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Stadtplanung Magdeburg im Klima-Wandel

Magdeburgs Planer brauchen gute Konzepte für die Vereinbarkeit von Stadtentwicklung und gesundem Klima.

Von Jana Heute 21.02.2018, 00:01

Magdeburg l 2013 war das Jahr des letzten schweren Hochwassers, 2017 das Jahr der Stürme. Mit „Friederike“ gleich im neuen Jahr führte uns die Natur Mitte Januar 2018 erneut ihre Wucht vor Augen. Immer deutlicher wird: Die Stadtplaner in Magdeburg müssen sich auf den Klimawandel einstellen, sollen die Folgen in Zukunft für die Elbestädter erträglich sein.

So wird eifrig an Konzepten gearbeitet. Auf der Ratssitzung Ende Januar 2018 hat der Stadtrat Magdeburg mit dem Masterplan für gutes Klima bereits ambitionierte Ziele bis 2050 festgesteckt.

Ein weiterer ist der Landschaftsplan, der als Orientierung für die Flächennutzungsplanung der nächsten 10 bis 15 Jahre dienen soll. Er fasst die wichtigsten Erkenntnisse zum Zustand von Flora und Fauna, Boden, Wasser, Klima und Luft zusammen und listet im Grünkonzept konkrete Maßnahmen etwa für neue Pflanzungen und Freiflächen auf.

Interessant ist dabei auch ein Blick auf die Gefahrenprognosen für Überschwemmungen, aber auch Trockenperioden. Zwar werde sich die Jahresniederschlagsmenge im nächsten Jahrhundert mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht verändern, heißt es in dem Entwurf, der sich auf Daten des Fachgutachtens Klimawandel 2013 stützt. Dennoch wird prognostiziert, dass die zukünftig wärmere Atmosphäre sowohl zu häufigeren und intensiveren Starkregenereignissen (von bis zu 165 mm/Tag) als auch zu häufigeren und intensiveren Trockenperioden (bis zu 75 Tagen im innerstädtischen Bereich) führen wird.

Vertiefend untersucht wurde das auch in dem soeben vorgelegten Klimaanpassungskonzept für Magdeburg, das ebenfalls Auswirkungen des Klimawandels untersucht hat.

Auch hier kommt man zu dem Fazit, dass sich in der Summe im Jahr an den Niederschlägen wohl nicht so viel ändern wird. Denn: Vorausgesagte „höhere Niederschläge im Winterhalbjahr kompensieren den wahrscheinlichen Niederschlagsrückgang im Sommerhalbjahr, so dass für die Jahresniederschlagssumme zukünftig nur mit geringfügigen Änderungen gerechnet wird“. Diese Aussage stützt sich auf jahrzehntelange Erhebungen der Wetterwarte Magdeburg des Deutschen Wetterdienstes.

Aber aufs Jahr gesehen ergeben sich doch deutliche Verschiebungen: Die monatlichen Niederschlagssummen haben in der aktuellen Klimaperiode besonders in den Monaten Februar bis April im Vergleich zur Referenzperiode (1961-1990) abgenommen. Gerade in den letzten Jahren sei vermehrt eine „Frühjahrstrockenheit“ mit negativen Auswirkungen auf die Vegetation aufgetreten. Deutlich höhere Niederschlagssummen seien dagegen in den zweiten Jahreshälften gemessen worden.

„Aussagen zur zukünftigen Niederschlagsentwicklung sind mit großen Unsicherheiten behaftet“, heißt es. Ausgewählte regionale Klimamodelle zeigen für Magdeburg keinen einheitlichen Trend der zukünftigen Niederschlagsentwicklung für die nahe Zukunft (2021-2050). Nur für die ferne Zukunft (2071-2100) wird übereinstimmend mit einem deutlichen Niederschlagsrückgang im Sommerhalbjahr gerechnet. Diese Aussage beruht allerdings nur auf zwei regionalen Klimamodellen.

Extremereignisse also ja. Aber Prognosen darüber, wie die Niederschlagsverteilung in Zukunft aussehen könnte, scheinen doch recht schwierig. Es bleibt ein gewisses Stochern im Nebel.

Die große Frage ist: Was tun? Wie sich auf das künftige Klima einstellen? Der Deutsche Wetterdienst hat zumindest eine Empfehlung: „Stadtplaner können diesen Problemen - erhöhte Überschwemmungsgefahr, hohe Luftschadstoffkonzentrationen, ausgeprägte Wärmeinseln und verschlechtertes Bioklima – durch eine Erhöhung des städtischen Grünflächenanteils und eine Verbesserung der Durchlüftung entgegenwirken“, so werden die Wetterexperten im Entwurf des Landschaftsplanes zitiert.

Eine Herausforderung für die Stadtplaner: Sie müssen nicht nur die Folgen des Klimawandels in die Planungen einbeziehen, sondern auch den Spagat, der sich aus der steigenden Nachfrage nach der nicht vermehrbaren Ressource „Boden und Fläche“ ergibt, schaffen.

Zahlen belegen seit Jahren eine steigende Tendenz der Umnutzung bisher unbebauter und unversiegelter Flächen: Innerhalb der Jahre 1994 bis 2006 stieg der Anteil von Siedlungs- und Verkehrsflächen an der gesamten kommunalen Katasterfläche von 36,9 auf 46,5 Prozent. Allerdings blieb der Anteil von Siedlungs- und Verkehrsflächen seit dem Jahre 2006 ungefähr konstant. Im Jahr 2013 habe er bei 46,3 Prozent gelegen. Spannend dürften neuere Analysen sein, die den anhaltenden Bauboom widerspiegeln, aber noch nicht erfasst sind.

Was sagt das zweite aktuelle Planwerk, das Klimaanpassungskonzept, dazu?

Für alle Stadtteile wurden „Steckbriefe“ erarbeitet, die neben vielen anderen Maßnahmen z. B. auch solche gegen zu große Flächenversiegelung auflisten. Beispiel Altstadt. Hier schlagen die Planer u. a. einen Rückbau von Versiegelung vor. Dabei könnten Straßenbahntrassen mit einbezogen werden und schrittweise zu Rasenbahnkörpern (insbesondere Breiter Weg, Ernst-Reuter-Allee, Otto-von-Guericke-Str., Hasselbachplatz) umgestaltet werden.

Für Stadfeld-Ost heißt es, dass neben der Förderung von Entsiegelungsmaßnahmen bei Neubauvorhaben Dachbegrünungen festgesetzt und die Straßenbahntrassen (insbesondere entlang der Großen Diesdorfer Straße) zu Rasenbahnkörpern ausgebaut werden könnten.

In Reform fällt der Blick z. B. auf die hochversiegelten Areale im Bereich des Börde-Parks und im Zentrum des Stadtteils (z. B. Kosmos-Promenade/Werner-Seelenbinder-Straße). Sie werden als besonders hitzegefährdet bzw. anfällig gegenüber Starkregen oder Stürmen angesehen. Auch hier gibt es die Empfehlung, Wege für eine Entsiegelung zu finden.

Noch sind das alles Vorschläge. Doch schon am 22. Februar 2018 liegt das Konzept, das ebenfalls als Entscheidungshilfe und Planungsgrundlage dienen soll, dem Stadtrat Magdeburg vor. Zunächst soll ein Grundsatzbeschluss erfolgen. Doch spätestens damit lohnt sich der genauere Blick in den dicken Katalog an Maßnahmen für die einzelnen Stadtteile.