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Städtische Werke Ursache für Rohrbruch in Magdeburg unklar

Nach dem Wasserrohrbruch in Magdeburg suchen die Städtischen Werke weiter nach der Ursache. Eine Radfahrerin war in ein Erdloch gestürzt.

Von Rainer Schweingel 16.10.2018, 13:00

Magdeburg l Ein Wasserrohrbruch am Uniplatz in Magdeburg hat am 13. Oktober 2018 zu einem Wasserloch geführt, in das zu allem Unglück auch noch eine Radfahrerin stürzte. Die Volksstimme sprach mit Johannes Kempmann, Technischer Geschäftsführer der Städtischen Werke Magdeburg (SWM), über Folgen des Rohrbruches.

Volksstimme: Was ist die Ursache für den Rohrbruch?

Johannes Kempmann: Das können wir im Moment noch nicht sagen. Fakt ist, dass es sich um eine Trinkwasserleitung zur Hauptversorgung mit einem Durchmesser von 600 Millimetern handelt. Nach ersten Erkenntnissen ist die Leitung an der Unterseite aufgerissen.

Wie kann so etwas passieren?

Genau das wollen wir mit der Ursachenforschung herausfinden. Die Leitung wurde etwa 1990 und damit noch vor Gründung der Städtischen Werke Magdeburg gebaut. Sie besteht aus sogenanntem duktilen Grauguss. Das ist eigentlich hervorragendes Material und kann nicht von sich aus reißen. Ich habe jedenfalls so etwas noch nicht erlebt. So wie es aussieht, ist es aber trotzdem passiert, und zwar auf der Unterseite an einem sechs Meter langen Rohr zwischen zwei Muffen.

Welche Ursache vermuten Sie?

Das ist reine Spekulation. Es kann alles sein, zum Beispiel ein damals nicht ganz fachgerecht ausgeführter Einbau. Um das aber genau zu klären, werden wir alles genauestens untersuchen. Das Ergebnis erwarten wir in etwa 14 Tagen.

Müssen Anwohner im Umkreis noch mit Einschränkungen rechnen?

Nein, die Versorgung ist sichergestellt. Es kann hier und da noch zu Braunfärbungen kommen, die aber unbedenklich sind.

Müssen wir in Zukunft verstärkt mit solchen Rohrbrüchen rechnen?

Nein, davon gehen wir nicht aus. Magdeburg verfügt über ein Trinkwassernetz von 820 Kilometern Länge. Davon sind 72 Kilometer sogenannte Hauptversorgungsleitungen mit einem Querschnitt ab 300 Millimetern. Eine solche Leitung ist jetzt geplatzt. Generelle Auffälligkeiten gibt es nicht. Wir haben vielleicht zwei bis drei solcher Lecks im Jahr. Das ist gemessen am Leitungsumfang im Prinzip normal.

In welchem Zustand sind die Leitungen?

Unser Trinkwassernetz ist durchschnittlich 45 Jahre alt. Das ist etwas besser als der Bundesdurchschnitt. Das liegt daran, dass nach 1990 unheimlich viel investiert wurde. Teilweise wurden ganze Gebiete völlig neu erschlossen. Wir haben aber auch noch 14 Kilometer aus dem 19. Jahrhundert.

Und die sind besonders gefährdet?

Nein, nicht grundsätzlich. Diese Leitungen liegen vor allem in Rand- und Außenbereichen der Stadt und zwar an solchen Stellen, wo der Verkehrsdruck nicht so groß ist.

Der Verkehrsdruck ist ohnehin die größte Gefahr für unsere Leitungen. Da hat sich ja in den Jahrzehnten mit der Entwicklung vom Pferdefuhrwerk bis zum 40-Tonnen-Laster ja einiges verändert, was Leitungen aushalten müssen. Grundsätzlich ist es aber so, dass eine Wasserleitung gut und gerne 100 Jahre in der Erde liegen und ohne Probleme funktionieren kann.

Es gibt also keine Schwierigkeiten?

Doch, natürlich. In den 1970er Jahren wurden unter anderem Asbestzementleitungen verlegt. Die sind an sich auch gut. Aber wenn die sich auf Druck von außen verschieben, dann droht dort Gefahr, dass sie brechen oder reißen.

Wie halten Sie die Leitungen fit?

Wir erneuern derzeit pro Jahr etwa ein Prozent des Leitungsbestandes. Wir haben schon mal mehr, aber auch schon weniger gemacht. Letztlich geht es hier aber auch um die Finanzierung. Wir müssen eine vernünftige Balance finden zwischen Investitionen und Erneuerung sowie dem Wasserpreis.

Angesichts des sinkenden Wasserverbrauchs: Benötigen wir in Magdeburg nicht weniger statt mehr Leitungen – der Unterhalt kostet ja viel Geld?

Das kann man so nicht sagen. Die Versorgung muss aufrecht erhalten werden.

Aber wir reagieren auf den sinkenden Wasserverbrauch bereits. Derzeit sanieren wir eine Haupttrinkwasserleitung in Sudenburg zwischen Südring und Kroatenweg. Dort schieben wir in ein 600 Millimeter Rohr eine neue Stahlleitung mit nur noch 400 Millimetern ein. Der Grund für die Verkleinerung liegt einfach am deutlich geringeren Bedarf.

Derzeit haben wir einen Wasserverbrauch von nur noch 30 Prozent gegenüber früher. Das führt auch zu Problemen in den Leitungen. Das Wasser darf da nicht zu lange stehen. Die Leute verbrauchen weniger. Und die Industrie fragt hier auch weniger nach.

Der Vorfall am Wochenende am Universitätsplatz bezog sich auf eine Trinkwasserleitung. Drohen Rohrbrüche auch bei den Abwasserleitungen?

Das ist nicht auszuschließen, aber nicht zu erwarten. Abwasserleitungen sind viel tiefer verlegt als Trinkwasserleitungen und damit weniger anfällig. Außerdem stehen diese Leitungen in der Regel nicht unter Druck, sondern transportieren das Abwasser im freien Gefälle. Wenn mal was defekt ist, merkt das meistens kaum jemand. Hier erneuern wir auch etwa ein Prozent der Leitungen pro Jahr. Allerdings ist das deutlich teuerer als bei Trinkwasserleitungen. Die Verlegung eines Meters Abwasserleitung ist etwa zwei bis dreimal teurer als die von Trinkwasserleitungen.