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Sondersitzung Magdeburgs Zoochef Perret droht Rauswurf

Der Magdeburger Stadtrat tritt zu einer Sondersitzung zusammen. Dem beurlaubten Zoochef Kai Perret droht die Kündigung.

Von Katja Tessnow 25.02.2020, 00:01

Magdeburg l Der Magdeburger Stadtrat wird am 3. März 2020 zu einer Sondersitzung zusammentreten. Einziger Tagesordnungspunkt der nicht öffentlichen Sitzung ist die Zukunft von Zoochef Kai Perret. Nach Volksstimme-Informationen soll es dabei um die außerordentliche Kündigung des Vertrages mit Perret bereits zum Monatsende März gehen. Perret besitzt derzeit noch einen Dienstvertrag bis Ende 2021. Der Stadtrat hatte ihn 2003 zum Zoochef bestellt und seinen Vertrag mehrfach verlängert.

Eine eigens zur Absetzung eines Stadtgeschäftsführers einberufene Sondersitzung ist ein Novum in der Ratsgeschichte. Auch einen Rauswurf in Form einer fristlosen Kündigung hat es in derart herausgehobener Stellung an der Spitze eines städtischen Unternehmens noch nicht gegeben, sondern höchstens Freistellungen vom Amt oder eben die Nichtverlängerung von Verträgen.

Einzelne Mitglieder des Stadtrates zeigen sich von der Schärfe des Vorgehens gegen Perret trotz der bereits bekannt gewordenen aktuellen Vorwürfe gegen den Zoochef (Tierwohlgefährdung) überrascht. Perret hat sich derweil in Briefen an die Ratsfraktionen gewandt und um die Möglichkeit einer eigenen Stellungnahme zu den Vorwürfen in angemessener Frist gebeten. Aktuell ist er im Zoo mit Hausverbot belegt. Perret selbst wollte sich auf Anfrage der Volksstimme zur Sondersitzung nicht äußern.

Perret steht schon seit Wochen im Kreuzfeuer der Kritik. Zoointern gibt es seit Monaten Missstimmung in der Belegschaft gegenüber der Führung. Mitte Dezember 2019 hatten sogar 25 Zoomitarbeiter auf einer Demonstration vor dem Rathaus gegen Zoochef Kai Perret und den Zootierarzt protestiert. In einer vertraulichen Gesprächsrunde mit den Zoomitarbeitern hatte OB Lutz Trümper (SPD) in seiner Eigenschaft als Aufsichtsratschef erklärt, dass die Probleme nicht neu seien und er eine einvernehmliche Lösung anstrebe. Dazu kam es aber nicht.

Stattdessen hatten Zoomitarbeiter Mitte Januar 2020 eine Liste mit mutmaßlichen Verfehlungen des Zootierarztes und des Zoochefs an den Aufsichtsrat verfasst und dabei auch Tierwohlgefährdung geltend gemacht. Die Liste war dem Aufsichtsrat übergeben worden. Der wiederum hatte die Unterlagen ans Veterinäramt zur fachlichen Einschätzung weitergeleitet. Nach einer ersten Prüfung hatte das Amt dann die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.

Dort ist allerdings noch keine Entscheidung über die Einleitung eines Ermittlungsverfahren gegen Perret gefallen. „Derzeit werden noch die Unterlagen gesichtet, was noch mehrere Wochen in Anspruch nehmen wird“, sagte Oberstaatsanwalt Frank Baumgarten.

Bereits in der Vergangenheit war Perret mehrfach unter Beschuss geraten, unter anderem wegen der Tötung nicht reinrassiger Tigerbabys und einer heimlichen Wegbewerbung.