieder des Magdeburger Anglervereins.
Ihre Gewässer haben sich in den letzten Jahren zum Teil dramatisch verändert. Ältere Mitglieder, die das Geschehen seit Jahrzehnten verfolgen und beispielsweise noch alte Fotos haben, können eine stetige Verlandung der Gewässer beobachten.
Trockenheit lässt Grundwasserspiegel absinken
Woran liegt das? „Es sind dieselben Ursachen, die zum Sterben der alten Bäume in der Kreuzhorst und im Herrenkrug führen. Zum einen haben in den letzten Jahren trockene, heiße Sommer den Grundwasserspiegel stark absinken lassen.
Zum anderen kommt verstärkend hinzu, dass sich die Elbe langsam aber kontinuierlich immer tiefer in ihr Bett eingräbt, weil Buhnen den Fluss einschnüren.
An manchen Stellen ist in den letzten einhundert Jahren eine Absenkung der Elbsohle von bis zu zwei Metern gemessen worden. Das senkt langfristig natürlich gleichermaßen den Grundwasserspiegel im Elbeumland“, sagt Edgar Appenrodt vom Vorstand des Anglervereins.
Fundierte Gewässeranalyse durch das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
Ausgehend von dieser Entwicklung und ihren Folgen, wie etwa sommerlichen Fischsterben wie alljährlich im Salbker See I, hat sich der Magdeburger Anglerverein Hilfe beim Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) geholt, um eine fundiertere Gewässeranalyse vorzunehmen. Dort läuft zurzeit ein Forschungsprogramm über Gewässer in Elbnähe – und somit eine günstige Gelegenheit zur Zusammenarbeit, wie Edgar Appenrodt betont.
Es ging bei dieser Analyse nicht um die Artenvielfalt oder die Eignung als Badegewässer, sondern um die Wasserqualität, welche Gewässer von den ausbleibenden Regenfällen besonders betroffen sind und welche Folgen das hat. Untersucht wurden insgesamt 30 Gewässer in Elbnähe.
In den vergangenen zwei Jahren wurden dazu viele Daten gesammelt und ausgewertet: Wasserstand, Temperatur, Nährstoffgehalt, Planktonmenge, Sauerstoff- und Schwefelwasserstoff-Konzentration, um nur einige zu nennen.
Sauerstoff ist Grundlage allen tierischen Lebens, so natürlich auch für das der Fische. Seine Konzentration im Wasser und die Möglichkeit für Fische, diesen zu nutzen, sind auch temperaturabhängig.
Sinkt die Sauerstoffkonzentration zu sehr ab, können bakterielle Abbauprozesse im Faulschlamm eintreten, bei denen dann hochgiftiger Schwefelwasserstoff gebildet wird – deutlich wahrnehmbar am Geruch nach faulen Eiern.
Wasserqualität der Elbe noch zufriedenstellend
Durch die Bildung von Schwefelwasserstoff werden zusätzlich noch Nährstoffe freigesetzt, die ihrerseits das Algenwachstum fördern. Das Gewässer „kippt um“ und nicht nur Fische sterben. Diese Vorgänge wurden in den letzten Jahren jeweils im Salbker See I beobachtet, die Volksstimme berichtete mehrfach.
Ein zusätzlicher Faktor: Je stärker der Wasserspiegel sinkt, desto stärker ist das gesamte Gewässer von den Prozessen betroffen.

In der nun erstellten Gewässeranalyse wurden zum einen die Elbe und die mit ihr verbundenen Gewässer untersucht. Zum anderen wurden auch die großen Kiesbaggerseen und eine Vielzahl der übrigen Gewässer in die Analyse einbezogen.
Bei der Elbe und der mit ihr verbundenen Gewässer war die Wasserqualität noch zufriedenstellend. Bei den Kiesseen, die insgesamt eine sehr unterschiedliche Qualität aufzeigten, schnitt der Barleber See (zuletzt mit Millionenaufwand von der Stadt saniert) am besten ab, am schlechtesten – wenig überraschend – der Salbker See I. Bei den übrigen Gewässern, davon auch im Bereich der Kreuzhorst, zeigte sich laut Analyse, dass die meisten von ihnen in Mitleidenschaft gezogen sind.
Magdeburger Anglerverein: Wunsch nach Elbanschluss
„Interessant ist, dass die gut mit der Elbe verbundenen Gewässer kaum solche Probleme aufweisen. Die Sommerhitze und Trockenheit der letzten Jahre haben den hier gezeigten Trend jedoch zusätzlich verschärft. Nicht nur für die Angler ist das eine schlimme Entwicklung“, bilanziert Edgar Appenrodt.
Und was kann dagegen getan werden? „Wir müssen umdenken und dafür sorgen, dass weniger Wasser abfließt und mehr in der Landschaft zurückbleibt. Das aktuell oft vorgenommene ständige Ausbaggern von Gräben oder Kleinstfließgewässern muss unterbleiben, dies wäre leicht umzusetzen. Die Sohlenerosion der Elbe zu verlangsamen oder zu stoppen bedarf ganz anderer Anstrengungen“, meint der Anglervorstand.
Alte Flussarme oder Elb-nahe Gewässer zu ihrer Rettung an die Elbe anzuschließen ist mehrfach gelungen, wie das Beispiel vom Prester See zeige. Die Angler würden sich jedenfalls eine ähnliche Lösung bei ihrem größten Sorgenkind, dem Salbker See I, wünschen. Im Stadtrat ist das Thema erneut entbrannt – allerdings bislang ohne eine Lösung.
Nach Fischsterben im Salbker See: Wasserqualität wird Chefsache
In der Stadtverwaltung ist das „Seenproblem“ bekannt. Spätestens mit den erneuten Fischsterben im Salbker See I sowie den Problemen mit der Wasserqualität im Neustädter See, der im vergangenen Jahr mitten in der Badesaison über längere Zeit wegen einer Belastung mit Enterokokken gesperrt werden musste, zuvor gab es seit 2018 Probleme mit Blaualgen, ist die Suche nach Lösungen zur „Chefsache“ erklärt worden.
Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) ließ eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe bilden, die verwaltungsintern Zuständigkeiten bündeln und organisieren soll. Alle Bereiche, die auf verschiedenste Weise hinsichtlich der Wasserqualität mit den Gewässern in städtischem Eigentum, unabhängig, ob Badegewässer oder nicht, beschäftigt sind, sind in der Gruppe vertreten.
Badeverbot am Neustädter See in Magdeburg aufgehoben
Für den Neustädter See gab es zu Beginn der Badesaison 2023 Entwarnung. Die Wasserqualität hat sich verbessert. Hier kann gebadet werden. Um zukünftig Badeverbote zu vermeiden, wurden umfangreiche Maßnahmen in der Überwachung und Bewirtschaftung des Neustädter Sees veranlasst.
Bei der Erarbeitung der Maßnahmen gab es eine intensive Zusammenarbeit innerhalb der städtischen Behörden sowie dem privaten Betreiber. Auch gab es von den Landesbehörden umfangreiche Unterstützung.