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Theater berührt So liebt Magdeburg - im Reality-Soap-Format

Herz, Schmerz, Happy-End? So erwartbar wie in Hollywood verläuft wohl kaum eine Lovestory. Der Verein „Theaterberührt“ inszeniert echte Geschichten aus Magdeburg, die wahre zwischenmenschliche Dramen aufzeigen.

Von Sabine Lindenau 07.07.2023, 03:30
Szene einer Beziehung zu dritt:  Leon Belling als Lars und  Chris Kolodziej als Lukas (r.) sind beide mit Linn (Sarah Kowallik) liiert. Annette Schöpke spielt die Geburtshelferin. Die Geschichte ist eine von sieben, die das Ensemble von „Theaterberührt“ spielen wird.
Szene einer Beziehung zu dritt: Leon Belling als Lars und Chris Kolodziej als Lukas (r.) sind beide mit Linn (Sarah Kowallik) liiert. Annette Schöpke spielt die Geburtshelferin. Die Geschichte ist eine von sieben, die das Ensemble von „Theaterberührt“ spielen wird. Foto: Sabine Lindenau

Magdeburg - Kann eine Beziehung zu dritt funktionieren? Wie viel kann Liebe aushalten, wenn sie alle Normen sprengt? Und wie liebestoll ist Magdeburg überhaupt? Diesen Fragen geht der Verein „Theaterberührt“ auf den Grund. Und bringt in seiner Reality-Soap „Liebestoll“ Storys auf die Bühne. Es geht um Lust, Leidenschaft und Intrigen. Mal aufwühlend, mal verrucht, mal ungewöhnlich – aber immer mit unvorhersehbaren Stimmungswechseln. Zu Besuch bei einer Probe.

Linn (Sarah Kowallik) hält ihren kugelrunden Bauch fest. Um sie herum mit Lars (Leon Belling) und Lukas (Chris Kolodziej) zwei Männer, die sich um sie sorgen. Zwischen Atemübungen und Schreien, kurz vor der Geburt ihres Sohnes, erzählen sie von ihrer Liebe zu dritt. Eine wahre Geschichte über Polyamorie aus Magdeburg. Verbunden mit verdrängten Sehnsüchten, Eifersucht und der Entscheidung, sich auf Neues einzulassen. Noch ein Schrei, das Baby ist da. Kann das wirklich Liebe sein? Schnitt.

Von Identitätssuche bis Polyamorie

In die Seifenoper, die der Verein am 22. und 23. Juli auf der Moritzhof-Bühne zeigt, reihen sich sechs weitere Geschichten ein, die die unterschiedlichsten Facetten von Liebe aufzeigen. „Wir zeigen ein Best-of aus unseren bisherigen über 40 Geschichten“, blickt Regisseur Manuel Czerny voraus. „Es geht aber nicht nur um positive romantische Geschichten“, sagt er. Und bei den Proben wird deutlich, warum der Österreicher von „Licht und Schatten“ spricht. Die Identitätssuche junger Menschen, krankhaftes Stalking oder auch das fiese Geschäft mit der Sehnsucht: Schonungslos zeigen die Laienschauspieler auf, wie schnell sich das vermeintliche Glück auch verkehren kann. Es vermischen sich brandaktuelle Beziehungen mit historischen Abenteuern bekannter Magdeburger, harte Kost und sanfte Romanzen. So, wie man es von einer Seifenoper erwartet.

Und während der Probenzuschauer noch darüber nachdenkt, wie sich die polyamoröse Geschichte entwickelt, betritt Amora (Annette Schöpke) die Bühne. Im schwarzen Gewand und mit roten Engelsflügeln über den Rücken gespannt spinnt sie den roten Faden durch die Reality-Soap. Denn wie im TV laufen die Storys nicht linear ab, sondern in Etappen. So dass die Zuschauer dranbleiben wollen.

Authentische Geschichten aus der Stadt

„Wir haben viel recherchiert und auch eigene Geschichten aufgeschrieben. Es ist ja auch unser Ursprung, autobiografisch zu erzählen“, blickt Czerny zurück. 2018 ist die erste „Liebestoll“-Staffel rausgekommen, sechs gibt es inzwischen. Auch, weil der Zuspruch immer mehr gewachsen ist.

Das Best-of ist für langjährige Fans gedacht, um in Erinnerungen zu schwelgen. Es richtet sich aber auch an jene, für die das Format noch neu ist. 2024 sollen dann neue Lovestorys auf die Bühnenbretter kommen, die das Leben geschrieben hat. Das Ensemble versteht seine Soap auch als poetische Liebeserklärung an die Stadt Magdeburg selbst. Weil sie hier passiert sind und passieren. Wie Czerny erzählt, haben die Zuschauer immer mehr die Stücke lieben gelernt, die in Krisenzeiten Hoffnung verbreiten. Auch wenn nicht jede Folge ein Happy End haben wird.

Vorstellungen gibt es am Sonnabend, 22. Juli, 15.30 und 19.30 Uhr sowie am Sonntag, 23. Juli, 15.30 Uhr. Sie finden alle im Kulturzentrum Moritzhof statt.

Tickets können unter reservierung@theaterberuehrt.de bestellt sowie an der Tageskasse im Moritzhof (freitags 14 bis 18 Uhr) erworben werden.

Der Verein Theaterberührt

„Theaterberührt“ ist ein im Dezember 2022 neu gegründeter gemeinnütziger Verein, der aus dem „Bürger Ensemble“ hervorgegangen ist, das seine Heimstätte im Theater Magdeburg hatte.

20 Theaterbegeisterte unterschiedlicher Generationen mit einem Faible für Romantik wollen ihr Format „Liebestoll“ noch weiter in die Stadt tragen. Sie haben ihren Namen gewählt, weil sie das Theater tief berührt. Ihre Stücke sollen unter die Haut gehen. Bislang sind schon 40 „Liebestoll“-Folgen entstanden.